Batman & Robin

Gerade jetzt ist das Lager der Batman-Fans tief gespalten. Anhänger der alten Reihe, bestehend aus vier Filmen, verteidigen sich gegen den neuen Batman. Kurz vor dem Deutschlandstart von Batman – The Dark Night haben wir die bisherigen Verfilmungen erneut gesehen.
Nach Batman Forever unternahm Regisseur Joel Schumacher einen zweiten Versuch, Batman anders zu gestalten als zuvor Tim Burton. Auch in Batman & Robin geht es daher farbenprächtig zu.

Batman & Robin
Comic-Action, USA 1997. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 125 Minuten.
Mit: Arnold Schwarzenegger, George Clooney, Chris O’Donnell, Uma Thurman, Alicia Silverstone, Michael Gough, Pat Hingle, John Glover   u.v.a. Regie: Joel Schumacher.

„Sehr emanzipiert klingt das nicht. Wie wär’s mit Batperson oder Batwoman?“

Nach dem recht schwachen Vorgänger Batman Forever sorgte Batman & Robin für eine Flaute an den Kinokassen. Die Vorwürfe: eine Möchtegern-Story, blasse Darsteller und nicht einmal Sinn für Humor.

Dr. Victor Fries (Arnold Schwarzenegger) entwickelt ein Medikament für seine Frau, die an einer unheilbaren Krankheit leidet. Sein Handicap: nach einem Unfall muss er seine Körpertemperatur immer um den Gefrierpunkt halten, um weiterzuleben. Durch die Krankheit seiner Frau hat sich auch sein Charakter verändert: Sein Ziel ist es nicht mehr, anderen Menschen zu helfen, sondern möglichst viele zu vereisen. Einen Unfall hat auch die Biologin Pamela Isley (Uma Thurman) hinter sich. Sie wird zu Poison Ivy und stellt ab sofort die Belange der Natur vor die der Menschen, koste es, was es wolle. Als Ivy und Fries gemeinsame Ziele erkennen und zusammen arbeiten, sind Batman (George Clooney) und Robin (Chris O’Donnell) einmal mehr gefordert, Gotham City zu retten. Unterstützt werden sie dabei von Butler Alfreds (Michael Gough) Nichte Barbara (Alicia Silverstone), die sehr bald hinter das Geheimnis von Bruce Wayne kommt, die Bathöhle erkundet und sich sofort auf die Socken macht, um Batman und Robin Beistand zu leisten.

Triumvirat: Batgirl, Batman und Robin.

Nein, mit der ursprünglichen Idee hinter Batman hat dieser Film beileibe nichts mehr zu tun. Vielmehr geht es um das vorrangige Ziel Hollywoods: Kasse machen. Mit Produktionskosten von satten 125 Millionen Dollar gelang es Joel Schumacher auch diesmal, ein Starensemble vor die Kamera zu locken, das aber erschreckenderweise keineswegs in der Lage ist, den Film über seine 120 Minuten zu tragen.

Mit George Clooney gibt sich Batman noch lebenslustiger als zuvor Val Kilmer, der nur einen Film durchhielt. Bruce Wayne scheint das Partytier von Gotham City zu sein, der seine Rolle als Wohltäter scheinbar genießt. Im Wayneschen Schloss geht es dafür recht gefühlskalt zu, obwohl Butler Alfred ebenfalls an der Krankheit erkrankt, die auch Fries‘ Frau niederstreckt. Hier läge deutlich mehr Potenzial, hat Alfred den jungen Bruce doch nach dem Tod der Eltern großgezogen und über viele Jahre begleitet. Aber sei’s drum, kommen wir besser zu weiteren Unzulänglichkeiten von Batman & Robin.

Denn die gibt es zu Hauf. Da wäre vor allem eine völlig unausgegorene und hanebüchene Story. Nichts wird hinterfragt, nichts wird erklärt. Nebenhandlungen verlaufen im Sand, Trivialität ist an der Tagesordnung. Was auf dieser Ebene fehlt, versucht Schumacher mit Action auszugleichen. Zwar sind die Actionszenen gelungen, sie wirken aber oftmals deplatziert und schaffen es daher nicht, andere Unzulänglichkeiten zu überdecken.

Nicht vergessen dürften wir auch die schauspielerischen „Leistungen“. George Clooney mag ein sympathischer Schauspieler sein, hier agiert er aber weit unter seinen Möglichkeiten. Alicia Silverstone und Chris O’Donnell wirken überflüssig, Bruce Waynes Begleiterin in Abendgarderobe (Elle Macpherson) taucht gerade einmal für zwei Minuten auf. Dass Arnold Schwarzenegger ebenfalls kein gesegneter Schauspieler ist, wissen wir zwar schon länger, man könnte ihm aber dennoch vorwerfen, dass er sich endlich auf die Suche nach einem zweiten Gesichtsausdruck hätte machen sollen. Recht gut gefällt hingegen Uma Thurman als Poison Ivy.

Genug gelästert. Batman & Robin kann, man mag es kaum glauben, auch punkten. Im Vergleich zu Batman Forever fällt der hohe Nervfaktor der Bösewichte weg. Zwar sind ihre Ziele noch immer absoluter Unsinn, aber es macht Spaß, ihnen im Duell mit Batman & Co. zuzusehen. Auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke. Grandios sind unter anderem drei Szenen.

1. Gleich zu Beginn. Robin bestaunt Batmans Auto: „Ich will auch so nen Wagen. Die Bräute finden sowas toll.“ Batman: „Jetzt weiß ich, warum Superman allein unterwegs ist.“
2. Batgirl taucht auf, sieht Batman zum ersten Mal und stellt sich vor. Der gibt gleich Kontra: „Sehr emanzipiert klingt das nicht. Wie wär’s mit Batperson oder Batwoman?“
3. Ein Handlanger von Fries will diesem eine Nachricht überbringen, während er Fern sieht. Er fühlt sich gestört, friert ihn mit seiner Kanone ein und meint: „Ich hasse es, wenn mir Leute in den Film reinquatschen!“

Derartige Szenen machen dann doch Spaß und heben den Film von seinem enttäuschenden Vorgänger ab. Auch die Gotham-Kulissen sind einmal mehr gelungen, auch wenn Burtons dunkles Gotham besser gefiel.

Fazit: Alles in allem ist Batman mit Batman & Robin gestorben. Zumindest vorerst, denn gerade erleben wir eine Renaissance unter neuer Führung – Christopher Nolan scheint einen guten Job zu machen. Dennoch macht der Film deutlich mehr Spaß als Batman Forever und verleitet nicht zum Abschalten. Daher gibt’s in der Gnadenwertung, vor allem aufgrund des direkten Vergleichs mit Batman Forever, 4 von 10 Punkten.


Fries will Gotham City einfrieren.

Poison Ivys Küsse können nicht nur tödlich sein – sie sind es.
Johannes Michel, 18. August 2008. Bilder: Warner.


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