Die Sage von Beowulf schrieb ein unbekannter angelsächsischer Dichter im 5. oder 6. Jahrhundert zu einem Epos in Stabreimen auf. Darin kämpft ein tapferer Held am Hofe des dänischen Königs gegen das Ungeheuer Grendel. Sturla Gunnarsson hat darüber einen Kinofilm gedreht. Marius Joa über „Beowulf & Grendel“, der bei uns leider nur auf DVD erschien.
Historienfilm Island/Kanada/UK 2005. Regie: Sturla Gunnarsson. 100 Minuten (PAL-DVD). FSK ab 16.
Mit Gerard Butler, Stellan Skarsgård, Sarah Polley, Ingvar E. Sigurdsson, Tony Curran, Rory McCann, Eddie Marsan, Martin Delaney, Mark Lewis, Ronan Vibert u.v.a.
Im 5. Jahrhundert: regelmäßig wird der Hof des dänischen Königs Hrothgar (Stellan Skarsgård) vom Troll Grendel (Ingvar E. Sigurdsson) heimgesucht. Grendel tötet scheinbar wahllos die Krieger des Königs. Den Dänen eilt der Held Beowulf (Gerard Butler) mit seinen Gefolgsleuten zur Hilfe. Er soll das Monster töten, um die Bedrohung zu beenden. Ein ebenfalls angereister keltischer Priester (Eddie Marsan) verspricht Rettung vor dem Ungeheuer, wenn die Dänen zum Christentum konvertieren. Beowulf und seine Kameraden lauern Grendel auf, doch dieser will nicht gegen sie kämpfen. Nach einigen Nachforschungen bemerkt Beowulf, dass hinter Grendels Angriffen mehr steckt. Was verbirgt die geheimnisvolle „Hexe“ Selma (Sarah Polley)?
Vermutlich war es ein Mönch, der im 5. oder 6. Jahrhundert das Epos über den Helden Beowulf (etwa „Bienenwolf“) niederschrieb, der u.a. gegen den Troll Grendel kämpfte. Mit den Angelsachsen, die von Skandinavien nach Britannien auswanderten, ist das mündliche überlieferte Gedicht wahrscheinlich auf die Insel gekommen, wo es dann aufgezeichnet wurde. Auch J. R. R. Tolkien ließ sich für sein Roman-Epos „Der Herr der Ringe“ inspirieren, stellt doch das Reitervolk von Rohan quasi eine Mischung aus Beowulfs gautischen Männern und den in der Königshalle auf einem Hügel wohnenden Dänen dar.
Ende der Neunziger diente der Stoff bereits als Inspiration für das unterirdische C-Movie „Beowulf“ (1999) mit Christopher Lambert in der Titelrolle. Der in Island geborene kanadische Regisseur Sturla Gunnarsson wählte für seine Adaption des Epos eine realistische Herangehensweise. Gedreht wurde die Independent-Produktion unter ständig wechselnden und teilweise unmenschlichen Bedingungen (Windgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h) im Süden Islands. Mit Gerard Butler („Das Phantom der Oper“), Stellan Skarsgård („Dogville„, „Fluch der Karibik 2 & 3″) und Sarah Polley („Die Abenteuer des Baron Münchhausen“) sind sogar drei bekannte Namen unter den Darstellern vertreten.
Die Location Island verleiht der Atmosphäre des Films einen historisch recht akkuraten Eindruck. Außerdem sind die Landschaftsaufnahmen einfach traumhaft und einzigartig. Gäbe es einen Oscar für die schönsten Natur-Bilder in einem Film, so hätte „Beowulf & Grendel“ ihn mehr als verdient. Wegen der tollen Optik ist es bedauerlich, dass die Produktion hierzulande nicht im Kino zu sehen war, sondern gleich auf DVD erschienen ist.
Die Geschichte ist naturalistisch umgesetzt. Grendel ist kein komplett abartiges Ungeheuer, sondern nur ein „wilder“, vereinsamter Mensch, der nicht wahllos Menschen angreift, sondern gezielt die Männer des Königs. Das klassische Schwarz-Weiß-Schema wird hier aufgeweicht, denn keiner ist wirklich böse oder wirklich gut. Stattdessen muss der tapfere Held Beowulf seine Position überdenken und Detektivarbeit leisten. Denn die als Hexe geltende Seherin Selma scheint mit dem Troll eine gewisse Verständigung zu haben. Die Thematik der christlichen Missionierung wird hier durch den keltischen Priester Brendan angesprochen. Die naturalistische Inszenierung führt bei „Beowulf & Grendel“ allerdings dazu, dass der Film zu minimalistisch und unspektakulär wirkt. Ob das ständige Gefluche einiger Charaktere (vor allem in der OV) wirklich nötig war, bleibt ebenfalls fraglich. Der Konflikt mit Grendel und die Ermittlungen Beowulfs werden auch viel zu schnell und einfach aufgelöst. 20 bis 30 Minuten mehr Zeit hätten der Story sicher auch gut getan.
Von den Darstellern überzeugt vor allem Stellan Skarsgård in der Rolle des alternden und verzweifelten Dänenkönigs Hrothgar. Interessant übrigens, wie viele verschiedenen Akzente im englischen Original zu hören sind, von Gerard Butlers ziemlich breiten schottischen zu Sarah Polleys gemäßigtem Akzent.
Fazit: Naturalistisch-minimalistische Verfilmung des Helden-Epos mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen, leider aber etwas zu unspektakulär und deshalb „nur“ 6 von 10 Punkten.
Geheimnisvoll: Selma.
Beowulf und Dänenkönig Hrothgar.
DVD-Features:
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch
Neben einer Trailershow anderer Filme enthält die DVD folgendes Bonusmaterial:
Kurze Featurettes zu Beowulf und Grendel sowie König Hrothgar
Deutscher Trailer zum Film
B-Roll mit unkommentierten Clips von den Dreharbeiten
Interviews mit Regisseur Sturla Gunnarsson, den Darstellern Gerard Butler, Stellan Skarsgård und Sarah Polley sowie Drehbuchautor Andrew Rai Berzins und Kameramann Paul Stephens
Marius Joa, 8. Januar 2007. Bilder: Universum Film.
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