Die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts brachten im Kino eine Flut von Sandalenfilme mit sich. Vor allem die griechische Sagenwelt inspirierte zu vielen Produktionen von unterschiedlicher Qualität. Zu den besseren Werken dieser Art gehört Der Untergang von Troja. Marius Joa hat sich die DVD zum Film angesehen und setzt seine Rezensionsreihe zu Klassischen Sagen fort.
Der Untergang von Troja
Alternativ: Die schöne Helena (Helen Of Troy)
Historienfilm USA/Italien 1956. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 116 Minuten (Langfassung, PAL-DVD).
Mit: Rossana Podestà, Jacques Sernas, Cedric Hardwicke, Stanley Baker, Niall MacGinnis, Nora Swinburne, Robert Douglas, Torin Thatcher, Harry Andrews, Janette Scott, Brigitte Bardot u.v.a. Regie: Robert Wise. Drehbuch: Hugh Gray & John Twist. Nach Homer.
Der trojanische Krieg – Sprinter Version
Dank seiner günstigen Lage ist die kleinasiatische Stadt Troja zur reichen Macht im ägäischen Meer geworden. Dies ist Agamemnon (Robert Douglas), dem Hochkönig der Griechen, ein Dorn im Auge. Gemeinsam mit den anderen griechischen Königen plant er, Krieg gegen Troja zu führen. Doch Priamos (Cedric Hardwicke), der alte und weise König Trojas, möchte Frieden mit den langjährigen Feinden schließen und schickt seinen Sohn Paris (Jacques Sernas) zu Verhandlungen nach Griechenland. Auf dem Weg dorthin kommt das trojanische Schiff in einen heftigen Sturm und Paris wird an den Strand gespült. Dort findet ihn ausgerechnet Helena (Rossana Podestà), die Ehefrau von König Menelaos (Niall MacGinnis), dem Bruder von Agamemnon und Herrscher in Sparta. Helena und Paris verlieben sich ineinander. Nachdem sich die Friedensbemühungen von Paris als fruchtlos erweisen, flieht er mit Helena nach Troja. Der gehörnte Menelaos bittet seinen Bruder Agamemnon um Unterstützung und so ziehen die griechischen Könige mit 1000 Schiffen gegen Troja. Ein zehnjähriger Krieg nimmt seinen Lauf.
Die schöne Helena.
Man glaubt es kaum, aber es ist möglich, den komplexen Sagenkreis um den trojanischen Krieg in einem etwa zweistündigen Kinofilm zu erzählen. Diese schwierige Unterfangen gelingt Robert Wises monumentalem Historienfilm Der Untergang von Troja (früherer deutscher Titel: Die schöne Helena). Doch bei so einer für den inhaltlich vielschichtigen Stoff sehr kurzen Laufzeit müssen natürlich auch Kürzungen und Änderungen vorgenommen werden. Neben fehlenden olympischen Göttern, der Konzentration auf die wichtigsten Personen, wurde auch der Ablauf der Geschichte stark vereinfacht. Dies hat dann auch leider zur Folge, dass die Charaktere wenig ausgereift und eher Stereotypen sind. Die Trojaner sind eher gut, die Griechen eher böse.
Sieht man von den wenigen Schwächen ab, bekommt man ein, vor allem für damalige Verhältnisse, großes Historien-Spektakel geboten. Eine klassische Liebesgeschichte mit Spannung und Dramatik. Dazu aufwendige Kampfszenen mit über 30 000 Statisten. Gedreht wurde das 6 Millionen Dollar-Projekt in den Cinecittà-Studios in Rom, wo auch andere Monumentalklassiker entstanden. Was die Adaption klassischer griechischer Sagenstoffe betrifft, so gehört Der Untergang von Troja sicherlich zu den besseren Filmen, vor allem im Genre der alten Sandalen- und Monumentalfilme. Wie damals üblich ist die Inszenierung des Films sehr an das Theater angelehnt. Lange Takes mit viel Dialog sind also keine Seltenheit.
Obwohl ursprünglich namhaftere Darstellerinnen für die Rolle der Helena vorgesehen waren, entschied man sich für die eher unbekannte, junge Italienerin Rossana Podestà. Podestà konnte zwar kaum Englisch, war aber bereits 1954 in Die Fahrten des Odysseus an der Seite von Kirk Douglas als Prinzessin Nausikaä zu sehen. Auch dank eines Sprachtrainers konnte sie im Zusammenspiel mit vielen britischen Schauspielern wie Sir Cedric Hardwicke (Die Zehn Gebote) und Niall MacGinnis (Jason und die Argonauten) überzeugen. Die hier stark heroisierte Figur des Paris spielte der französisch-litauische Schauspieler Jacques Sernas. In einer kleinen Rolle als Helenas Dienstmädchen ist die junge Brigitte Bardot zu sehen.
Der Untergang von Troja startete am 26. Januar 1956 in 56 Ländern gleichzeitig, ein Novum in der Kinogeschichte. Robert Wise (1914-2005) sollte sich später noch einen großen Namen als Regisseur großer Filmklassiker wie West Side Story oder des Kultmusicals The Sound of Music machen. Außerdem inszenierte er den ersten Kinofilm von Star Trek und legte damit den Grundstein für eine erfolgreiche Kinoverwertung des bekannten Science-Fiction-Franchise.
Fazit: Aufwendiger Historienfilm, der trotz seiner Schnelligkeit und Kürze eine insgesamt werkgetreue Version der Sagen vom trojanischen Krieg bietet. 8 von 10 Punkten.
Paris erleidet Schiffbruch.
Das hölzerne Pferd.
DVD-Features
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Slowenisch, Spanisch, Türkisch, Tschechisch, Ungarisch
Bonusmaterial
Hinter den Kulissen (SW) (18 Min.)
USA-Kinotrailer
Marius Joa, 9. August 2009. Bilder: Warner Bros.
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