Nachdem Steve Reeves mit zwei Filmen als Herkules eine Welle von Sandalenfilmen losgetreten hatte, schlüpften auch andere physisch starke Darsteller in diese Rolle. Marius Joa setzt seine Rezensionsreihe über italienische Kultfilme mit Die Rache des Herkules fort.
Die Rache des Herkules (La vendetta di Ercole)
Abenteuerfilm Italien/Frankreich 1960. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 85 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Mark Forest, Broderick Crawford, Gaby André, Philippe Hersent, Leonora Ruffio, Giancarlo Sbragia, Wandisa Guida, Sandro Moretti, Federica Ranchi u.v.a. Regie: Vittorio Cottafavi.
Frauen, Schlangen, Elefanten
Tapfer kämpft sich der übermenschliche Held Herkules (Mark Forest) durch die Gefahren der Unterwelt, um an einen roten Rubin zu gelangen. Als er den Edelstein im Tempel des Rachegottes abliefert, erhofft sich Herkules, dass er von nun an endlich ein ruhiges Leben fernab von Kämpfen und Kriegen führen kann. Doch daraus wird leider nichts. Denn Euritos (Broderick Crawford), tyrannischer Herrscher von Theben, will dem verhassten Helden endlich den Garaus machen. Dazu bedient er sich gemeiner Intrigen. Dass sich Herkules’ Sohn Hyllos (Sandro Moretti) ausgerechnet in Euritos Mündel, die schöne Thea, verliebt hat, spielt dem Bösewicht natürlich in die Karten.
Der kampfesmüde Held, der ein beschauliches Leben im Kreise seiner Familie führen will, aber vom Bösen wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Dieses Konzept ist bei weitem nicht neu und Die Rache des Herkules bietet diesbezüglich auch keine besonderen Facetten. Dennoch gehört der Sandalenstreifen von Regisseur Vittorio Cottafavi (1914-1998) zu den eher besseren Genrefilmen. Das liegt vor allem an einer turbulenten, wenn auch teilweise verwirrenden Story.
Neben Muskelmann Mark Forest, der danach noch eine ganze Reihe von Filmen als Maciste drehte, setzte man hier auf einen zweiten amerikanischen Schauspieler, den Oscar-Preisträger Broderick Crawford (All The King’s Men) als Bösewicht Euritos. Euritos ist wohl die deutsche Übersetzung der verballhornten italienischen Variante von Eurystheus, dem Vetter und Gegenspieler von Herakles. Ansonsten tummeln sich hier wieder viele italiensche und französische Darsteller.
Um seine Ziele zu erreichen sich der skrupellose Euritos diverser tierischer Gehilfen, vor allem riesiger Schlangen und „wildgewordener“ Elefanten. Was den Zuschauer aber wohl am meisten verwirrt, ist die für Sandalenfilme inflationäre Anzahl von weiblichen Charakteren, die alle einen wichtigen Part haben. Mitunter ist der Film sogar einigermaßen spannend und die turbulente Story sorgt für ordentliche Unterhaltung. Im Mittelteil schleicht sich aber wieder die unvermeidbare Langeweile ein. Erschwerend kommt die fast lächerliche Eingangssequenz hinzu. Hier marschiert Herkules durch merkwürdige Studiokulissen und kämpft sowohl mit einem dreiköpfigen Hund aus Pappmaché als auch mit einem gefesselten Etwas, das wie eine schlecht kostümierte Mischung aus Katze, Vogel und Affe aussieht.
Weil die Rechte am Namen Herkules anderweitig vergeben waren, entschied sich der amerikanische Verleih die Hauptfigur in Goliath umzutaufen und dank eines neu gedrehten Finales wurde aus Die Rache des Herkules der Film Goliath And The Dragon. Doch dies war nur der Anfang einer wahnwitzigen Vermarktungspolitik italienischer Sandalenfilme in den USA.
Fazit: Turbulentes Abenteuer voller Intrigen, Untieren und Frauen. 4 von 10 Punkten.
DVD-Features
Sprachen: Deutsch, Italienisch.
Untertitel: keine
Bonusmaterial
Fotogalerie
Dokumentation Kino Kolossal (59 Min.)
Neben einem annehmbaren Film gefällt die DVD von Die Rache des Herkules auch dank der sehr interessanten Dokumentation Kino Kolossal, die das Genre des Sandalenfilms beleuchtet.
Marius Joa, 13. März 2010. Bilder: Black Hill/MC One.
Empfehlung
Weitere Sandalenfilme über Herkules
Die unglaublichen Abenteuer des Herkules (3/10)
Herkules und die Königin der Amazonen (3/10)
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