Sorgten früher große Filmparodien wie Die Nackte Kanone oder Spaceballs für Bauchmuskelkrämpfe, so muss man sich heute mit zweitklassigen Filmen dieser Art zufrieden geben. Bestes Beispiel: Superhero Movie.
Superhero Movie
Comicfilm-Parodie USA 2008. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 83 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Drake Bell, Sara Paxton, Christopher McDonald, Leslie Nielsen, Marion Ross, Kevin Hart, Ryan Hansen, Brent Spiner u.v.a. Drehbuch und Regie: Craig Mazin.
Platte Gags, wenig Lacher
Rick Riker (Drake Bell) ist ein einfacher Teenager, nicht besonders intelligent und auch nicht besonders sportlich. Natürlich ist er auch hoffnungslos in seine Nachbarin, die unerreichbare Jill Johnson (Sara Paxton) verliebt. Bei einem Schulausflug wird Rick in einem Labor von einer genetisch veränderten Libelle gebissen. Das hat Folgen. Fortan entwickelt Rick Superkräfte. Seine Hände kleben in denkbar ungünstigsten Momenten fest. Außerdem wird Rick stärker und schneller in seinen Reaktionen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entschließt sich Rick, als Superheld „Dragonfly“ (zu deutsch: Libelle) gegen das Böse in seiner Heimatstadt Empire City zu kämpfen. Sein schärfster Widersacher ist der Großindustrielle Lou Landers (Christopher McDonald), der sich dank einer Erfindung des Wissenschaftlers Dr. Strom (Brent Spiner) in den teuflischen Bösewicht „The Hourglass“ (Die Sanduhr) verwandelt.
Spider-Man lässt grüßen.
Früher war alles besser. Diese Äußerung mag oft übertrieben sein. Doch im Falle der Entwicklung der Filmparodien trifft sie den Nagel ziemlich auf den Kopf. In den 1980er und 1990er Jahren sorgten Filme wie Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug oder Die Nackte Kanone des kreativen Trios ZAZ (David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker) für echtes Brüller-Kino. Heute wird man als Zuschauer mit zweit- bis drittklassigen parodistischen Machwerken konfrontiert. Und so war es auch nur eine Frage der Zeit, bis es eine Superhelden-Parodie geben würde. Produzent David Zucker, seit Teil drei auch für die Scary Movie-Reihe verantwortlich, überließ hier dem Regie-Neuling Craig Mazin das Feld. Das Ergebnis: ein enttäuschender, zweitklassiger Spoof-Film, dessen gelungene Gags man an einer Hand abzählen kann.
Es war grundsätzlich richtig, sich beim Film hauptsächlich darauf zu konzentrieren, Szenen aus Spider-Man (2002) durch den Kakao zu ziehen. Doch wie schon so oft verpufft die Wirkung, weil zu viele andere Anspielungen und Charaktere aus anderen Filmen mit in die Handlung hineingepresst werden. Die Grundidee bei vielen Gags war sicherlich gut, doch die Umsetzung ist meist einfach zu schwach. Das mag auch an der kurzen Zeit liegen, die man für den Film hatte. Drehbeginn war im September 2007, der US-Kinostart war bereits Ende März 2008. Und so wirkt vieles in Superhero Movie lieblos heruntergekurbelt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten „Witze“ vollkommen niveaulos oder besonders bösartig gegenüber behinderten Menschen sind. Warum eine Hollywood-Parodie verstärkt auf solch zweifelhafte Elemente setzen muss, ist völlig unverständlich. Etwas merkwürdig ist, dass die eigentliche Handlung nach 68 Minuten vorbei ist und anschließend (noch vor dem Abspann) zusätzliche Szenen zu sehen sind, die es nicht in die eigentliche Filmfassung geschafft haben. Bezeichnenderweise sind diese oft sogar witziger als die Szenen vorher. Pluspunkt: während des Abspanns laufen ein paar Outtakes. Beängstigend echt wirken die kurzen Szenen, in denen ein Schauspieler namens Miles Fisher den Hollywoodstar und Scientology-GuruTom Cruise in Mimik und Gestik fast perfekt parodiert. Doch was hat das in diesem Film zu suchen?
Trotz namentlich klangvoller Besetzung in Nebenrollen und Miniparts kann der Film auch schauspielerisch wenig überzeugen. Die unbekannten Hauptdarsteller machen ihre Sache ganz ordentlich, aber auch Klamauk-Opa Leslie Nielsen (Die Nackte Kanone) ist nicht mehr der alte und selbst Kurzauftritte wie von Robert Hays (Hauptdarsteller aus Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug) helfen dem Film nicht weiter. Stattdessen werden möglichst viele Figuren aus der X-Men-Filmreihe und den schwachen Fantastic Four-Filmen in die Handlung gepresst.
Natürlich ist Superhero Movie besser als drittklassiger Parodie-Schrott wie Fantastic Movie oder Meine Frau, die Spartaner und ich, aber von einer ordentlichen geschweige denn guten Leistung kann hier wohl kaum die Rede sein. Wie viele schwache Möchtegern-Parodien werden es wohl noch werden? Vermutlich zu viele.
Fazit: Platte Comic-Helden-Parodie mit zu wenigen gelungenen Gags. 3 von 10 Punkten.
Onkel Albert (Leslie Nielsen).
Rick ist in Jill verliebt.
DVD-Features
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial
diverse Trailer
Alternatives Ende (5 Min.)
16 gelöschte Szenen (9 Min.)
Darsteller-Interview (11 Min.)
The Art of Spoofing: Making Of (11 Min.)
Das Bonusmaterial kann trotz seiner Überschaubarkeit teilweise überzeugen. Bei den Interviews und dem Making Of fällt auf, dass sich alle Beteiligten natürlich wie wahnsinnig gegenseitig loben, trotz der Qualität des Endprodukts. Christopher McDonald, der den Bösewicht spielt, behauptet gar, Superhero Movie wäre sein erster Spoof-Film. Da hat der gute Mann wohl vergessen, dass er 1993 in der Erotikthriller-Parodie Fatal Instinct mitspielte.
Marius Joa, 26. Juni 2009. Bilder: Senator/UFA/Universum Film.
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