Die Sage von Tristan und seiner Geliebten Isolde lieferte schon den Stoff für viele literarische Bearbeitungen, z.B. von Gottfried von Straßburg. Auch Richard Wagner adaptierte die Sage für seine Oper Tristan und Isolde. Mit der vorliegenden Produktion gibt es seit 2006 wieder einen Kinofilm. Marius Joa hat ihn sich auf DVD angesehen.
Liebesdrama/Historienfilm Deutschland/Tschechien/UK/USA 2006. Regie: Kevin Reynolds.
120 Minuten (PAL-DVD). FSK ab 12. Kinostart: 18. Mai 2006.
Mit James Franco, Sophia Myles, Rufus Sewell, David O’Hara, Mark Strong, Henry Cavill, Bronagh Gallagher, Ronan Vibert, Lucy Russell, JB Blanc u.v.a.
Liebe, Krieg und Intrigen
Die Römer haben Britannien verlassen und so sind die einzelnen Stämme der Insel wegen ihrer Verschiedenheit wieder zerstritten. Dieses Gunst möchte der machtgierige irische König Donnchadh (David O’Hara) nutzen. Er lässt die Burg von Marke (Rufus Sewell) in Cornwall angreifen, der die Briten unter seiner Herrschaft vereinen will. Dabei kommen die Eltern des Jungen Tristan von Aragon (Thomas Sangster) ums Leben. Marke nimmt Tristan in seine Familie auf und behandelt ihn fast besser als seinen eigenen Sohn Melot (Henry Cavill). Zum Manne herangereift, leitet Tristan (James Franco) einen Angriff auf einen Gefangenentransport der Iren. Dabei wird er schwer verwundet und für tot gehalten. Gerade noch so am Leben wird Tristan an die irische Küste gespült. Dort findet ihn die irische Prinzessin Isolde (Sophia Myles), Tochter von Donnchadh, und pflegt den Schwerverletzten gesund. Die beiden verlieben sich ineinander, jedoch ohne dass Tristan Isoldes wahre Identität kennt. Donnchadh lädt einige Zeit später alle britischen Fürsten zu einem Turnier ein. Der Sieger soll Isolde als Braut und zukünftige Königin heimführen, um Frieden zwischen den Inseln zu stiften. Tristan gewinnt das Turnier und Isolde, doch nicht für sich, sondern für seinen Ziehvater Marke. Isolde wird mit dem neuen König von Britannien verheiratet. Obwohl Marke sich als liebevoller Ehemann zeigt, schlägt Isoldes Herz weiter für Tristan, der ebenfalls an starkem Liebeskummer leidet. Heimlich beginnen sich die beiden zu treffen.
Ridley Scott (Gladiator, Königreich der Himmel u.a.) wollte die Geschichte von Tristan und Isolde eigentlich bereits nach seinem Debüt Die Duellisten (1977) Ende der 70er verfilmen, entschied sich aber dafür den Science-Fiction-Film Alien zu machen. So sollte es noch etwa 25 Jahre dauern, bis der Film schließlich gedreht werden sollte. Scott schickte das Script von Dean Georgaris an Kevin Reynolds (Robin Hood – König der Diebe), der die Regie übernahm. Ridley und Bruder Tony Scott fungierten als ausführende Produzenten. Gedreht wurde in Irland und Tschechien.
Die keltische Sage vom tragischen Liebespaar hat viele Varianten. Dass Tristan für seinen Onkel/Ziehvater Marke um Isolde wirbt und die beiden sich durch einen Liebestrank, der eigentlich für Isolde und ihren zukünftigen Ehemann Marke bestimmt war, unsterblich ineinander verlieben, darin stimmen so gut wie alle Versionen der Sage überein. Das Motiv der Dreiecksgeschichte ist für die keltischen Mythologie sehr charakteristisch, siehe auch die Dreieckskonstellation zwischen König Artus, Königin Guinevere und Ritter Lancelot. Der magische Aspekt wird in dieser recht entmythologisierten Verfilmung weggelassen. Es bedarf keines Zaubertranks, dass sich die von ihrem Vater als Ware behandelte Isolde in den edlen Tristan verliebt. Denn die irische Königstochter sehnt sich nach mehr als nur „Pflicht und Tod“ und glaubt an die wahre Liebe. Die tragische Liebesgeschichte ist hier eingebettet in ein Netz aus Intrigen. Der irische König denkt trotz der Verheiratung seiner Tochter ins verfeindete Britannien nicht an Frieden und nutzt die Uneinigkeit der britischen Fürsten für seine Zwecke aus.
Kritikpunkt Nr. 1: die wirkliche Tragik und Tragweite der verbotenen Liebe zwischen den Titelfiguren kommt irgendwie nicht ganz zur Geltung, was wohl daran liegt, dass dem Kriegsgeschehen und den Intrigen ein bisschen zu viel Raum gewährt wird. Bei genaurem Hinsehen offenbaren sich auch ein paar historische Ungereimtheiten, die jedoch weniger ins Gewicht fallen. Generell fehlt es der Story am letzten Biss, an der letzten Konsequenz. Alles wirkt zu glatt und oberflächlich. Um die richtige Zielgruppe anzusprechen, war eine intensivere Darstellung anscheinend nicht möglich. Dennoch ist Tristan + Isolde im Kino gefloppt. Obwohl das Ende sehr auf das amerikanische Publikum zugeschnitten ist, spielte der Film in den USA nur 15 Millionen Dollar ein. In Deutschland sahen ihn gerade knapp 88 000 Zuschauer. Sicherlich zu wenig.
Schauspielerisch überzeugt Sophia Myles (Underworld, Thunderbirds) in der Rolle der Isolde, während ihr Spielpartner James Franco (Spider-Man-Trilogie) gelegentlich mit der emotionalen Seite seines Parts überfordert zu sein scheint. Die schönen Bilder der irischen Landschaften werden dagegen nicht nur Irland-Liebhaber gefallen. Kulissen und Kostüme wirken ordentlich.
Fazit: Ordentliche, aber etwas zu oberflächliche Mischung aus Liebesdrama und Historienfilm. Trotz Liebe, Krieg und Intrigen fehlt es an manchen Stellen an Intensität. 6 von 10 Punkten.
Ehepaar: Marke und Isolde.
Liebespaar: Tristan und Isolde.
Zur DVD:
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Das Bonusmaterial der DVD ist äußerst dürftig. Neben Interview-Schnipseln mit den drei Hauptdarstellern und dem Regisseur gibt es noch ein dreiminütiges (!) Making Of, kurze unkommentierte Szenen vom Dreh, den Trailer, ein Musikvideo sowie eine umfangreiche Fotogalerie. Aber vor allem vom Making Of darf man sich sicherlich mehr erwarten.
Marius Joa, 4. Mai 2007. Bilder: Kinowelt.
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