Der Spion, der mich liebte

So wünschen wir uns das. Der Spion, der mich liebte ist einer der hervorstechenden Bondfilme. Wie es Schauspieler und Produzenten nach zwei schwachen Vorgängern schafften, wieder aufzutrumpfen, analysiert Johannes Michel.

Der Spion, der mich liebte (The Spy Who Loved Me)
Agententhriller, GB/USA 1977. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 120 Minuten.
Mit: Roger Moore, Barbara Bach, Curd Jürgens, Richard Kiel, Caroline Munro, Walter Gotell, Geoffrey Keen, Bernard Lee, George Baker, Michael Billington, Olga Bisera, Desmond Llewelyn, Edward de Souza, Vernon Dobtcheff, Valerie Leon, Lois Maxwell u.a. Regie: Lewis Gilbert.

Roger Moore „at his best“: Bond in Höchstform

Ein britisches U-Boot der Polaris-Flotte ist verschwunden. Kein Notruf ging ein, niemand will so recht an einen Untergang glauben. James Bond (Roger Moore) wird also beauftragt, nach dem Grund für das Verschwinden zu suchen. In Moskau hat der Geheimdienst ebenfalls ein verschollenes U-Boot wieder zu finden. Mit dem Fall wird die Agentin Anja Amasova, Codename Triple-X (Barbara Bach) betraut. Als die beiden nicht vorankommen, beschließen die Geheimdienste, sich erstmals zusammenzuschließen und gemeinsam nach den Booten zu suchen. Sie finden heraus, dass der Reedereibesitzer Stromberg (Curd Jürgens) verantwortlich sein könnte. Er strebt nach der Ausrottung der Menschheit zum Zwecke der Besiedlung der Meere. Und auch sein Handlanger Beißer (Richard Kiel) macht Bond und seiner Gefährtin ordentlich das Leben schwer.

Major Amasova ist Bonds Gegenspielerin vom russischen KGB. Wird auch sie ihm verfallen?

Endlich kommt die Bond-Reihe wieder in Fahrt. Nachdem uns die beiden ersten Filme mit Roger Moore, Leben und sterben lassen sowie Der Mann mit dem goldenen Colt nicht überzeugen konnten und sogar teilweise enttäuschten (erstgenannter ist der bisher schlechteste Film der Reihe), liefert Der Spion, der mich liebte beste Bond-Kost ab. Dafür gibt’s mit 10 von 10 Punkten die Höchstwertung. Warum?

Während die beiden Vorgängerfilme kontinuierlich darauf setzten, Roger Moore wie Sean Connery aussehen zu lassen und mit Kung-Fu- und hawaiiianischen Tanzeinlagen daher kamen, bietet Der Spion, der mich liebte endlich wieder Überzeugendes. Roger Moore bekam die Erlaubnis, etwas Eigenes zu schaffen, einen Bond, der sowohl zupacken als auch selbstironisch sein kann. So machen die gebotenen Witze auch wieder Spaß und führen nicht zu Peinlichkeiten, gesehen am Beispiel des Sheriffs Pepper in den beiden schon angesprochenen Bond-Filmen.

Während Bond noch in Österreich urlaubt, werden zwei U-Boote entführt. Auf einer Skihütte erhält er die Nachricht, sich umgehend zu melden. Dabei kommt es zu einem Zusammenstoß mit dem russischen KGB, während dem Bond den Geliebten von Anja tötet, was diese ihm, wie sollte es anders sein, im Verlauf der Handlung sehr übel nimmt. Weiter geht’s dann in Ägypten. Dort verkauft ein Lokalbesitzer die Pläne des U-Boot-Ortungssystems Polaris – ein Skandal aus britischer Sicht. Könnten doch die Sowjets jederzeit die gesamte Flotte orten, wenn sie diese in ihre Hände bekommen würden. Also muss Bond das höchste Gebot abgeben. Dazu kommt es allerdings nicht: Triple-X ist mit von der Partie und setzt, neben zahlreichen Tricks, ihren Charme gegen Bond ein. Natürlich wird sie ihm, wie alle Bond-Girls, irgendwann erliegen, Runde 1 geht aber klar an sie.
Verfolgt von Beißer kommt es zu einem ersten Showdown zwischen Tempelruinen und Beißer zieht den Kürzeren. Ab sofort arbeiten Bond und Anja zusammen und gehen gegen Stromberg vor. Dieser Bösewicht ist ein Phantast. Er will die gesamte Menschheit vernichten, um neu unter Wasser anzufangen. Seiner Meinung nach beschleunigt er damit den Ausrottungsprozess, der ohnehin stattfinden würde. Der Glaube an einen tödlichen „Kalten Krieg“ ist hier also noch vorhanden. Curd Jürgens spielt einen kalten „Kapitalisten der westlichen Welt“, der viele Trümpfe gegen Bond in der Hand hat, aber zu zögerlich (und situiert?) ist, um sie auszuspielen.

Gejagt von Strombergs Assistentin tauchen Bond und Anja im Lotus Esprit ab. Unter Wasser schwimmen sie Richtung Strombergs Wasserstation Atlantis, mitten im Meer vor Sardinien. Nur knapp und etwas nass können sie ihren Angreifern entkommen und schwimmen an Land. Zu dumm, dass ihr Weg mitten über einen belebten Strand führt – köstliche und ungläubige Blicke der Badegäste sind die Folge.

Um Stromberg endlich lahmzulegen, begeben sie sich an Bord eines U-Bootes, mit dem Ziel, selbst entführt zu werden. Stromberg kann die beiden aber an Bord seines Tankers, der die U-Boote einfängt, entlarven. Im Bauch des riesigen Tankers sind also nun schon drei U-Boote. Wie es dann weitergeht, wird hier nicht verraten, nur so viel: Bond muss natürlich gewinnen und erschießt im Finale Stromberg – ein lahmer Tod für einen Bösewicht. Beißer allerdings entkommt – wartet er doch auf seinen Auftritt im nächsten Bond.

Barbara Bach, ehemaliges Model und heute verheiratet mit Ex-Beatle Ringo Starr, macht ein erstklassiges Bond-Girl aus. So etwas haben wir bis heute nicht mehr gesehen. Sie hat eine Bond fast gleichgesetzte Rolle inne, spielt brillant und zieht mit ihren Outfits sehnsüchtige Blicke auf sich. Auf Curd Jürgens wurde schon eingegangen, fehlt noch der Beißer. Richard Kiel, der bei einer Körpergröße von 2,13 Meter unter Akromegalie (einer ausgeprägte Vergrößerung der Körperendglieder oder vorspringenden Teile des Körpers) leidet, gibt einen der besten Handlanger der Bond-Reihe ab. Mit seiner Rolle ging er in die Filmgeschichte ein.

Fazit: Bester Film der Bond-Reihe. Für die tolle Leistung 10 von 10 Punkten.


Atlantis, die Unterwasser-Station von Millionär Stromberg.

Auch Beißer macht Bond zu Schaffen.

Curd Jürgens gibt einen kalten Bösewicht ab.

Triple-X in Uniform.

Auto unter Wasser.
Johannes Michel, 22. Juli 2007. Bilder: MGM/United Artists.


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