Actionreich präsentiert sich Bond-Film Nummer 4, „Feuerball“. Im Rahmen unserer Bond-Reihe hat Johannes Michel den Film gesehen und schreibt, warum hier die Grundsteine für den Bond gelegt wurden, wie wir ihn heute kennen.
(Thunderball)
Agententhriller, GB/USA 1965. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 124 Minuten. Kinostart: 17. Dezember 1965.
Mit: Sean Connery, Claudine Auger, Adolfo Celi, Luciana Paluzzi, Rik Van Nutter, Guy Doleman, Molly Peters, Martine Beswick, Bernard Lee, Desmond Llewelyn, Lois Maxwell u.v.a. Regie: Terence Young
Action, Frauen, falsche Türschilder
1965 durfte Sean Connery zum vierten Mal James Bond spielen – und wie nicht anders zu erwarten, entwickelte sich „Feuerball“ zum bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichsten 007-Film.
Erneut ist die Welt in Gefahr. Die Verbrecherorganisation „Phantom“ hat ein Militärflugzeug entführt, das mit zwei taktischen Atomraketen bestückt war und erpresst die britische Regierung, die für die Rückgabe der Bomben 100 Millionen Pfund zahlen soll. Der Geheimdienst gibt daraufhin an sämtliche Doppelnull-Agenten den Auftrag, diese wiederzubeschaffen, bevor die Zahlungsfrist abläuft. James Bond (Sean Connery) ermittelt in Nassau auf den Bahamas, da sich dort die Schwester eines Crewmitglieds der entführten Maschine aufhält. Schnell wird klar, dass die Nummer 2 der Organisation „Phantom“, Emilio Largo (Adolfo Celi), sich ebenfalls dort aufhält und möglicherweise in die Aktion verwickelt ist.
Schlägt sich auf Bonds Seite: Domino.
Spannende Story
„Feuerball“ ist der bis dahin actionreichste Film der Bond-Serie. Fast ein Viertel der Aufnahmen spielen unter Wasser, da das „Phantom“ die Atombomben unter Wasser versteckt hat, nachdem das Flugzeug ins Meer gestürzt war. Schnelle Bilderfolgen halten den Zuschauer bei der Stange, genauso wie die großartig gewählten Kulissen auf den Bahamas. Immer wieder interessant ist auch, wie Verbrecher mit Ihresgleichen verfahren, sollte einmal eine Aktion nicht wie gewünscht verlaufen. Da wird das Auto des einen Gangsters gesprengt, der nächste wandert ins Haifischbecken.
Gentleman Bond
Von Film zu Film entwickelt Sean Connery den James Bond, wie wir in heute kennen, zum Gentleman und Macho zugleich. Lockere und ab und zu selbst aus heutiger Sicht „verwerfliche“ Sprüche unterstreichen dies. Aber: Auch ein James Bond kann verführt werden. So tappt er in die Falle, als Fiona Volpe (Luciana Paluzzi), Mitglied des „Phantom“, ihre Netze auswirft und Bond ohne Probleme abschleppt. Dass aber nach der heißen Verführung im Hotel die Verhaftung durch ihre Handlanger ansteht – damit hat Bond keineswegs gerechnet. Seine berühmte „Waffe unter dem Kopfkissen“ hilft ihm da auch nicht weiter und so kommentiert er seine Niederlage mit: „Berufsrisiko“.
Verführungskünste unnötig
Auch die zweite für die Handlung wichtige Frau, Dominique „Domino“ Derval (Claudine Auger), muss Bond nicht selbst verführen. Sie ist anlehnungsbedürftig und hat von ihrem Vormund Largo eigentlich mehr als genug. Dennoch traut sie sich nicht, ihm zu entfliehen. Als sich herausstellt, dass Largo für den Tod ihres Bruders verantwortlich ist, schlägt sie sich umso mehr auf Bonds Seite und bringt Largo schließlich selbst zur Strecke.
Insgesamt hinterlassen die beiden Frauen Fiona und Domino einen außerordentlich guten Eindruck. Besonders Luciana Paluzzi spielt die Fiona Volpe in einer Mischung aus anziehend, höchst erotisierend und zugleich zutiefst verrucht. Vielleicht erliegt ihr Bond genau aus diesem Grund. Domino erscheint zunächst als das brave Mädchen, kann aber dann, als es darauf ankommt, überaus gefährlich werden.
Nichts geht ohne das „Phantom“
Die Verbrecherorganisation spielt zum dritten Mal die zentrale Rolle. Schon in „Dr. No“ und „Liebesgrüße aus Moskau“ bedroht sie die Welt. Largo, die Nummer 2 im Unternehmen, wird hervorragend von Adolfo Celi gespielt, der mit seiner Augenklappe und seinem zugleich hohen Intellekt bedrohlich, aber auch anziehend auf den Zuschauer wirkt. Zwar beobachtet er Bond eine ganze Zeit, nutzt aber auch dessen Schwächen (siehe Fiona) aus, um ihn zur Strecke zu bringen. Er ist also kein Zögerer wie Goldfinger, der die Meinung vertrat, ein lebender Bond sei wertvoller als ein toter Bond.
Nervige Filmmusik
Kommen wir zu einer entscheidenden Schwäche von „Feuerball“. Durch die langen Unterwasserszenen wird der Film auf über zwei Stunden ausgedehnt. Da unter Wasser keine Dialoge möglich sind, versucht Komponist John Barry, ein eindringliches Thema für seine Musik zu finden. Dieses mag zwar nicht schlecht sein und auch zu den Unterwasserkämpfen passen, allerdings geht es dem Zuschauer doch stark auf die Nerven, da es sich immer wiederholt und wenig Neues bietet. Zu guter letzt wird es auch bei den Schlussszenen auf der Yacht „Disco Volante“ erneut aufgegriffen.
Fazit: Bezogen auf die Actionszenen hat seit „Goldfinger“ eine positive Entwicklung statt gefunden. „Feuerball“ ist ein mehr als ordentlicher Bond-Film, der aber Probleme mit seiner Filmmusik und diversen Filmfehlern hat. Dass eine Tür nur wenige Sekunden nach dem Betreten beim Verlassen plötzlich eine andere Aufschrift trägt, sollte nicht passieren. 8 von 10 Punkten.
Große Teile von „Feuerball“ spielen unter Wasser.
Hat Bond zeitweilig im Griff: Largo.
DVD-Ausstattung:
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Bonusmaterial:
Making Of
Audiokommentar des Regisseurs
Audiokommentar von Peter Hunt, John Hopkins & anderen
Special: Inside Thunderball
Fotogalerie verschiedene Trailer
TV-Spots Radio-Spots
Die Ultimate Edition mit noch mehr Bonusmaterial erscheint am 19. November 2006. Bereits ab 13. November gibt es alle 20 Filme in der Monsterbox.
Johannes Michel, 09. November 2006. Bilder: United Artists/MGM.
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