American Gangster

Denzel-Washington-Fans dürfen sich freuen – erleben sie doch mit American Gangster ihren Helden in absoluter Höchstform. Johannes Michel war im Kino und schreibt, warum sowohl Washington als auch Filmgegner Russell Crowe für ihre Leistung einen Oscar verdient hätten.

American Gangster
Thriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 157 Minuten.
Mit: Denzel Washington, Russell Crowe, Chiwetel Ejiofor, Josh Brolin, Lymari Nadal, Ted Levine, Roger Guenveur Smith, John Hawkes, RZA, Yul Vazquez, Malcolm Goodwin u.v.a. Regie: Ridley Scott.

„Jeder Mensch hat seinen Platz in der Welt – und da gibt es zwei Möglichkeiten: Man ist jemand oder man ist niemand.“

Vor dem filmischen Werk von Regisseur Ridley Scott, der in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag feiert, darf man sich sicher verneigen. Hat er uns Kinofans doch Filme wie Alien, Gladiator und Black Hawk Down beschert. Ende 2006 überraschte er mit dem sentimentalen Film Ein gutes Jahr, mit Russell Crowe in der Hauptrolle. Dieser arbeitet auch bei American Gangster wieder mit.

Der Vietnamkrieg befindet sich gerade in seiner schlimmsten Phase, als in New York ein neuer Mann aufsteigt. Frank Lucas (Denzel Washington), über ein Jahrzehnt treuester Untergebener des „Königs von Harlem“ Bumpy Johnson (Clarence Williams III.), strebt selbst nach der Macht im Untergrund. Während der Drogenhandel der Stadt von korrupten Polizisten kontrolliert wird, die Drogen zwar beschlagnahmen, danach aber verschnitten wieder unters Volk bringen, entwickelt Lucas eine neue Geschäftsidee: Über das US-Militär schleust er unverschnittenes Opium direkt aus Asien ein und verkauft dieses zu einem niedrigeren Preis als die Konkurrenz. So wird er zum mächtigsten Mann in der Unterwelt von Harlem und macht sich nach und nach Feinde.
So läuft sein Geschäft erfolgreich über fast zehn Jahre, bis der findige Polizist Richie Roberts (Russell Crowe) mit den Ermittlungen seiner neuen Antidrogen-Einheit beginnt und sich wundert, warum bisher niemand gegen Lucas vorgegangen ist. In der Folge gerät Lucas immer mehr in Bedrängnis, da auch seine Drogenquelle zu versiegen droht, als die Armee aus Vietnam abzieht.

Frank Lucas genießt das Vertrauen der Bürger von Harlem.

„Dieser Film basiert auf einer wahren Geschichte“, prangt direkt zu Beginn groß auf der Leinwand. Nicht immer glänzen Filme, die sich auf wahre Begebenheiten berufen, mit Qualität – wird doch allzu oft einfach ein realistischer Hintergrund einfach zu Grunde gelegt. Im Falle von American Gangster sieht das aber anders aus. Frank Lucas, der 1991 aus der Haft entlassen wurde, stand dem Filmteam als Berater zur Seite und verpasste kaum einen Drehtag.

Daher präsentiert der Film sich realistisch wie selten. Denzel Washington gelingt der Spagat zwischen Familienmensch und kaltblütigem Gangster grandios – einen Oscar hat er schon, ein nächster nicht ausgeschlossen. Polizist Richie Roberts, ebenfalls erstklassig verkörpert von Russell Crowe, ist das krasse Gegenteil. Für Familie interessiert er sich herzlich wenig, seine Frau trennt sich von ihm und zieht ihn für einen Sorgerechtstreit vor Gericht. Seiner Attitüde als „Weiberheld“ macht er direkt einmal alle Ehre, als er sogar mit seiner Scheidungsanwältin im Bett landet.

Aber gerade dieser verkappte Polizist macht die größere Entwicklung durch: Er legt seine Prüfung vor der Anwaltskammer mit Erfolg ab und wechselt vom Hawaiihemd zum schicken Anzug. Drogenbaron Lucas hingegen verpasst den Ausstieg aus dem Geschäft und versucht, seine Position zu festigen und sogar noch auszubauen. „Sollte man nicht aufhören, wenn es am Schönsten ist?“ fragt ihn sogar sein Drogenlieferant – aber Lucas will darauf nicht hören.

So kommt es schließlich zum Showdown zwischen Lucas und Roberts, auch wenn sich die beiden Kontrahenten erst begegnen, als schon alles gelaufen ist. Und so wird der Zuschauer von einem Frank Lucas überrascht, der nicht sauer zu sein scheint, verhaftet worden zu sein, sondern beginnt, mit dem Polizisten, der ihn immerhin hinter Gitter gebracht hat, zu kooperieren. Es folgt die Festnahme von hunderten Polizeibeamten, die in krumme Geschäfte verwickelt waren.

An Mafiafilme wie Der Pate reicht American Gangster nicht ganz heran. Er ist eher mit Good Fellas zu vergleichen, unterhält aber etwas besser. Somit eignet er sich auch für Zuschauer, die weniger an Dialogen als an Action interessiert sind – auch wenn American Gangster hier hinter anderen Denzel-Washington-Filmen zurück bleibt. Und gerade das macht den Film leicht problematisch. Die Charakterzeichnungen, die Dramaturgie – alles nahe an der absoluten Perfektion. Aber 157 Minuten sind nun einmal sehr lang, sogar eine Pause gönnt das Kino seinen Besuchern. Zwar kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, die richtige Definition wäre aber Langatmigkeit. Durchhaltevermögen ist also schon gefragt.

Fazit: Sehr unterhaltsamer Actionthriller mit einem hervorragenden Denzel Washington, der nur durch seine Länge etwas leidet. 8 von 10 Punkten.


Eva (Lymari Nadal) hat als Frau von Frank Lucas kein einfaches Leben.

Polizist Roberts begeht aus Sicht seiner Kollegen einen Fehler: Er liefert Drogengelder ab, anstatt sie einzukassieren.

Lucas hat Probleme mit dem korrupten Cop Detective Trupo (Josh Brolin).
Johannes Michel, 21. November 2007. Bilder: Universal.

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