Menschen gelten in Zeichentrickfilmen als am schwersten zu animieren. Daher waren sie in den bisherigen Filmen von Pixar (zum Beispiel „Toy Story“ oder „Findet Nemo“) nur Nebenfiguren. In „Die Unglaublichen“ hat sich das geändert. Regisseur Brad Bird, der schon aktiv die Erfolgsstory der „Simpsons“ mitgeschrieben hat, wagte sich an eine völlig neue Art des Animationsfilms. Er richtet ihn nicht mehr nur auf das junge Publikum aus, Menschen stehen im Mittelpunkt der Handlung. Ob Bird die Revolution gelungen ist, lesen Sie im Folgenden.
Trickfilm/Action, USA 2004; FSK: Freigegeben ab 6 Jahren, 115 Minuten.
Mit den deutschen Stimmen von: Markus Maria Profitlich, Kathrin Fröhlich, Kai Pflaume, Manuel Straube, Herbert Feuerstein, Felicitas Woll, Marco Iannotta, Mechthild Großmann, Barbara Schöneberger; Regie: Brad Bird
Wenn „Die Unglaublichen“ eines nicht sind, dann eine ganz normale Familie. Papa Bob (Mr. Incredible) ist superstark, seine Frau Helen (Elastigirl) kann sich beliebig dehnen und strecken, Tochter Violet wird auf Kommando unsichtbar und kann künstliche Kraftfelder erzeugen und Sohnemann Dash ist schnell wie eine Rakete.
Leider sind Superhelden quasi verboten und leben verborgen mitten unter der Bevölkerung, da sie in der Vergangenheit bei diversen Rettungsaktionen zu viel Schaden angerichtet und damit dem Staat und somit dem Steuerzahler Millionen gekostet haben. Mr. Incredible ist seit dem bei einer Versicherung beschäftigt, legt einiges an Gewicht zu und versauert hinter seinem Schreibtisch. Auch den Kindern geht es nicht besser. In der Schule müssen sie ihre Superkräfte unterdrücken: Dash wäre im Sportunterricht sicher unschlagbar und darf daher erst gar nicht teilnehmen.
Der Moment, in dem die ganze Familie plötzlich auf ihre Superkräfte angewiesen ist, kommt unerwartet. Buddy Pine, der früher ein Fan von Mr. Incredible war und von diesem bitter enttäuscht wurde, weil er ihn bei seiner Arbeit als Superheld nicht dabei haben wollte und sich jetzt „Syndrome“ nennt, erfindet einen überdimensionalen Kampfroboter. Diesen möchte er dann vor den Augen der Welt besiegen und selbst zum Superhelden aufsteigen. Damit er auch der einzige ist, hat er zuvor alle Superhelden, die irgendwo verborgen gelebt hatten, umgebracht – alle außer der Familie Incredible und dem Superhelden Frozone. Zusammen stellen sie sich Syndrome im großen Finale.
Wirklich: „Die Unglaublichen“ sind unglaublich. Nie zuvor sah der Kinobesucher einen derartig perfekten Animationsfilm. Und endlich verabschiedet sich Zeichentrick von Image des Films für Kinder. Erstmals in seiner Geschichte ist ein Pixar-Film (Pixar gehört zum Walt Disney-Konzern) daher nicht unbeschränkt freigegeben. Auch die Länge von fast zwei Stunden erinnert nicht mehr an einen Kinderfilm.
Mit Freude sehen wir daher noch nie da gewesene Tricktechnik, detailgetreu und perfekt. Einige Mitarbeiter von Pixar kümmerten sich zum Beispiel eigens um die Gestaltung der Frisuren der Superhelden und der übrigen Charaktere. Beeindruckend ist zum Beispiel eine Szene, als Elastigirl, Violet und Dash mit dem Flugzeug ins Meer stürzen und, wie sollte es anders sein, mit nasser Frisur und Kleidung auftauchen – selbst den Laien wird diese grafische Umsetzung beeindrucken.
Ein Lob muss auch der deutschen Synchronisation gelten. Markus Maria Profitlich, der auch körperlich an Mr. Incredible erinnert und Herbert Feuerstein, der seine Stimme dem Versicherungschef (rechts im Bild) leiht und ebenfalls in Natura sehr an diesen erinnert, stechen sicherlich hervor. Aber auch Barbara Schöneberger als Mirage und Kai Pflaume als Frozone kommen beim Publikum gut an.
Fazit: 8 von 10 möglichen Punkten. Besser könnte ein computeranimierter Film kaum sein. Ein Film mehr für die Liste der DVD-Anschaffungen.
Mr. Incredible im Einsatz.
Mirage, in der deutschen Synchro gesprochen von Barbara Schöneberger.
Johannes Michel, 28. Dezember 2004
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