Fantasyfilm USA/UK 2005. Regie: Mike Newell. Musik: Patrick Doyle. Nach J. K. Rowling.
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Ralph Fiennes, Michael Gambon, Brendan Gleeson, Jason Isaacs, Miranda Richardson, Alan Rickman, Maggie Smith, Timothy Spall u.v.a. 157 Minuten. FSK ab 12.
Das vierte Schuljahr in Hogwarts steht für Harry und seine Freunde bevor. Doch vorher besucht er mit Hermine und den Weasleys das Finale der Quidditch-Weltmeisterschaft zwischen Irland und Bulgarien. Nach dem Spiel tauchen Todesser, Gefolgsleute des bösen Lord Voldemorts, der Harrys Eltern getötet hat, auf und verbreiten Panik unter den Massen. Harry wird von den anderen getrennt und sieht, wie ein Mann das Dunkle Mal, das Zeichen Voldemorts, am Himmel heraufbeschwört.
Zurück in Hogwarts gerät Harry vom Regen in die Traufe, denn jemand hat seine Teilnahme am Trimagischen Turnier, das dieses Jahr an seiner Schule stattfindet, eingefädelt. Eigentlich dürfen nur Jugendliche ab 17 Jahren teilnehmen. So muss sich Harry mit seinen zarten 14 Jahren den schwierigen Prüfungen des Turniers unterziehen. Die Liste der Konkurrenten ist auch nicht ohne: Da wären die feengleiche französische Schönheit Fleur De La Cour (Clémence Poésy), das bulgarische Qudditch-As Viktor Krum (Stanislav Ianevski) und der tapfere Strahlemann Cedric Diggory (Robert Pattinson). Und als ob das nicht genug wäre, kommt ihm und seinen Freunden auch noch die Wirren der Pubertät dazwischen.
Macht Harry das Leben noch schwerer: Klatschkolumnistin Rita Kimmkorn.
Nach dem Amerikaner Chris Columbus und dem Mexikaner Alfonso Cuáron, nahm beim vierten Film nun mit Mike Newell („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) ein Brite auf dem Regiestuhl Platz. Er und Drehbuchautor Steven Kloves, der auch schon während der ersten drei Filme das Script ablieferte, standen vor der schweren Aufgabe, die wichtigsten Elemente des 760 Seiten dicken Buches in einen Film zu packen und daraus eine spannende und in sich schlüssige Story zu machen. Und es ist ihnen gelungen. Auch wenn die Handlung an manchen Stellen etwas gehetzt wirkt und man mit wenigstens zehn Minuten mehr gewisse Zusammenhänge etwas besser hätte erklären können, so wird der Film doch der Vorlage gerecht. Die Stimmung ist wie im dritten Teil eher düster und der begonnene Reifungsprozess überträgt sich auch hier von den drei allmählich erwachsen werdenden Hauptcharaktere auf das gesamte Werk. Das übermäßig Kindliche, das die ersten beiden Filme für manche Zuschauer weniger sehenswert, weil nervig, machte, ist fast vollkommen entschwunden. Stattdessen ergibt das Ganze eine ausgewogene Mischung aus Jugendfilm, Abenteuerfilm und Thriller.
Wegen einiger düsterer und nicht unbrutaler Szenen ist der Film für Kinder unter 12 Jahren absolut nicht geeignet. Eltern sollten daher davon absehen, mit ihren Sprösslingen zwischen 6 und 11 Jahren, sich den Film anzuschauen. Die neue Regelung, angelehnt an die Freigabebestimmungen in den USA, dass Kinder zwischen 6 und 11 mit einem Elternteil in Filme ab 12 Jahren gehen dürfen, ist auch hier wenig sinnvoll.
Absolut solide und teilweise sehr beeindruckend sind wiederum die Spezialeffekte, die auch hier einen Großteil des Films ausmachen. Bei der Szene mit dem Drachen wäre allerdings weniger auch mehr gewesen. Dennoch ist „Harry Potter und der Feuerkelch“ kein seelenloses Effekte-Gewitter, wie z.B. die neuen „Star Wars“-Filme teilweise wirken.
Patrick Doyle, der Hauskomponist von Shakespeare-Ikone Kenneth Branagh (2002 selbst in „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ zu sehen), komponierte einen guten Score, der vielleicht nicht übermäßig spektakulär ist, jedoch etwas mehr zu überzeugen weiß als die vielen Wiederholungen von Vorgänger John Williams in Teil 1 bis 3, wobei Doyle das Hauptthema übernahm. Erstmals ist in diesem Film auch „moderne“ Rockmusik zu hören, was nicht unpassend, sondern amüsant wirkt.
Neben dem Stammpersonal Robbie Coltrane (Hagrid), Michael Gambon (Prof. Dumbledore), Alan Rickman (Prof. Snape) und Maggie Smith (Prof. McGonagall) geben sich wieder weitere britische Schauspielgrößen die Klinke in die Hand. Zum einen die oft auf böse Charaktere fixierte Miranda Richardson in einer herrlichen Darbietung als sensationsgeile Klatschreporterin Rita Kimmkorn, die Harry und seinen Freunden das Leben etwas schwer macht. Der kolossartige Ire Brendan Gleeson („Braveheart“, „Troja“) verkörpert den von seiner Jagd auf Voldemorts Todesser schwer gezeichneten neuen Professor „Mad Eye“ Moody, der den bisher immer wieder neu besetzten Posten des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste übernimmt und dabei nicht nur mit seinem allsehenden, magischen Auge für Trubel sorgt. Für die Rolle von Harrys Todfeind, dem bösen Lord Voldemort, wurde Ralph Fiennes, dessen Gesichtszüge durchaus noch hinter der Maske zu erkennen sind, ausgewählt. Leider wirkt die Darstellung des dunklen Lords nicht so eindrucksvoll, wie man sich das vielleicht vorstellt oder gewünscht hat. Die drei Hauptdarsteller Daniel Radcliffe (Harry), Emma Watson (Hermine) und Rupert Grint (Ron) wissen immer mehr zu überzeugen, vor allem letzterer ist nicht mehr auf Dialoge wie „Voll krass!“ reduziert. Der Film ist bei aller Düsternis und Ernsthaftigkeit natürlich auch teilweise lustig. Besonders die Weasley-Zwillinge Fred und George sorgen als ständige Spaßmacher und Unruhestifter für einige Lacher.
Fazit: Aus dem, meiner Meinung nach, bisher besten Harry-Potter-Buch ist ein sehr guter Film geworden, der trotz einiger Kürzungen der Vorlage fast so gerecht wie möglich wird und neben einer spannenden Geschichte, gute Darsteller, solide Spezialeffekte und eine Prise Humor bietet. Das gibt 8 von 10 Trimagischen Pokalen.
Allein gegen das Böse
Viktor Krum umgarnt Hermine.
Marius Joa, 26.11.2005
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