Mainstreamkino muss nicht immer anspruchslos sein. Das beweist Spike Lee mit seinem neuen Film „Inside Man“. Nicht nur aufgrund der Starbesetzung mit Denzel Washington, Clive Owen und Jodie Foster kann Johannes Michel den Film wärmstens empfehlen.
Thriller, USA 2006. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 129 Minuten.
Mit: Denzel Washington, Clive Owen, Jodie Foster, Kim Director, Chiwetel Ejiofor, Willem Dafoe, Ashley Atkinson, Cherise Boothe, Christopher Plummer u.a. Regie: Spike Lee.
Zwei „Sieger“: Gut und Böse
„Warum ich den perfekten Bankraub begehe? Nun, weil ich es kann.“ Keine Frage: Dalton Russell (Clive Owen) hat dazu die Intelligenz, die Nerven und die Kaltblütigkeit. Das bekommt vor allem Detective Keith Frazier (Denzel Washington) zu spüren. In diesem Katz-und-Maus-Spiel steht schnell fest, wer hier das Mäuschen ist. Während der eine verzweifelt versucht, die Geiseln zu retten, führen die Bankräuber im Inneren der Bank den dreistesten Coup aller Zeiten durch. Kann er überhaupt vereitelt werden? Und welche geheimnisvolle Rolle spielt Madaline White (Jodie Foster)?
Polizist Frazier und der Geiselnehmer Russell.
Keine Frage, wirklich neu ist die Story des neuen Films von Spike Lee nicht, aber ein gewisses Flair weiß er dennoch zu versprühen. Lee-typisch finden sich politische Anspielungen sowie Gesellschaftskritik in „Inside Man“.
Clive Owen, der den Bankräuber Dalton Russell spielt, ist das Hauptargument, sich den Film anzuschauen. Da bleibt selbst der alte Hase Denzel Washington leicht blass. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich Clive Owen meist hinter einer Maske verstecken muss. Dennoch dürfen sich Washington-Fans natürlich auf den Film freuen, allerdings haben wir ihn schon besser (und vor allem witziger) erlebt.
Gerade auf das eben angesprochene Witz-Element setzt „Inside Man“ überhaupt nicht. Es geht vielmehr um die Geiselnahme, das Schicksal der Geiseln sowie natürlich die Konstellation „Verbrecher“ Russell gegen Polizist Frazier. Dazu kommt die dubiose Madaline White, kalt gespielt von Jodie Foster. Sie hat den Auftrag, den Inhalt eines Schließfaches sicherzustellen, der seinen Besitzer als Nazi-Kollaborateur entlarven könnte. Auftraggeber ist brisanterweise der Besitzer der Bank selbst.
Während noch der Bankraub in vollem Gange ist, werden immer wieder Zeugenverhöre eingeblendet, die in der Zeit nach dem Raub spielen. Für den Zuschauer stellt sich daher immer drängender die Frage: Wie ist es ausgegangen? Konnten die Geiselnehmer mit einer Millionenbeute flüchten?
Lobenswert ist insbesondere die Wende des Films kurz vor Schluss, die hier nur angedeutet werden soll. Im Endeffekt geht es bei dem Banküberfall überhaupt nicht um Geld, sondern um etwas ganz anderes, das mit dem Schließfach des Bankbesitzers in Verbindung steht. Alle Geiseln überleben, selbst schwerere Verletzungen gibt es keine. So können Gangster Russell und Polizist Frazier beide als Sieger aus dem Duell hervorgehen – auch wenn Frazier keine Verhaftung vornehmen kann.
Fazit: Spannender Thriller, der für einen Film seines Genres auf erstaunlich hohem Niveau spielt. 8 von 10 Punkten.
Die Bankräuber kontrollieren das gesamte Gebäude.
Denzel Washington als „Cop Frazier“ am Einsatzort.
Johannes Michel, 27. März 2006. Inhaltszusammenfassung: UIP.
Schreibe einen Kommentar