Sweeney Todd ist Tim Burtons Leinwandverfilmung von Stephen Sondheims erfolgreichem Broadway-Musical gleichen Titels. Dieses erzählt neben einer düsteren Rache- auch eine aussichtslose Liebesgeschichte.
Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (The Demon Barber Of Fleet Street)
Musical-Thriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 116 Minuten. Deutscher Kinostart: 21. Februar 2008.
Mit: Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman, Timothy Spall, Sacha Baron Cohen, Jamie Campbell Bowen, Jayne Wisener, Ed Sanders u. a. Regie: Tim Burton.
Vergiss nie. Vergib nie.
Benjamin Barker kehrt als Sweeney Todd (Johnny Depp, Charlie und die Schokoladenfabrik, Big Fish, Fluch der Karbik) in das dunkle und triste London des 19. Jahrhunderts zurück, nachdem ihn Richter Turpin (Alan Rickman, Harry Potter, Robin Hood – König der Diebe) zu 15 Jahren Zwangsarbeit in Australien verurteilt hatte. Grund dafür war einzig und allein, dass Richter Turpin in den Besitz von Barkers hübscher Frau kommen wollte. Der unabdingbare Wunsch nach Rache am Mann des Gesetzes treibt Todd, der früher den Beruf des Barbiers ausübte, nach all den Jahren zurück nach London. Vom Selbstmord seiner Frau durch Vergiftung und von der Adoption seiner Tochter Johanna (Jayne Wisener) durch Turpin erfährt der Barbier von Mrs. Lovett (Helena Bonham Carter), die ihren Fleischpastetenladen in der Fleet Street eher schlecht als recht führt. Bei ihr mietet sich der Zurückgekehrte mit seinem Barbiersalon ein, mit dem Ziel, Vergeltung zu nehmen. Durch die räumliche Nähe entwickelt sich bei Mrs. Lovett nicht nur eine geschäftliche, sondern auch eine einseitige emotionale Bindung zu Sweeney Todd.
Der Barbier mit seinem Feind, Richter Turpin.
Die Verfilmung Sweeney Todds basiert auf einem Musical Stephen Sondheims aus dem Jahre 1979, welches noch heute als eines der erfolgreichsten Broadway-Musicals aufgeführt wird. Dementsprechend setzte Sondheim hohe Erwartungen an Regisseur und Schauspieler und vertraute die Regie Tim Burton an. Dass Johnny Depp zu Burtons Lieblingsschauspielern zählt, zeigt die Liste an Filmen, in denen die beiden zusammengearbeitet haben. Filme wie Charlie und die Schokoladenfabrik, Big Fish, Sleppy Hollow oder Edward mit den Scherenhänden zeigen, dass das Duo Burton/Depp schon über längere Zeit erfolgreich Kinogeschichte schreibt. Als Darstellerin der Mrs. Lovett fiel die Wahl auf Helena Bonham Carter, die auch privat mit Burton liiert ist.
Burtons Schauspielercharaktere müssen genau in seine Art, Filme zu drehen, hineinpassen. So setzt er gewisse Akzente, die seine Filme auszeichnen. Diese spiegeln sich zum Beispiel in der Farb- und Kulissengestaltung und auch in der Ausstrahlung seiner darstellenden Persönlichkeiten wider.
Der teuflische Barbier aus der Fleet Street ist eine Verfilmung, die auf allen Ebenen konsequent umgesetzt wurde. Die Persönlichkeiten werden durch die leicht überzogene Darstellung ihrer Schauspieler gut in Szene gesetzt und fügen sich genau in die düstere Kulisse des schmutzigen Londons ein. Dieses vermittelt dem Zuschauer die passende Stimmung zum Film, verstärkt durch gezielt platzierte Ekelfaktoren, sowohl menschlich (Timothy Spall als Turpins Büttel Bamford) als auch geschmacklich (Mrs. Lovetts Pasteten mit Kakerlaken-Einlage). Wenn Sweeney Todd aber zum Rasiermesser greift und dieses an den Kehlen der Opfer ansetzt, erhält der ansonsten farblose Film unerwartete hellrote Farbspritzer, die schwache Gemüter gruseln lassen. Um seine Vergeltung zu erlangen, scheut der Barbier keine Tat, die seinem Ziel im Wege stehen könnte. Jedoch beweist der Film, dass blinde Wut und Rachsucht nicht immer den gewünschten Erfolg und das erhoffte Gefühl von Befriedung bringt. Im Gegenteil.
Sondheims Musical bietet zum Teil Musikstücke, die dem Zuschauer die Emotionen der einzelnen Personen gut näher bringen. Dafür, dass die Schauspieler keine ausgebildeten Stimmen haben und auch zum ersten Mal in ihrer Karriere in einen Film mit Gesang, den sie selbst bestreiten mussten, involviert waren, erbringen alle gute sängerische Leistungen. Jedoch wirkt die musikalische Inszenierung in manchen Situationen zu ausgedehnt und lässt die an sich geniale Geschichte des Sweeney Todd etwas zäh erscheinen: Immer dann, wenn die Geschichte gerade in Fahrt kommt oder einen Höhepunkt erreicht, wird die Spannung für den Zuschauer durch einen Gesangspart künstlich hinausgeschoben. Dies hat zur Folge, dass Sweeney Todd trotz aller Stärken und der brillanten Bilder einen nicht zu vernachlässigenden Nervfaktor aufweist.
Fazit: Klasse inszenierte Erzählung, die so manches Gemüt ekeln lässt, aber durch die Musik teilweise zähflüssig wirkt. 7/10.
Sweeney Todds Verehrerin Mrs. Lovett und ihr Ziehsohn „Toby“.
Die Mordwaffe des Rächers.
Myriam E. Michel, 24. Februar 2008. Bilder: Warner
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