Über fünf Jahre beschäftigt und nun der „Krieg gegen den Terror“ bereits. Langsam aber sicher traut sich auch Hollywood an dieses schwierige und gesellschaftlich riskante Thema heran. Johannes Michel schreibt über Robert Redfords jüngste Regiearbeit.
Von Löwen und Lämmern (Lions for Lambs)
Politthriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 92 Minuten.
Mit: Robert Redford, Meryl Streep, Tom Cruise, Michael Peña, Andrew Garfield, Derek Luke, Peter Berg u.a. Regie: Robert Redford.
„Koste es, was es wolle!“
Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 begannen die Vereinigten Staaten von Amerika den so genannten „Krieg gegen den Terror“. Seitdem hat sich unsere Welt verändert, die Definitionen von Gut und Böse haben sich verschoben. Krieg wird nicht mehr gegen Länder, sondern gegen Gruppierungen geführt. Robert Redford verarbeitet seine Sicht der Dinge in Von Löwen und Lämmern. Der Film basiert auf einem Drehbuch von Matthew Michael Carnahan, das Redford anspornte, sich zum siebten Mal auf den Regisseurstuhl zu setzen.
Senator Jasper Irving (Tom Cruise) könnte einer der nächsten US-Präsidenten werden. Der Einzug ins Weiße Haus muss allerdings gut vorbereitet sein – und daher arbeitet der mit der militärischen Führung ein neues Konzept für den Anti-Terror-Krieg aus: zukünftig sollen kleine Soldatengruppen strategisch wichtige Punkte Afghanistans, zumeist Berge, besetzen und so die Terroristen besser beobachten können. Während die Operation bereits anläuft, gewährt er der Journalistin Janine Roth (Meryl Streep) eine Privataudienz. Sie soll die neue Taktik aufarbeiten und der Bevölkerung als Erfolg verkaufen.
In Afghanistan selbst allerdings stoppt der Vormarsch schon nach wenigen Stunden, als ein Militärhubschrauber nach schwerem Beschuss abstürzt und zuvor zwei Soldaten herausgeschleudert werden. Die beiden Freunde Ernest (Michael Pena) und Arian (Derek Luke) befinden sich nun, nur schwach bewaffnet, mitten im Feindesland und müssen, schwer verletzt, um ihr Leben kämpfen.
Unterdessen bestellt Politikprofessor Dr. Malloy (Robert Redford) den Studenten Todd (Andrew Garfield) in sein Büro. Eine zeitlang hatte er ihn für einen engagierten und interessierten jungen Mann gehalten – davon scheint aber wenig übrig geblieben zu sein. Todd resigniert und will sich nicht länger nur mit Theorie beschäftigen, ist aber zugleich der Meinung, dass das Engagement eines Einzelnen nichts bewegen kann.
Senator Irving erwartet Fortschritte im „Krieg gegen den Terror“.
Von Löwen und Lämmern ist ein Film, der durchaus auch als Theaterstück funktionieren könnte. Braucht man doch nur drei Kulissen: die Büros von Senator Irving und Dr. Malloy sowie einen von Schnee bedeckten Berg in Afghanistan. Daher sei vorausgeschickt: Wer mit Filmen, die größtenteils aus Dialogen und eher nachdenklich stimmenden Szenen bestehen, nur wenig oder nichts anfangen kann, der sollte Von Löwen und Lämmern meiden.
Redford und Carnahan nehmen sich die verschiedenen Institutionen eines Staates vor und zeigen anhand von Beispielen auf, was in ihrem Amerika (und damit auch in vielen anderen Ländern) nicht funktioniert. Das fängt schon beim Unterbau an, dem Bildungssystem. Chancengleichheit ist hier ein Fremdwort, Menschen definieren sich über Taten. Das wird auch daran ersichtlich, dass sich Malloys Studenten Ernest und Arian freiwillig bei der Armee melden. Sie glauben, nur durch Worte oder kleine Taten im Inland nichts bewegen zu können.
Das Militär allerdings hat die Kontrolle ebenfalls längst aus der Hand gegeben. Zwar verfügt man über die modernsten Mittel, um unzugängliche Gebiete aufzuklären. Im unwegsamen Afghanistan allerdings sind die so gewonnen Daten nicht immer zuverlässig und so wird die Technikhörigkeit zum Problem für die Militärs. Schlechte Koordination, unfähige Führungskräfte und zu wenige Einheiten wirken verstärkend. Redford nimmt sich aber auch Politik und Medien vor. Während die einen nur von Wahl zu Wahl agieren und nur auf Selbstprofilierung schielen, haben sich die anderen längst damit arrangiert.
Die Schauspielerriege hat Redford ebenfalls gut ausgewählt. Meryl Streep als Journalistin, die von ihrer Arbeit schon seit längerem nicht mehr vollends überzeugt ist, passt perfekt. Auch Redford selbst gibt einen gelungenen Universitätsprofessor ab. Einzig Tom Cruise schafft es nur bedingt, den Politiker Irving glaubhaft darzustellen. Aber vielleicht machen gerade sein ständiges Grinsen und die Polemik den Typus aus, den Redford haben wollte.
Negativ ist zu bemerken, dass sich der Kinobesucher nicht auf Überraschungen einzustellen hat. Der Trailer zum Film verrät glasklar, um was es gehen wird – und mehr kommt auch nicht. Redford analysiert und kommentiert die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage seines Landes, bringt aber keine neuen Aspekte.
Fazit: Packender Politthriller, der durch seine Topbesetzung stark gewinnt und den Zuschauer nachdenklich macht. 8 von 10 Punkten.
Journalistin Roth und Senator Irving im Dialog.
In Afghanistan warten Soldaten auf ihre Einsatzbefehle.
Student Todd weiß nicht so recht, was sein Professor mit ihm vorhat.
Johannes Michel, 18. November 2007. Bilder: Fox.
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