Ein heikles Thema geht Regisseur Anno Saul mit seiner Komödie „Wo ist Fred“ an. Johannes Michel schreibt, ob die Macher sich der Behinderten-Thematik stellen oder sie ganz einfach so gut es geht umschiffen.
Komödie, Deutschland 2006. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 111 Minuten.
Mit: Til Schweiger, Jürgen Vogel, Alexandra Maria Lara, Christoph Maria Herbst, Anja Kling, Pasquale Aleardi, Tanja Wenzel, Erwin Aljukic u.a. Regie: Anno Saul.
Warum nur hat Jim Carrey abgelehnt?
Bauarbeiter Fred (Til Schweiger) hat’s nicht einfach. Der Sohn seiner Angebeteten (Anja Kling) möchte unbedingt einen Basketball des Alba Berllin-Stars Mercurio Müller. Fred soll so seine Liebe zu ihm beweisen, ansonsten werde dieser ihn als Stiefpapa nicht akzeptieren.
Da allerdings der Spielball am Ende in der Arena immer auf die Behindertentribüne geworfen wird, spielt Fred zusammen mit seinem Baustellen-Kumpel Alex (Jürgen Vogel) den Behinderten, um sich so den Ball zu erschleichen. Dies gelingt zwar, allerdings dauert es eine ganze Woche, bis der Ball auch signiert ist und damit seine Echtheit nachgewiesen werden kann. Da bleibt nur eines übrig: sieben Tage lang muss Fred seine Rolle als Behinderter, der weder Laufen noch Sprechen kann, weiter spielen. Zu dumm, dass ein Filmteam genau zu diesem Zeitpunkt eine Dokumentation über behinderte Fans bei Alba Berlin dreht. Für Fred beginnt ein „Trauerspiel“ …
Eingewiesen ins Pflegeheim: Fred mit Hassfreund Ronnie (Christoph Maria Herbst).
Eigentlich sollte aus „Wo ist Fred“ ja eine Hollywood-Produktion mit Jim Carrey in der Hauptrolle werden. Allerdings gab dieser nach Lektüre des Drehbuchs den Machern einen Korb. Und so wanderte das Konzept nach Europa, um dort als B-Movie in die Produktion zu gehen. Soweit zur Vorgeschichte.
Was machen Regisseur Anno Saul und Hauptdarsteller Til Schweiger aus der US-Vorlage? Einige Szenen wirken zwar Jim Carrey noch immer wie auf den Leib geschrieben – das kann selbst der unerfahrene Kinogänger bemerken. Allerdings schlägt sich Til Schweiger ordentlich und zeigt sein Komödien-Talent. In allen anderen Szenen ist dem Drehbuch keineswegs anzumerken, dass es sich hier um einen in den USA durchgefallenen Import handelt.
Auch die übrige Besetzung überzeugt. Christoph Maria Herbst als schrulliger Ronnie, der das Ziel verfolgt, in der Basketball-Dokumentation die Hauptrolle zu spielen, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Auch Alexandra Maria Lara und Anja Kling als um Fred buhlende Frauen sorgen für Lacher, ebenso wie Jürgen Vogel, der von Til Schweigers Seite kaum wegzudenken ist.
Kritisch betrachten viele Kinofans und Rezensenten die Darstellung von Behinderten. Allein ein derartiges Thema anzugehen, wird oftmals kritisiert. Aber, und das muss den Machern von „Wo ist Fred“ angerechnet werden, werden keineswegs blöde Behinderten-Witze gerissen. Vielmehr steht die gesellschaftliche Rolle von körperlich Beeinträchtigten im Mittelpunkt. Da wird doch schnell mal das Allgemeinurteil über die besten Parkplätze mit dem Rollstuhl-Symbol direkt vor dem Stadion ausgepackt, die immer leer sind. Nicht immer gelingt diese Gradwanderung, insbesondere bei den Szenen im so genannten Pflegeheim Hildegard.
Das große Aber zum Schluss: Einen wirklichen Sinn konnten wir dem Film nicht abgewinnen. Wirklich gesellschaftskritisch ist er nicht, dafür viel mehr eine sinnlose Komödie, die den Zuschauer aber zum Lachen zwingt. Die fast zwei Stunden vergehen wie im Fluge und mit Sicherheit wird keiner bereuen, im Kino gewesen zu sein.
Fazit: Sinnfreie Kinounterhaltung mit einem großartigen Til Schweiger. 6 von 10 Punkten.
Böser dicker Junge will unbedingt Basketball spielen.
Verzerrte Gesichter beim Bowling: Denise und Alex.
Johannes Michel, 19. November 2006. Bilder: Senator.
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