Die Sommer-Blockbuster-Saison geht weiter. Nachdem Bryan Singer zum Superman-Film abgewandert ist, übernahm Brett Ratner beim dritten und wohl letzten “X-Men”-Film die Regie. Marius Joa hat die neueste Marvel-Verfilmung gesehen.
(X-Men: The Last Stand)
Comicverfilmung USA 2006. Regie: Brett Ratner. Musik: John Powell. 104 Minuten. FSK ab 12.
Mit Hugh Jackman, Halle Berry, Ian McKellen, Famke Janssen, Patrick Stewart, Anna Paquin, Kelsey Grammer, Rebecca Romijn, James Marsden, Shawn Ashmore, Aaron Stanford, Vinnie Jones, Ben Foster, Ellen Page, Dania Ramirez, Daniel Cudmore, Cameron Bright, Shohreh Agdashloo u.v.a.
Die Zeit der Ruhe ist vorbei: wie der Mutantenbeauftragte Dr. Hank „Beast“ McCoy (Kelsey Grammer) den X-Men zu berichten weiß, hat die Regierung ein Serum entwickeln lassen, das die Mutationen für immer „heilt“. Magneto (Ian McKellen) wittert eine Verschwörung und ruft die Mutanten zum gewaltvollen Widerstand auf. Doch nicht nur das bereitet Professor Xavier (Patrick Stewart) Kopfzerbrechen. Die totgeglaubte Jean Grey (Famke Janssen) ist zurück. Durch die unbegrenzte Macht ihres Alter Ego „Dark Phoenix“ wird sie zur Bedrohung für alle…
Storm (Halle Berry) mit Sturm-Frisur.
Ähnlich wie bei “Mission: Impossible III” gestaltete sich auch hier die Suche nach einem Regisseur als schwierig. Bryan Singer, Regisseur von “X-Men” und “X-Men 2”, verließ die Produktion, um bei “Superman Returns” (Kinostart: 17. August) auf dem Regie-Stuhl Platz zu nehmen. Mit dem Briten Matthew Vaughn (“Layer Cake”) glaubte man schließlich endlich einen Regisseur gefunden zu haben. Dieser trat jedoch neun Wochen vor Drehstart zurück, mit der Begründung er wolle nicht so lange von seiner Familie getrennt sein. Schließlich übernahm Brett Ratner (“Rush Hour”) beim dritten Mutantenstadel.
Dieser liefert mit “X-Men: Der letzte Widerstand” einen Film ab, der den beiden Vorgängern in nichts nachsteht und sie in punkto Dramatik und Emotionalität noch übertrifft. Vor allem der Abschied von einigen Hauptcharakteren vermag den Zuschauer gefühlsmäßig umzuhauen. Außerdem herrscht hier ein selten ausgewogenes Verhältnis von effektelastigen Actionsequenzen und emotionalen Szenen. Die Musik von John Powell unterstützt die dramatische Atmosphäre noch zusätzlich. Die Frage nach der Toleranz gegenüber Andersartigkeit wird, wie in den Vorgängern, wieder thematisiert.
Das einzige große Manko des Film ist ziemlich offensichtlich. Er ist einfach zu kurz. Das merkt man vor allem daran, wie viele neue Charaktere auftauchen und kurz danach fast unbemerkt wieder verschwinden. 20 oder 30 Minuten mehr hätten der Geschichte sicherlich gut getan. Vielleicht resultiert die im Vergleich zum zweiten Teil recht kurze Spieldauer in den sehr hohen Produktionskosten von geschätzten 210 Millionen Dollar.
Laut Regisseur Brett Ratner handelt es sich hier um den letzten Film der “X-Men”-Reihe, was auch der Titel vermuten lässt. Trotzdem lässt die Story am Ende einige Hintertüren für einen weiteren Film offen. Deswegen sollte man auch während des Abspanns den Kinosaal nicht frühzeitig verlassen, weil man sonst eine kurze, aber bedeutende zusätzliche Szene verpasst. Also unbedingt warten! Falls es doch keinen weiteren Film geben wird, können sich die Fans damit trösten, dass in den nächsten Jahren zwei Spin-Offs über Wolverine (Hugh Jackman) und Magneto (Sir Ian McKellen) in die Kinos kommen sollen. Nichtsdestotrotz ist “X-Men: Der letzte Widerstand” ein absolut würdiger Abschluss der Reihe, den mancher dem bisher eher auf Actionkomödien spezialisierten Regisseur nicht unbedingt zugetraut hätte.
Fazit: Dramatisch-emotionale, wenn auch etwas zu kurz geratene, Comicverfilmung mit beeindruckenden Effekten und Tiefgang. 8/10 .
Jean Grey (Famke Janssen) wird zur unvorstellbaren Bedrohung.
Marius Joa, 30. Mai 2006. Bilder: 20th Century Fox.
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