Große Namen schmücken die Theaterstück-Verfilmung 1 Mord für 2. Doch irgendwie ging der Film trotz Starbesetzung vor und hinter der Kamera etwas unter, obwohl er durchaus Potenzial hat.
1 Mord für 2 (Sleuth)
Thriller UK/USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 85 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Michael Caine und Jude Law. Regie: Kenneth Branagh. Drehbuch: Harold Pinter. Nach dem Theaterstück Revanche von Anthony Shaffer.
Duell im Hightech-Haus
Thriller-Bestseller-Autor Andrew Wyke (Michael Caine) erhält in seinem mit der neuesten Überwachungstechnik und weiteren Extravaganzen ausgestatteten Haus Besuch von Schauspieler Milo Tindle (Jude Law). Milo ist mit Andrews Frau durchgebrannt und bittet Andrew in deren Namen um die Scheidung. Andrew erklärt, dass er unter einer Bedingung einwilligen wird: sein Rivale soll ins Haus einbrechen und die Juwelen aus dem Safe stehlen…
1970 veröffentlichte der Dramatiker und Autor Anthony Shaffer (1926-2001) das Stück Sleuth (deutscher Titel: Revanche), in welchem ein reicher Krimi-Autor den Liebhaber seine Frau in sein Haus lockt, um mit ihm ein finsteres Spiel zu spielen. Für die Verfilmung Mord mit kleinen Fehlern (1972) verfasste Shaffer das Drehbuch selbst. Regie führte Joseph L. Mankiewicz (Alles über Eva), die beiden Hauptrollen spielten Shakespeare-Mime Sir Laurence Olivier als Autor Andrew Wyke und Michael Caine als Friseur Milo Tindle.
25 Jahre später wurde ein Remake gedreht. In 1 Mord für 2 spielte diesmal Oscar-Preisträger Michael Caine (Gottes Werk und Teufels Beitrag) die Rolle des Autors und Jude Law (Sherlock Holmes, 2009) agiert als junger Liebhaber. Der Film wartet mit weiteren großen Namen auf. Kenneth Branagh, vor allem bekannt als Darsteller und Inszenator von Shakespeare-Adaptionen (u.a. Henry V, Hamlet), nahm auf dem Regiestuhl Platz, während Literatur-Nobelpreisträger Harold Pinter (1930-2008) das Drehbuch schrieb.
Neben den schon genannten hat 1 Mord für 2 einen weiteren Star: das Haus von Andrew Wyke, in welchem sich die Handlung ausschließlich abspielt. Wegen seiner hochmodernen Überwachungstechnik ähnelt das Domizil eher einer Festung als irgendetwas anderem. Darüber hinaus ist es mit künstlerischen Extravaganzen und Designelementen ausgestattet. All dies trägt dazu bei, dass der Handlungsort die psychische Kälte der beiden Protagonisten unterstreicht. Zudem wirkt die Szenerie mit Lichtinstallationen und abstrakter Kunst bisweilen surreal.
Der Film überzeugt dank der intensiven Inszenierung Branaghs und bietet ein spannendes Duell, mit überraschenden Wendungen, auch wenn man das Theaterstück oder dessen frühere Verfilmung kennt. Leider wird es gegen Ende zwischen den beiden Männern dann doch recht affig. Und Jude Law grimassiert sich durch die zweite Hälfte, als stehe wirklich auf einer Bühne vor Publikum. So dick auftragen wäre nicht nötig gewesen. Trotzdem schade, dass 1 Mord für 2 so untergegangen ist. Denn weite Teile seines Potenzials hat der Film durchaus genutzt.
Fazit: Stark ins Szene gesetztes, bisweilen surreales Kammerspiel-Duell, das leider nachlässt. 7 von 10 Punkten.
Marius Joa, 5. Oktober 2012. Bilder: Concorde.
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