Es ist wieder Horroctober, auch bei Vieraugen Kino. Los geht es mit der neuseeländischen Blutsauger-Mockumentary 5 Zimmer Küche Sarg von und mit Jemaine Clement (Legion) und Taika Waititi (Jojo Rabbit).
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5 Zimmer Küche Sarg (What We Do in the Shadows)
Horror-Mockumentary Neuseeland 2014. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 82 Minuten (PAL-DVD). Kinostart: 30. Oktober 2014.
Mit: Taika Waititi, Jemaine Clement, Jonathan Brugh, Ben Fransham, Cori Gonzalez-Macuer, Stu Rutherford, Jackie Van Beek, Rhys Darby u.a. Drehbuch und Regie: Jemaine Clement und Taika Waititi.
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Neulich in der Vampir-WG
Ein Kamerateam begleitet die Insassen einer Wohngemeinschaft in der neuseeländischen Hauptstadt Neuseeland. Aber nicht irgendeine normale WG, sondern die von vier Vampiren, welche gemeinsam in einem alten Haus wohnen: Viago (Taika Waititi), ein 379 Jahre alter Dandy, der aus dem finsteren Mittelalter stammende Vladislav (862; Jemaine Clement), der 183jährige Rebell Deacon (Jonathan Brugh) und Petyr, ein seniler, 8000 Jahre alter Blutsauger, der die meiste Zeit allein im Keller des Hauses verbringt. Zwar gibt es immer kleine Unstimmigkeiten unter den Bewohnern (etwa über Aufräumen und Saubermachen), dennoch verläuft das untote Leben an sich in geordneten Bahnen. Doch der junge Neuvampir Nick (Cori Gonzalez-Macuer) sorgt für Wirbel und schleppt außerdem seinen (menschlichen) besten Freund Stu (Stu Rutherford) an, der Viago, Vladislav und Co neue Möglichkeiten eröffnet…
Das Vampirgenre steht und fällt natürlich mit Dracula, dem legendären Vampirfürsten aus dem gleichnamigen Roman von Bram Stoker aus dem Jahre 1897. Unzählige Verfilmungen (von 1931, 1958 oder 1992) und Varianten des Mythos gab es mit der Zeit. In den 2000er Jahren mutierten die gefährlichen Blutsauger dann zu knuddeligen Glitzervampiren in Stephenie Meyers reaktionärer Romanreihe Twilight und deren Verfilmungen. Ausgerechnet ein paar Indie-Streifen sorgten für neues Blut (pun intended) im Genre. Avantgarde-Filmemacher Jim Jarmusch präsentierte in seinem prominent mit Tilda Swinton und Tom Hiddleston besetzten Only Lovers Left Alive (2013) das Vampirdasein von einer entschleunigten, positiven Seite. Die iranisch-amerikanische Regisseurin Ana Lily Amirpour rückte ein Vampirmädchen ins Zentrum ihres iranischen Neo-Westerns A Girl Walks Home Alone At Night (2014), welcher auf dem Sundance-Festival 2014 seine Premiere feierte. Dort wurde auch 5 Zimmer Küche Sarg zum ersten Mal gezeigt.
Wie könnte der Alltag eines Vampirs aussehen? Diese Frage nahmen Jemaine Clement (bekannt als eine Hälfte des Comedy-Musik-Duos Flight of the Concords und für seine Rolle in der Serie Legion) und Taika Waititi (Thor: Tag der Entscheidung, Jojo Rabbit) als Ausgangspunkt für ihren 2005 veröffentlichten Kurzfilm What We Do in the Shadows: Interviews with some Vampires. Neun Jahre später erschien dann die Spielfilmfassung. Obwohl das Budget umgerechnet nur 1,6 Millionen Dollar betrug, wirkt der fertige Film zu keiner Zeit wirklich billig, vor allem weil er von dem personell sehr reduzierten “Doku-Setting” profitiert. Fliegende Vampire, gelungene Verwandlungseffekte sowie ein paar Splatter- und Gore-Einlagen, all das und mehr gibt es in der Low-Budget-Produktion.
Insgesamt punktet der Film aber besonders mit seinen überaus gut getimten, improvisierten Szenen und den herrlich trockenen Performances der Darsteller, vor allem in Person von Waititi und Clement, die in der Originalfassung nur allzu genüsslich mit deutschem oder osteuropäischen Akzent sprechen. Auch sorgen die individuellen Charakterzüge unter den Blutsaugern immer wieder für gelungene Situationskomik. Viago versucht durch das Auslegen von Zeitungspapier und Handtüchtern zu verhindern, dass es beim Beißen der Opfer zu einer allzu großen Sauerei kommt. Vladislav (Spitzname: “Vlad der Stecher”) dagegen vertreibt sich die Zeit auch mal gerne mit Foltern. Deacon ist der jüngste in der WG und verhält sich dabei rebellisch. Da kann es auch schonmal vorkommen, dass der Abwasch für Jahre liegenbleibt. Vor der Kamera sinnieren die Untoten auch über ihr bisheriges Leben (vor dem Tod), Vor- und Nachteilen des Vampirdaseins oder geben ihre Sichtweise über manche Themen zum Besten. Bei all dem Humor wird es bei 5 Zimmer Küche Sarg auch bisweilen abgründig, etwa wenn man kurz zwei kindliche Blutsauger zu Gesicht bekommt. Insgesamt fühlte ich mich ein wenig an die in Louisiana angesiedelte Horrorserie True Blood erinnert.
5 Zimmer Küche Sarg ist am 5. Juni 2015 auf DVD und BluRay erschienen sowie bei diversen Streaminganbietern abrufbar. Die DVD enthält neben dem Kurzfilm-Vorläufer auch einige entfallene Szenen sowie Videos der Abenteuer von Viago und Vlad in Transsilvanien und Berlin. 2019 startete eine von Jemaine Clement geschaffene Adaption als Serie über eine New Yorker Vampir-WG, die hierzulande ihre Heimat bei Joyn Plus und Amazon Instant Video gefunden hat.
Fazit: Spaßige, herrlich improvisierte, teils abgründige Vampir-Mockumentary mit glänzenden Darstellern. 8 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 10. Oktober 2021. Bilder: Weltkino.
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