Nachdem 1961 Der Kampf um Troja mit Muskelprotz Steve Reeves startete, sollte ein Jahr später ein weiterer Film zum trojanischen Krieg mit einem amerikanischen Muskelmann erscheinen, Achilles – Der Zorn des Kriegers. Marius Joa hat sich diesen Film im Rahmen der Adaption klassischer Sagen angesehen.
Achilles – Der Zorn des Kriegers
Alternativ: Der Zorn des Achilles (L’ira di Achille)
Historienfilm Italien 1962. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 111 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Gordon Mitchell, Jacques Bergerac, Enio Girolami, Mario Petri, Cristina Gaioni, Gloria Milland, Eleonora Bianchi, Pietro Lulli, Roberto Risso, Tina Gloriani, Fosco Giachetti u.v.a. Regie: Mario Girolami. Nach Homers Ilias.
Abflug in den See
Die Griechen belagern Troja nun schon im zehnten Jahr. Um die Versorgung der riesigen griechischen Streitmacht zu gewährleisten, werden die Städte und Besiedlungen um Troja geplündert. Bei der Eroberung von Lyrnessos werden auch einige Frauen erbeutet. Während sich Oberbefehlshaber Agamemnon (Mario Petri) sich die Priesterin Chryseis (Eleonora Bianchi) schnappt, erhält Achilles (Gordon Mitchell), größter Krieger unter den Griechen, die zarte Briseis (Gloria Milland). Verzweifelt versucht Chryseis’ Vater, der alte Priester Chryses (Nando Tamberlani), seine Tochter wieder zu bekommen. Doch Agamemnon denkt nicht daran, die junge Frau ziehen zu lassen. Das erzürnt den Gott Apollo, der daraufhin die Pest ins griechische Lager schickt. Hektor (Jacques Bergerac), Trojas Thronerbe und mutigster Kämpfer, möchte unterdessen die Schwäche der Belagerer nutzen und sie endgültig schlagen. Eine große Schlacht steht bevor.
Achilles am Strand.
Als Antwort auf die Monumentalfilme Hollywoods in den 1950er Jahren produzierte man in Italien in den späten Fünfzigern und frühen Sechzigern viele weniger aufwendige, historisch und mythologisch inspirierte Sandalenfilme, Da die Handlung auf viele Kampfszenen ausgelegt war, wurden die Helden dieser Filme meist von englischsprachigen Bodybuildern verkörpert. Zu diesen gehörte auch Gordon Mitchell (1923-2003). Nach einer Rolle im Klassiker Die Zehn Gebote (1956) spielte er Anfang der 60er Jahre in ein paar Sandalenfilmen mit. Seinen Höhepunkt erlebte Mitchell 1962 als sagenhafter Held Achilles in Achilles – Der Zorn des Kriegers, der auf Homers Ilias basiert. Neben üblichen Schwächen, die alte Sandalenfilme aus heutiger Sicht leider aufweisen, kann der Film aber inhaltlich durchaus überzeugen.
Die Story präsentiert sich hier überraschend werkgetreu. Wie Homers Heldenepos konzentriert sich auch der Film auf den Titel gebenden Zorn des Achilles und dessen Folgen. Das Ende entspricht in etwa auch dem der Vorlage, denn nicht das Kriegsende ist der Schlusspunkt, sondern der Dialog zwischen Trojas König Priamos (Fosco Giochetti) und Achilles. Die Konzentration auf Achilles und seine Mitstreiter hat aber zur Folge, dass man von Troja wenig mitbekommt. Weder die „geraubte“ Helena noch ihren gegen die Trojaner kämpfenden Gatten Menelaos bekommt man hier zu Gesicht. Dies ist besonders schade, weil selbst Nebenfiguren wie den versklavten Frauen im griechischen Lager etwas Platz eingeräumt wird.
Unglücklicherweise kann die inhaltliche Stärke wenig über die schwache Inszenierung hinwegtrösten. Die dummdreiste Filmmusik, die zu 90 Prozent aus BUMM BUMM und TRÖÖT TRÖÖT besteht, ist recht nervtötend. Ähnlich wie auch in Der Kampf um Troja sind die Schlachtszenen wenig spektakulär und langweilen mit der Zeit. Vor allem der holprige Schnitt sorgt dafür, dass die Kämpfe relativ zusammenhanglos wirken. Für die niedergestreckten Soldaten ist es natürlich recht praktisch, wenn gleich nebenan ein kleiner See liegt, in den man sich dann optisch wirkungsvoll fallen lassen kann. Etwas spannender sind die Zweikämpfe der prominenten Helden. Schauspielerisch ist der Film etwas durchwachsen. Während Hauptdarsteller Gordon Mitchell als Achilles überzeugen kann, drückt Jacques Bergerac als Hektor zu sehr auf die Pathos-Tube.
Im direkten Vergleich zum ein Jahr vorher veröffentlichten Der Kampf um Troja kann Achilles – Der Zorn des Kriegers vor allem inhaltlich punkten und ist trotz der gleiche Schwächen in der Performance insgesamt als annehmbar zu würdigen. Im gleichen Jahr wie Achilles erschien übrigens mit Aeneas – Held von Troja die Fortsetzung zu Der Kampf um Troja, wieder mit Steve Reeves in der Hauptrolle.
Fazit: Inhaltlich recht werkgetreuer Sandalenfilm, der allerdings aufgrund der schwachen Inszenierung nicht ganz überzeugen kann. 5 von 10 Punkten.
Achilles im Streitwagen.
DVD-Features
Sprachen: Deutsch, Italienisch.
Untertitel: keine
Bonusmaterial
Original Trailer (Italienisch)
Fotogalerie
Achilles – Der Zorn des Kriegers gibt es auf DVD entweder als einen von fünf Sandalenfilmen in der „Kino Kolossal“-Sammlung oder gemeinsam mit Aeneas – Held von Troja in einer Doppel-DVD-Box unter dem Motto „Zwei Gegner, eine Schlacht: Troja“ (siehe DVD-Cover). Die Bildqualität ist ganz ordentlich, allerdings ist der Ton schlecht, was an manchen Stellen zu lautem Zischen führt. Die teilweise abrupten Schnitte lassen die Vermutung zu, dass es sich hierbei um eine gekürzte Fassung handelt. Man sollte sich nicht von der falschen Laufzeitangabe auf der DVD von 91 Minuten verunsichern lassen, der Film geht tatsächlich 111 Minuten.
Marius Joa, 28. August 2009. Bilder: Black Hill/mc one.
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