Zwei Jahre nach dem “Revival” von 2016 kehrte Akte X für eine weitere Staffel zurück, nur um sich leider als wenig erfrischender Wiedergänger zu entpuppen.
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Akte X: Die unheimlichen Fälle des FBI – Staffel 11 (X-Files: Season 11)
Mysteryserie USA, Kanada 2018. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 430 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 28. Februar 2018.
Mit: David Duchovny, Gillian Anderson, Mitch Pileggi u.v.a. Idee: Chris Carter.
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Der William ist irgendwo da draußen oder Verschwörung der Mäßigkeit
FBI-Agentin Dana Scully (Gillian Anderson) erleidet einen merkwürdigen Anfall und erlebt dabei eine Vision, in welcher fast die gesamte Menschheit mit einem apokalyptischen Alien-Virus infiziert wurde. Dieser Blick in die Zukunft kam von William (Miles Robbins), dem vor 17 Jahren an Adoptiveltern übergebenen Sohn von Scully und ihrem langjährigen Partner, Agent Fox Mulder (David Duchovny). Scully und Mulder machen sich auf die Suche nach dem jungen Mann, haben allerdings zuvor noch einige Fälle zu bearbeiten, etwa das Erbe eines seit Jahren verstorbenen alten Freundes oder eine höchst mysteriöse Reihe von Selbstmorden. Während Assistant Director Walter Skinner (Mitch Pileggi) seine beiden besten Agenten zu beschützen versucht, erfährt er eine schockierende Wahrheit. Auch der rauchende Krebskandidat (William B. Davis), Mulders leiblicher Vater, will den jungen William finden…
Kleiner Plausch im Motel
14 Jahre nach dem eigentlichen Serienfinale in Staffel 9 (2002) kehrte Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI 2016 mit einer als Eventminiserie vermarkteten 10. Season (6 Folgen; nicht zu verwechseln mit der Comicserie) zurück. Zwei Jahre später geht die Suche nach der Wahrheit immer noch weiter. Leider. Denn bis auf wenige Ausnahmen wird hier nur ein meist halbgares Mystery-Menü serviert.
Die Highlights dieser elften Runde sind rar gesät, eines davon haben wir (wie schon in Season 10) Drehbuchautor/Regisseur Darin Morgan zu verdanken, welcher mit Der Mandela-Effekt (11×04, OT: The Lost Art Of Forehead Sweat) eine herrlich überzeichnet-skurille Episode abliefert, die gleichzeitig als Satire auf die in Zeiten von Fake News undurchsichtige Medienwelt sowie Abgesang auf die ewige Suche Mulders nach der Wahrheit und Selbstparodie (siehe Andere Wahrheiten aus der dritten Staffel) an sich funktioniert. Nebenbei handelt die Geschichte von kollektiven, alternativen Erinnerungen. In der siebten Folge (mit dem unaussprechlichen Titel Rm9sbG93ZXJz ) erleben Scully und Mulder einen Feierabend des Grauens, im Kampf gegen die Tücken hochentwickelter Technologie für den Alltag wie vollautomatische Restaurants, fahrerlose Taxis und stylishe Smarthomes. Dabei wollten die Beiden doch nur zusammen schön Sushi-Essen gehen. Nichts desto trotz gerät das Paar in ein menschenleeres Zukunftsszenario irgendwo zwischen der Anthologie-Serie Black Mirror, den Werken von Visionär Philip K. Dick sowie einer Terminator-Variante ohne humanoide Cyborgs.
Bei den weiteren für sich alleinstehenden Stories (aka “Monster-der-Woche”-Folgen) gestaltet sich die Situation meist so, dass die jeweilige Prämisse durchaus Potenzial birgt, dieses aber weitgehend liegen bleibt, weil man die Handlung nicht richtig ausarbeitet. So hinterlassen die meisten Episoden einen mittelprächtigen Eindruck. Das kann man von den zentralen Mythologie-Folgen (Der Kampf III und Der Kampf IV) nicht behaupten. Die endlos weitergesponnene Alien-Verschwörung dient wohl nur noch dem Selbstzweck und bietet ansonsten nur ein diffuses Hintergrundrauschen für ein liebloses Pseudo-Drama über eine dysfunktionale Familie, deren Mitglieder sich teilweise gegenseitig umbringen wollen. Hier und da streut Serienschöpfer Chris Carter ein paar Enthüllungen ein, deren Wirkung aber ziemlich schnell verpufft, auch weil vieles so unmotiviert wirkt, vor allem das überaus lahme Staffelfinale, nach dessen Schlussszene man versteht, warum Gillian Anderson keine Lust mehr auf ein weiteres Mitwirken bei den X-Akten hat. Wobei sich Carter auch eine Fortführung der Serie ohne sie vorstellen kann. Die einzige wirklich lohnenswerte Form wäre für mich eine humoristische Anthologie-Miniserie, die nur aus Drehbüchern von Darin Morgan besteht. Ansonsten muss ich leider konstatieren, dass die Zeiten für eine Show wie Akte X vorbei sind. Aber es gibt ja auch schon genug Episoden, weshalb hier auf dieser Website mein kompletter Rewatch demnächst fortgesetzt wird.
Die zehn Folgen von Akte X – Staffel 11 wurden vom 28. Februar bis 18. April 2018 auf Pro Sieben gesendet und sind online bei Amazon abrufbar. Eine Veröffentlichung auf DVD und BluRay steht aktuell noch aus.
Fazit: In der 11. Staffel entpuppt sich Akte X mit Ausnahme von zwei Episoden als enttäuschende Verschwörung der (Mittel-)Mäßigkeit, die ihre besten Zeiten längst hinter sich hat. 5 von 10 Punkten.
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Der vergessene Kollege
Im vollautomatischen Sushi-Restaurant
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