Das „Erfolgsrezept“ im Filmbusiness lautet ja bekanntlich: melke die Sequel-Kuh bis sie keine Milch mehr gibt. Doch was wenn schon der „erste“ Film völlig floppt? Macht nichts, haben sich die Macher von Alone In The Dark gedacht und nach personellen Umbesetzungen einen zweiten Teil für die Videotheken gedreht. Marius Joa und Johannes Michel wühlen weiter im Sumpf des Boll-Werks.
Alone In The Dark 2 (Alone In The Dark II)
Horrorfilm USA/Deutschland 2008. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 88 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Rick Yune, Rachel Specter, Lance Henriksen, Ralf Moeller. Bill Moseley, Jason Connery, Natassia Malthe, Michael Paré, Danny Trejo, Zack Ward u.a. Drehbuch und Regie: Michael Roesch & Peter Scheerer. Produzent: Dr. Uwe Boll.
Boyle, hol schon mal den Wagenheber!
Zu den Videospiel-„Verfilmungen“ des promovierten Literaturwissenschaftlers und Trash-Filmers Dr. Uwe Boll gehört auch eine Adaption des erfolgreichen Infogrames/Atari-Spiels Alone In The Dark. Der Streifen floppte 2005 kolossal in den Kinos und spielte vermutlich keine zehn Millionen ein, bei immerhin 20 Millionen Dollar Produktionskosten. Kritiker und Videospielfreaks waren fast gleichermaßen erbost über dieses einfältige Machwerk. Doch DVD-Verkäufe und Erlöse aus TV-Deals in exotische Länder gestalteten die finanzielle Seite wohl etwas angenehmer. Warum dann keine Fortsetzung drehen, dachten sich Boll und seine Mannen. Das Computerspiel hat schließlich auch vier Sequels. Und wohl weil Boll mit seinen gefühlten drei Dutzend anderen aktuellen Projekten selbst sehr beansprucht war, gab er den Regie-Stuhl an seine beiden Jünger Michael Roesch und Peter Scheerer und begnügte sich mit der Rolle des Produzenten. In intensiven vier Wochen wurden die Dreharbeiten runtergekurbelt und im Herbst 2008 erschien Alone In The Dark 2 direkt auf DVD. Doch nun erst einmal zur „Story“. Die hat übrigens mit dem ersten Teil rein gar nicht mehr zu tun.
Boyle, der Mann mit dem Wagenheber.
Drei „Hexenjäger“ verschanzen sich in einer verfallenen öffentlichen Toilette des New Yorker Central Parks. Ein zufällig anwesender Kokain-Junkie (Zack Ward) bekommt mit, wie eine grausame Hexe die drei schließlich tötet. Einen zurückgelassenen Dolch übergibt er an den auf paranormale Aktivitäten spezialisierten Privatdetektiv Edward Carmby (Rick Yune), der sich für die Herkunft der Hexe interessiert. Doch Carmby wird durch den Dolch verletzt und gerät so in den Bann der bösen Hexe. Dexter (Bill Moseley) und Tochter Natalie (Rachel Specter) nehmen Carmby mit sich und gewähren im Unterschlupf. Dexter will die Hexe endlich vernichten, nachdem sein Vater ihr verfallen war und schreckliche Morde begangen hat. Gemeinsam mit Boyle (Ralf Moeller) und Perry (Danny Trejo) verschanzen sich die Dexters und Carmby vor der Hexe im Haus. Doch Carmbys Visionen ermöglichen es dem bösen Wesen, ihn und die anderen auf zu spüren…
Mit einem geringen Budget von lediglich 4,6 Millionen Dollar haben Roesch und Scheerer, die auch für das Drehbuch verantwortlich waren, einen streckenweise spannenden und stimmungsmäßig ordentlichen Horrorfilm gedreht. Doch im Grunde hat der zweite Teil die gleichen Schwächen wie der erste. Zugegeben, es gibt eine Story, aber wie auch beim Vorgänger ist der Zuschauer hinterher eigentlich genauso schlau wie zuvor. Im Laufe des Films wünscht man sich, mehr über die Hintergründe der Hexe zu erfahren, doch insgesamt kommt zu wenig dabei raus.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Schauspieler, auch dank eindimensionaler Charaktere, ihre Parts einfach runterspielen und somit wenig Identifikationsmöglichkeit bieten. Rick Yune (Stirb an einem anderen Tag) ist als Edward Carmby einfach fehlbesetzt, ein wenig glaubwürdiger wirkt da schon Rachel Specter als Natalie. Ein wenig Klasse versprüht immerhin Lance Henriksen (Alien, Terminator) als in die Jahre gekommener Okkultismusforscher. Halbwegs bekannte Namen kommen und gehen, so z. B. Danny Trejo (Planet Terror), der plötzlich im Haus der Dexters auftaucht, aber nach einer Konfrontation mit der Hexe verschwunden bleibt. Das meiste hier ist also austauschbar. Typisch für Boll-Filme sind natürlich auch wieder bekannte Schauspieler dabei, die entweder schon auf dem absteigenden Ast sind oder keinerlei Aussicht mehr auf Rückkehr in die A-Liga haben, z.B. Jason Connery oder Ralf Moeller, der seit kurzem einen exklusiven Knebelvertrag mit Uns-Uwe zu haben scheint.
Erschwerend kommt in einigen Stellen auch die fehlende Kontinuität hinzu. Beispiel: Da die mit Zahnrädern verbundene Tür zum Labor der Hexe nicht zu öffnen ist, will Boyle (Ralf Moeller) es mit dem Wagenheber versuchen, den er innerhalb von wenigen Sekunden aus dem Auto geholt hat, obwohl dieses schon etwas entfernt steht.
Alles in allem ist Alone In The Dark 2 vielleicht geringfügig besser als der Vorgänger, was zum einen daran liegen mag, dass wenigstens ein kleiner Teil der Conputerspiel-Story ihren weg in den Film gefunden hat, andererseits dann doch ein klein wenig Atmosphäre aufkommt. Roesch und Scheerer können aber ihren Lehrmeister auf keinen Fall verleugnen.
Fazit: Technisch solide, aber inhaltlich genauso blutleer wie der Vorgänger. 2 von 10 Punkten.
Carmby hat düstere Visionen.
DVD-Features
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial
Trailershow
Audiokommentar der Regisseure Michael Roesch und Peter Scheerer mit Special Guest Dr. Uwe Boll
Die Single-Disc-Edition des Films enthält diverse Trailer, weswegen die DVD auch keine Jugendfreigabe erhielt, obwohl der Film selbst FSK 16 ist. Sehr informativ ist der Audiokommentar der beiden Regisseure, wobei vollkommen bezeichnend ist, dass Drehbuch oder Story mit keiner Silbe erwähnt werden. Uwe Boll hat am Ende einen Kurz-Auftritt. Hierbei zeigt sich der Altmeister froh darüber, dass Christian Slater und Tara Reid, die Hauptdarsteller aus Teil eins, nicht mehr dabei waren.
Marius Joa, 6. Mai 2009. Bilder: Splendid.
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