Ator – Herr des Feuers

Wer Btor sagt, muss auch Ator sagen. Oder so ähnlich. Jedenfalls habe ich mich gut drei Jahre nach der Sichtung von Ator – Der Unbesiegbare an den Vorgänger herangewagt.

Ator – Herr des Feuers (Ator l’invincibile)
Fantasy-Abenteuer Italien 1982. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 90 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Miles O’Keeffe, Sabrina Siani, Edmund Purdum, Dakkar, Ritza Brown, Laura Gemser u.a. Regie: Joe D’Amato alias David Hills.



Herr der Felle

Gleich zu Beginn möchte ich anmerken, dass der Film meine Erwartungen hinsichtlicht der Familie von Ator massiv enttäuscht hat. Weder Ators Brüder Btor und Ctor werden erwähnt noch kommen sein Großvater Rollator oder seine beiden Vettern, der verrückte Knorkator und der Auftragskiller Terminator, vor. Ein Skandal! Der Ruf wird laut nach einem Mediator!

Ein barbarischer Spinnenkult beherrscht das Land. Der Hohepriester (Dakkar) fürchtet allerdings eine Prophezeiung. Ein Knabe, der mit dem Mal des Thorn geboren wird, ist dazu bestimmt, den Tempel des Spinnenkultes zu vernichten. Um dieses Omen zu verhindern lässt der Hohepriester alle neugeborenen Jungen von seinen Schwarzen Rittern töten. Dem Krieger und Magier Griba (Edmund Purdom) gelingt es allerdings den kleinen Ator in Sicherheit zu bringen und übergibt den Säugling an eine Familie, die Ator wie den eigenen Sohn aufzieht. Zum starken Manne herangereift will Ator (Miles O’Keeffe) seine Schwester Sun (Ritza Brown) ehelichen, denn die beiden lieben sich. Da eröffnet Ators vermeintlicher Vater (Nello Pazzafini) ihm die Wahrheit über seine Herkunft, was natürlich wiederum bedeutet, dass Ator und Sun völlig problemlos heiraten können. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten wird das Dorf allerdings vom Hohepriester und seinen Schergen angegriffen, die fast alle töten und außerdem Sun verschleppen. Ator trifft auf Griba, der über die Jahre hinweg seine schützende Hand über den Jungen gehalten hat. Griba beginnt Ator in der ‚Kampfkunst zu trainieren und übergibt ihm schließlich das Schwert des Thorn. Ator macht sich sogleich daran, Sun aus der Gewalt des Spinnenkultes zu befreien. Doch der Weg dorthin steckt voller Abenteuer. Unterwegs trifft Ator auf die kampferprobte Amazon Roon (Sabrina Siani), die ihm auf seiner Mission beistehen wird…

Zugegebermaßen wurde Teil 1 des Ator-Franchises (vier Filme) gedreht, bevor John Milius‘ Kultfilm Conan, der Barbar (1982) in die Kinos kam. Die literarische Vorlage von Robert E. Howard und diverse Comic-Adaptionen gab es schon als Joe D’Amato (bürgerlich Aristide Massaccesi; 1936-1999) seinen ersten Billig-Barbaren-Streifen nter seinem englischen Pseudoym David Hills inszenierte, wohl aus Gründen der besseren internationalen Vermarktbarkeit.

Mehrere Dinge sind mir bei „Ator 1“ aufgefallen. Der deutsche Untertitel „Herr des Feuers“ ist eine Mogelpackung, auch wenn er bisweilen in den deutschen Dialogen in Zusammenhang mit dem Titelhelden erwähnt wird. Zwar wurde Ator dazu ausersehen, eine uralte Prophezeiung zu erfüllen, mit der Herrschaft über das Feuer hat diese allerdings so rein gar nichts zu tun. Gefilmt wurde fast ausschließlich in alten Ruinenstätten, echten Höhlen und an anderen Naturkulissen. Das unterstreicht zwar das prähistorische Setting, verdeutlich aber auch die Billigkeit der ganzen Veranstaltung. Geld für halbwegs ordentliche Sets war wohl nicht vorhanden. Das bringt mich zur nächsten Auffälligkeit dieses Machwerks. Man erblickt hier als Zuschauer Felle und fellähnliche Applikationen in einer Omnipräsenz wie zumindest ich sie noch nie in einem Streifen gesehen habe. Scheinbar hat die Produktion damals fast den gesamten Bestand an Fellen Italiens leergekauft und daraus überwiegend dämliche Kostüme gebastelt. Wenn Ator einen Untertitel verdient hat, dann „Herr der Felle“!

Rein von der Papierform hätte hier durchaus ein halbwegs annehmbares Fantasy-Abenteuer herauskommen können. Doch D’Amato und sein Team spulen die ganze Geschichte derart lustlos und uninspiriert ab, dass sämtliche eventuell gute Ansätze im Keim erstickt werden. Das beginnt beim apathisch agierenden Hauptdarsteller Miles O’Keeffe (geboren 1954). Der heldenhafte Protagonist soll ja vor allem als Sympathieträger für die Zuschauer dienen. Doch dafür wirkt Ator zu blass und lahm. Auch für die übrigen „Figuren“ scheint sich keiner während der Produktion so richtig interessiert zu haben. Sabrina Siani (Thron des Feuers) agiert als platinblonde und doch farblose Amazone Roon während Edmund Purdom (Heroes – Blut über Jerusalem, Sinhue der Ägypter) als Ators Mentor Griba vor allem durch seine schlecht sitzende Mongolen-Perücke auffällt. Die Job-Beschreibung des vom peruanischen Ringer und Schauspieler Dakkar verkörperten Hohepriesters (nur echt mit Gold-Kajal!) sieht fast ausschließlich Rumsitzen und Spinnen-Streicheln vor. Und mit Ators frisch angetrauter Gattin Sun (Roon, Sun, scheinbar hat es nicht einmal für ordentliche Namen gereicht!) gibt es zudem die klassische Damsel-in-Distress, die hier meist durch Abwesenheit glänzt.

Das vorliegende Billig-Barbaren-Brimborium bietet zudem hundsmiserabel gefilmte Kampfszenen, deren Stümperhaftigkeit man nicht einmal mit geschickter Montage zu kaschieren versuchte. Höhepunkt sicherlich die Stelle wo Roon mit ihrem Schwert ins Leere sticht, ihr Gegner aber trotzdem getroffen zu Boden geht. Während der Plot sich natürlich bei Robert E. Howards bekanntem Helden bedient erscheinen mir zwei Stationen mehr oder minder dreist aus Homers Odyssee geklaut, nämlich wenn Ator in den Bann der Zauberin Idun (Laura „Black Emanuelle“ Gemser) gerät, die Männer in Tiere zu verwandeln vermag. Außerdem muss das Helden-Duo anschließend durch das „Reich der lebenden Toten“ gelangen, eine Kombination aus massiver Überbelichtung des Filmmaterials und ein paar lethargisch durchs Bild trottende Statisten, die man kaum sieht.

So unfassbar es auch klingen mag, aber irgendwie hatte ich bei diesem Sammelsurium filmischen Unvermögens durchaus meinen Spaß und empfand Teil 1 sogar etwas weniger langweilig als Teil 2. Eine gewissen Anteil am Fun-Factor dürfte sicherlich die SchleFaZ-Folge sein, in deren Rahmen der Film im Mai diesen Jahres (Staffel 8, Folge 3) vom legendären Duo Oliver Kalkofe und Peter Rütten präsentiert und auseinandergenommen wurde. Um richtig auf den Conan-Zug aufzuspringen drehte Maestro D’Amato wenig später in nur zwei Wochen eine Fortsetzung namens Ator, der Unbesiegbare, die auf deutliche Weise das Adjektiv „grottig“ veranschaulicht und in manchen Ländern im gleichen Jahr wie Teil 1 in die Kinos kam. Mit Iron Warrior erschien 1987 ein dritter Ator-Streifen, wieder mit Miles O’Keeffe, aber unter Regie von Alfonso Brescia. Joe D’Amato dreht schließlich einen vierten Teil (1990) mit Eric Allan Kramer als Ators Sohn. In Deutschland erschien dieser Film unter dem Titel Troll 3.

Ator – Herr des Feuers ist auf DVD und BluRay erhältlich sowie kostenlos in der SchleFazMediathek verfügbar.

Fazit: Völligst uninspiriert heruntergekurbelter Billig-Barbaren-Streifen, der seinen Platz unter den „Schlechtesten Filmen aller Zeiten“ mehr als verdient hat. 1 von 10 Punkten.

 

 

Marius Joa, 9. August 2020. Bilder: Studio Hamburg/EuroVideo.

 


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