Nach dem Anschlag auf einen Alien-Botschafter im Pilotfilm Die Zusammenkunft begann die große Scifi-Saga Babylon 5 1994 mit der ersten Staffel. Die titelgebende Station hat seit einigen Monaten ihren regulären Betrieb aufgenommen.
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Babylon 5: Staffel 1 – Zeichen und Wunder
(Babylon 5: Season One – Signs and Portents)
Science-Fiction-Serie USA 1994. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 22 Folgen. Gesamtlaufzeit: ca. 924 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Michael O’Hare, Claudia Christian, Jerry Doyle, Mira Furlan, Peter Jurasik, Andreas Katsulas, Richard Biggs, Bill Mumy, Stephen Furst, Andrea Thompson, Caitlin Brown u.v.a. Idee: J. Michael Straczynski.
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“A shining beacon in space…all alone in the night.”
Wir schreiben das Jahr 2258. Ein Jahr nach dem Attentat auf den Vorlonen-Botschafter Kosh ist wieder einigermaßen Normalität auf der Raumstation Babylon 5 eingekehrt. Falls es so etwas in dieser intergalaktischen Metropole überhaupt gibt. Denn die Aufrechterhaltung von Ordnung und Frieden gestaltet sich alles andere als einfach. Nachdem die Narn hundert Jahre lang von den Centauri versklavt und ausgeblutet wurden kocht nun ein erneuter Konflikt der beiden Völker hoch. Zudem hat sich auf der Station auch das organisierte Verbrechen breitgemacht und xenophobisch-rassistische Kräfte von der Erde bedrohen die Sicherheit. Auch die aus dem Nichts kommenden Angriffe von Weltraumpiraten sorgen für Unsicherheit im Umfeld der Station.
Der 1954 geborene amerikanische Drehbuchautor J. Michael Straczynski (He-Man and the Masters of the Universe, She-Ra – Princess of Power, Twilight Zone), kurz JMS, wollte mit Babylon 5 nicht weniger als einen epischen Science-Fiction-Roman auf die Fernsehschirme bringen. Sein Konzept machte Ender der 1980er die Runde unter den Hollywood-Studios und fand Zustimmung bei Warber Bros., die für ihr neues Network PTEN Material suchten. Am 22. Februar 1993, vor 30 Jahren, feierte der Pilotfilm Die Zusammenkunft (Originaltitel: The Gathering) Premiere, dessen Erfolg die Produktion der ersten Staffel ermöglichte, die vom 26. Januar bis 3. Oktober 1994 auf PTEN ausgestrahlt wurde und vom 3. August bis 17. Dezember 1995 auch in Deutschland bei Pro Sieben zu sehen war.
Wie sehr wahrscheinlich alle anderen deutschen Zuschauer*innen kam ich erstmals in den Genuss von B5 durch die deutsche TV-Premiere bei Pro Sieben von August 1995 bis April 1999. In dieser Zeit wurden der Pilotfilm, alle fünf Staffeln mit insgesamt 110 Episoden und vier der fünf TV-Filme gezeigt. Doch wie es in Zeiten vor der Verbreitung des Internets als Massenmedium und den Vorteilen des Streamings eben war, bekam man nicht unbedingt alles komplett mit. Die erste vollständige Sichtung der Serie (zudem erstmals in der englischen Originalfassung) machte ab 2004 die Veröffentlichung auf DVD möglich. Erst dann erfasste mein Hirn die komplexe Saga vollkommen. In der Folge sichtete ich auch die kurzlebige Spinoff-Serie Crusade (1999) und den Fernsehfilm Legende der Ranger (2002). Durch die Heimkinoveröffentlichung wurde ich endgültig zum B5-Fan. Umso spannender war es, kürzlich die Scifi-Saga nach Jahren wieder anzusehen.
Inspiriert durch große literarische Genre-Epen wie J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe, Isaac Asimovs Foundation-Zyklus und den Dune-Romanen von Frank Herbert plante JMS Babylon 5 als große Weltraum-Saga in fünf Bänden/Staffeln, mit einer von Anfang bis Ende durchgeplanten Geschichte. In den 1990ern ein gewagtes Unterfangen, welches im Lauf der fünf Seasons immer wieder auf der Kippe stand, vor allem weil sich die Serie mit ihren ernsten Themen an ein erwachsenes Publikum richtete. Damit war JMS dem damals gängigen Fernseh-Erzählungen um Lichtjahre voraus. Dieser Ansatz „verbot“ es allerdings auch den Schauspieler*innen Dialoge oder Szenen zu improvisieren. Neben dem renommierten Science-Fiction-Autor Halran Ellison (1934-2018) als „conceptual consultant“ engagierte JMS seinen „She-Ra“-Kollegen Laurence G. DiTillio sowie die Star Trek-Alumni Dorothy C. Fontana und David Gerrold als weitere Drehbuchautoren für Season 1. 12 der 22 Skripts schrieb Straczynski selbst.
Babylon 5 ist eine ca. 8,065 km (fünf Meilen) lange Raumstation, die sich in neutralem Raum im Orbit des Planeten Epsilon III im Epsilon Eridani-System befindet und etwa 2,5 Millionen Tonnnen wiegt. Die künstliche Schwerkraft wird durch die Rotation der Station erreicht. Etwa eine Viertelmillion Lebewesen aus unterschiedlichen Welten lebt an Bord, davon sind 7.500 Mitarbeiter der Station. Auch für Aliens, die keinen Sauerstoff atmen, gibt es geeignete Sektionen auf Babylon 5. Neben einem Verteidigungssystem mit diversen Waffen verfügt die Station auch über mehrere Geschwader Kampfflieger.
Zum Überblick eine Vorstellung der wichtigsten Charaktere und Schauspieler*innen aus Staffel 1
Das Stationspersonal:
Commander Jeffrey Sinclair
Commander Jeffrey Sinclair ist der kommandierende Offizier. Als Veteran des Krieges gegen die Minbari kämpfte er in der letzten Schlacht und hat seitdem Erinnerungslücken. Heimlich versucht er herauszufinden, was damals passiert ist und ihm die Minbari verheimlichen.
Robert Michael O’Hare Jr. wurde am 6. Mai 1952 in Chicago geboren. O’Hare studierte in Harvard englische Literatur und sammelte erste Schauspielerfahrung. Schließlich wechselte er an die Juilliard School of Drama. Im Laufe seiner Karriere agierte O’Hare fast ausschließlich auf Theaterbühnen (z.B. als Teil der Originalbesetzung von Eine Frage der Ehre von Aaron Sorkin) und im Fernsehen (Gastrollen u.a. in T.J. Hooker, Trapper John und L.A Law). Seine Mitwirkung bei B5 sollte die einzige Serien-Hauptrolle bleiben. Während der Dreharbeiten begann Michael O’Hare an psychischen Problemen und starken Halluzinationen zu leiden. Nach Absprache mit JMS verließ er B5 nach der ersten Staffel, um sich in Behandlung zu begeben, kehrte für Gastauftritte in Staffel 2 und 3 zurück. 2000 beendete er seine Laufbahn als Schauspieler und starb am 28. September 2012 im Alter von nur 60 Jahren nach einem Herzinfarkt. JMS enthüllte die Krankheit O’Hares und den Grund für das vorzeitiges Ausscheiden erst nach dessen Tod.
Lieutenant Commander Susan Ivanova
Als erste Offizierin obliegt es Lieutenant Commander Susan Ivanova, die Station am Laufen zu halten, was sicherlich keine einfache Aufgabe darstellt. Gegen den Willen ihres Vaters, eines Autors und pazifistischen Denkers, hat sich die Russin Ivanova vor Jahren den Erdstreitkräften angeschlossen und führt ihre Aufgabe mit Disziplin, Selbsthärte und Sarkasmus aus. Ihr Bruder starb im Krieg gegen die Minbari. Susans Mutter, eine untrainierte Telepathin nahm sich einst das Leben, weil sie durch die vom mächtigen PSI-Corps verordneten Medikamente in die Depression getrieben wurde. Daher hat Ivanova auch keine sonderlich gute Meinung von der Organisation.
Claudia Christian wurde am 10. August 1965 im kalifornischen Glendale geboren. Neben Gastrollen in Das A-Team, Highwayman und Zurück in die Vergangenheit war sie im Kino in The Hidden – Das unsagbar Böse (1987), A Gnome named Gnorm (1990) und Hexina – Schön verrückt und gefährlich (1993) zu sehen sowie als Originalsprecherin im Animationsfilm Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001) zu hören. In der Netflix-Animationsserie Blood of Zeus (2020) spricht sie die Rolle der Hera, Königin der Götter. Neben zwei Autobiographien hat Christian auch bereits Kurzgeschichten und Romane geschrieben.
Sicherheitschef Michael Garibaldi
Michael Garibaldi fungiert als Sicherheitschef von Babylon 5. Er leitet die mit Polizei- und Zoll-Befugnissen ausgestatteten Sicherheitskräfte. Außerdem ist er wie auch Ivanova ein fähiger Kampfflieger-Pilot. Trotz früherer Probleme mit korrupten Vorgesetzten auf dem Mars und Alkoholismus wurde Garibaldi von seinem guten Freund Commander Sinclair für die Position als Sicherheitschef an Bord der Station ausgewählt.
Jerry Doyle wurde am 16. Juli 1956 in Brooklyn, New York, geboren. Nach Laufbahnen als Pilot und Börsenmakler entschied sich Doyle 1991 für einen Wechsel zum Schauspielberuf, den er mit Gastrollen in Das Model und der Schnüffler und Reich und Schön begann. Nach dem Ende von Babylon 5 war er u.a. auch in Sliders, JAG und NYPD Blue zu sehen. Im Anschluss startete er weitere Karrieren als Radiomoderator und Politiker der republikanischen Partei. Von 1995 bis 1997 war Jerry Doyle mit seiner B5-Kollegin Andrea Thompson alias Talia Winters verheiratet. Er starb elf Tage nach seinem 60. Geburtstag, am 27 Juli 2016 in Las Vegas.
Dr. Stephen Franklin
Stephen Franklin ist Chefarzt von Babylon 5 und leitet in dieser Funktion die Medlabs an Bord der Station. Seine mannigfaltigen Kenntnisse hat sich Franklin erworben, indem er nach dem Studium auf unterschiedlichen Raumschiffen durchs All reiste und seine Dienste als Mediziner im Gegenzug für Unterkunft und Verpflegung.
Richard James Biggs II wurde am 8. März 1960 in Columbus (US-Bundesstaat Ohio) geboren. Kurz nach seinem Studium an der University of Southern California erhielt Biggs seine erste Fernsehrolle, als Dr. Marcus Hunter in der Seifenoper Zeit der Sehnsucht, die er von 1987 bis 1994 spielte. Direkt in Anschluss erfolgte das Engagement bei B5. Außerdem war er unter anderem in den Filmen Das Alien in dir (1995) und Forever Love (1998) sowie im Finale der B5-Spinoff-Serie Crusade (1999) zu sehen. Er starb am 22. Mai 2004 mit nur 44 Jahren an einer Aortendissektion.
Telepathin Talia Winters
Talia Winters ist eine vom PSI-Corps ausgebildete Telepathin, die offiziell Babylon 5 zugeteilt wurde. In dieser Funktion begleitet Winters geschäftliche Termine, Ermittlungen der Sicherheitsteams und andere offizielle Angelegenheiten. Mit der Zeit beginnt sie die Arbeit des PSI-Corps kritischer zu sehen.
Andrea Thompson wurde am 6. Januar 1960 in Dayton (Ohio, USA) geboren. Nachdem ihre Familie zwischenzeitlich in Australien gelebt hatte, verließ Thompson mit 16 die High School und zog nach New York, wie sie als Model arbeitete und Schauspielunterricht am Strasberg Studio sowie bei Uta Hagen nahm. Neben einer kleinen Rolle in Oliver Stones Finanz-Thriller Wall Street (1987) war Thompson einer der Hauptdarsteller in der letzten Staffel der Primetime-Soap Falcon Crest. Babylon 5 verließ sie kurz vor Ende der 2. Staffel und wurde durch Patricia Tallman als Lyta Alexander aus dem Pilotfilm ersetzt. Nach B5 folgten Engagements in den Serien JAG – Im Auftrag der Ehre und NYPD Blue. Andrea Thompson war von 1995 bis 1997 in zweiter Ehe mit Jerry Doyle verheiratet und hat einen 1992 geborenen Sohn.
Die Botschafter und ihre Attaches:
Delenn
Delenn vertritt das hochentwickelte und spirituelle Volk der Minbari auf Babylon 5. Sie gehört der religiösen Kaste an und ist auch eines der neun Mitglieder des Grauen Rates, des geheimen Parlaments Minbars. Trotz großer Überlegenheit beendeten die Minbari vor zehn Jahren überraschend den Krieg gegen die Menschen mit der eigenen Kapitulation. Delenns Aufgabe ist es die Menschen besser kennen zu lernen. Diesen Auftrag führt sie mit viel Mitgefühl und Weisheit aus, bleibt daher aber dennoch geheimnisvoll.
Mira Furlan wurde am 7. September 1955 in Zagreb (heutiges Kroatien, damals Teil von Jugoslawien) geboren, studierte an der dortigen Schauspielakademie und lernte Sprachen wie Englisch, Französisch und Deutsch, welche sie später alle sehr gut beherrschen sollte. 1985 spielte sie unter Regisseur Emir Kosturica im jugoslawischen Spielfilm Papa ist auf Dienstreise, welcher die Goldene Palme von Cannes erhielt sowie Golden-Globe- und Oscar-Nominierungen als bester fremdsprachiger Film. In den späten 1980ern war Mira Furlan sowohl in Zagreb als auch im serbischen Belgrad auf Theaterbühnen zuhause und galt als Meryl Streep des Balkans. Als der kroatische Unabhängigkeitskrieg 1991 ausbrach wurde Mira wegen ihrer Arbeit in Serbien von ihrem Engagement in Zagreb gefeuert. Es folgten eine Schmierenkampagne und Morddrohungen, weshalb Furlan mit ihrem Ehemann, dem serbischen Regisseur Goran Gajić, in die USA auswanderte. Dort spielte sie vor erneut vor allem Theater, bis sie für die Hauptrolle der Minbari-Botschafterin Delenn in Babylon 5 gecastet wurde. 1998 wurde Miras Sohn geboren. Einen zusätzlichen Bekanntheitsgrad erreichte Mira Furlan nach B5 als Danielle Rousseau in 20 Folgen der Mysteryserie Lost. Mira Furlan verstarb am 20. Januar 2021 im Alter von 65 Jahren an den Folgen ihrer Erkrankung am West-Nil-Virus in Los Angeles.
Link zum Nachruf
Lennier
Lennier ist ein junger Minbari-Mann, der zur religiösen Kaste gehört und von frühester Kindheit im Tempel ausgebildet wurde, wo er sich vor allem in der Kampfkunst auszeichnete. Dennoch ist Lennier friedlich und seiner Vorgesetzen Delenn überaus ergeben. Während seiner Zeit auf Babylon 5 lernt er schnell, dass das Universum wesentlich komplexer und vielschichtiger ist, als er es sich ausmalen konnte.
Bill Mumy wurde am 1. Februar 1954 als Charles William Mumy Jr. im kalifornischen San Gabriel geboren. Seine Schauspielkarriere begann er bereits mit fünf. In jungen Jahren war er bereits in diversen Gastrollen im Fernsehen, etwa in Verliebt in eine Hexe, Bezauberne Jeannie und The Munsters, zu sehen. Zwischen 1965 und 1968 spielte Mumy als hochbegabter Junge Will Robinson eine der Hauptrollen in der Science-Fiction-Serie Verschollen zwischen fremden Welten (Lost in Space). Gelegentlich war Mumy auch in Filmen zu sehen, wie 1973 an der Seite von Steve McQueen und Dustin Hoffman in Papillion und 1990 in Captain America. 1998 absolvierte er eine Gastrolle in einer Episode von Star Trek: Deep Space Nine, jener Serie mit ähnlicher Ausgangssituation, die als große Konkurrenz zu B5 galt. Neben der Schauspielerei ist Bill Mumy auch als Musiker an diversen Instrumenten tätig, tourte dabei mit America und Rick Springfield. Er lebt mit seiner Ehefrau und den beiden 1989 bzw. 1994 geborenen Kindern in Los Angeles.
Londo Mollari
Londo Mollari ist ein erfahrener Diplomat der Centauri-Republik, welche von einem Imperator regiert wird. Die Centauri waren es, welche den Menschen die Hyperraum-Technologie schenkten und so das interstellare Reisen der Erdbewohner ermöglichten. Einst eine Großmacht der Galaxis hat das Imperium mittlerweile sehr von seinem alten Glanz eingebüßt, was vor allem Londo sehr stört. Mollari ht sich als geschickter Strippenzieher und Taktierer einen Namen gemacht. Sein absoluter Erzfeind ist Narn-Botschafter G’Kar. Londo wurde prophezeit, dass G’Kar und er sich gegenseitig töten würden.
Peter Jurasik wurde am 25. April 1950 im New Yorker Stadtteil Queens geboren. An der Seite seines späteren B5-Kollegen Bruce Boxleitner war Jurasik 1982 im Science-Fiction-Film Tron auf der großen Leinwand zu sehen. Weitere Kinorollen absolvierte er unter anderem in So ein Satansbraten (1990), Mr. Jones (1993) und Das Urteil – Jeder ist käuflich (2003). Jurasiks häufigste Serienrolle neben Londo war die von Sid Thurston in Polizeirevier Hill Street (1982-87) und dessen Spin-Off Beverly Hills Buntz (1987-88). Gemeinsam mit dem amerikanischen Schriftsteller William H. Keith Jr. schrieb Peter Jurasik den 1998 veröffentlichen komödiantischen Roman Diplomatic Act, in welcher ein Schauspieler einer SF-Serie von Aliens entführt wird, welche ihn mit seiner Figur verwechseln. Jurasik ist seit 1990 mit seiner Ehefrau Barbara verheiratet.
Vir Cotto
Vir Cotto ist Londo Mollaris gesprächiger, unbedarfter Attache. Für die teils skrupellose, intrigante Welt ist der junge Mann eigentlich zu nett und zimperlich, was ihm immer wieder Tadel von seinem Vorgesetzten einbringt. Mit der Zeit gelingt es Vir allerdings auf seine eigene Art seinen Platz auf Babylon 5 zu finden.
Stephen Furst wurde am 8. Mai 1954 als Stephen Nelson Feuerstein in Norfolk (US-Bundesstaat Virginia) geboren. In jungen Jahren spielte er Hauptrollen in den Komödien Ich glaub’, mich tritt ein Pferd (1978) und Wahnsinnsjagd um Mitternacht (1980). Neben Gastrollen in Serien und Sprechrollen in animierten Produktionen führte Furst auch selbst Regie, etwa später bei drei Folgen von B5 und zwei Episoden von Crusade. Mit seiner Ehefrau Lorraine hatte Stephen Furst zwei Söhne, den Komponisten Nathan (geboren 1978) und den Filmemacher Griff (geboren 1981). Nachdem er bereits früh unter erblich bedingtem Diabetes litt und in den 1990ern gezwungen war, aus gesundheitlichen Gründen abzunehmen, was ihm auch gelang, starb Furst am 16. Juni 2017 im Alter von 63 Jahren an den Folgen seiner Erkrankung.
G’Kar
G’Kar vertritt die Narn auf Babylon 5. Sein Volk wurde bis vor 100 Jahren von den Centauri unterdrückt und versklavt, doch den Narn gelang es sich vom Joch zu befreien. Als leidenschaftlicher Streiter für die Interessen seiner Heimatwelt droht G’Kar bisweilen etwas über das Ziel hinauszuschießen. Mit dem Centauri-Botschafter Londo Mollari verbindet ihn eine gegenseitige, innige Feindschaft. Laut einer Prophezeiung werden sich die beiden eines Tages gegenseitig umbringen.
Andreas Katsulas wurde am 18. Mai 1946 als Andrew Katsulas in St. Louis (Missouri, USA) geboren. Er begann seine Schauspielkarriere am Theater. Im Kino war Katsulas unter anderem in Der Mann im Hintergrund von Ridley Scott, Der Sizilianer von Michael Cimino (beide von 1987), Auf der Flucht an der Seite von Harrison Ford und in Hot Shots! Der zweite Versuch (beide von 1993) zu sehen. Seine bekannteste Fernsehrolle neben G’Kar dürfte die des romulanischen Kommandanten Tomalak in vier Folgen von Star Trek: The Next Generation sein. Andreas Katsulas war Zeit seines Lebens starker Raucher. Am 13. Februar 2006 starb er im Alter von 59 Jahren an Lungenkrebs und hinterließ seine zweite Ehefrau Gilla sowie zwei Kinder aus einer früheren Ehe.
Na’Toth
In seinem Kampf für die Sache der Narn-Heimatwelt steht G’Kar seine Assistentin Na’Toth immer wieder zur Seite, zeigt sich dabei ähnlich temperamentvoll wie ihr Vorgesetzter und führt ihre Aufgaben auch mit List aus.
Julie Caitlin Brown, geboren am 27. Januar 1961 in San Francisco, begann ihre Karriere 1983 auf der Bühne als Maria Magdalena im Musical Jesus Christ Superstar. In Fernsehen spielte sie Gastrollen in unterschiedlichen Serien wie All My Children, Palm Beach-Duo und JAG – Im Auftrag der Ehre. In Browns weiterer Vita stehen Gastauftritte in zwei Folgen der 7. Staffel von Star Trek: The Next Generation und einer Episode von Star Trek: Deep Space Nine. Caitlin Brown ist auch als Sängerin tätig und hat zwei Alben veröffentlich. Sie war zweimal verheiratet und hat zwei Kinder.
Kosh Naranek
Kosh Naranek vertritt die Vorlonen auf B5. Sein Volk zählt zu den ältesten des Universums. Im Pilotfilm wurde ein Anschlag auf ihn verübt, den er allerdings überlebt. Eigentlich niemand hat jemals einen Vorlonen wirklich zu Gesicht bekommen, denn diese treten nur in einem hermetisch verriegelten Anzug auf, so auch Kosh. Seine Motive sind so rätselhaft wie seine seltenen Äußerungen.
Kosh Naranek wurde von zwei Personen gespielt: im Kostüm steckte der Produktionsassistent Jeffery Willerth. Willerth wurde am 5. Juni 1958 geboren und war in seiner Karriere überwiegend als Produktionsassistent und Mitarbeiter der Abteilung für visuelle Effekte (etwa bei The Faculty und X-Men 2) tätig. Zwischen 1999 und 2008 war Willerth mit seiner B5-Kollegin Patricia Tallman verheiratet. Die Stimme von Kosh stammt von Ardwight Chamberlain, der am 16. Februar 1957 im kalifornischen San Mateo geboren wurde. Chamberlain ist bisher vor allem als Synchronsprecher und Drehbuchautor bei Zeichentrick- und Anime-Serien in Erscheinung, wobei er bei letzteren nicht selten die Adaption der Skripts für die englische Fassung übernahm. Willerth und Chamberlain spielten auch die wenigen anderen Vorlonen in der Serie.
Zurück zur Produktion der 1. Staffel. Mit anfangs 650.000 US-Dollar pro Folge war das Budget nicht unbedingt sehr üppig. Zum Vergleich eine Episode von The Next Generation kostete ca. 1,5 Millionen Dollar. JMS engagiert als Kulissenbauer Leute aus der Theaterbranche, die es gewohnt waren Sets und Bühnenbilder schnell umzubauen, was häufig getan wurde. Dennoch sieht Babylon 5 was Kulissen, Kostüme und das Make-Up der Aliens angeht auch nach drei Jahrzehnten keinesfalls billig aus. Der Crew gelang es im Sun Valley Studio in Los Angeles die titelgebende Weltraumstation lebendig werden zu lassen.
Nicht nur inhaltlich betrat die Space Opera Neuland, sondern auch bei den visuellen Effekten der Weltraumszenen. Völlig untypisch für die damalige Zeit wurden die nicht wie etwa bei Star Trek mit Modellen umgesetzt, sondern mit Grafiken aus dem Computer. Diese Methode erwies sich vor allem als kostensparend. Wirkten die CGI-Effekte in den 1990ern noch bahnbrechend und durchaus wertig so war ihnen im Lauf der letzten Jahrzehnte aber leider kein gutes Altern vergönnt. Aus heutiger Sicht wirken die Bilder eher wie pixelige Lego-Animationen und bilden den vielleicht einzig echten Schwachpunkt der ganzen Serie. Wobei ich zugegeben muss, dass ich mich mittlerweile an die etwas antiquierte Optik gewöhnt habe und die Effekte durchaus einen eigenen Charme besitzen.
Auch bei der Musik ging man eher ungewöhnliche Wege. Den Score komponierte, orchestrierte und mixte der Berliner Christopher Franke (geboren 1953), von 1970-1987 Mitglied der deutschen Elektronik-Formation Tangerine Dream. Eingespielt wurden die Stücke, wie das im Lauf der fünf Jahre sich immer wieder etwas ändernde Titelthema der Serie, durch das von Franke gegründete Berlin Symphonic Film Orchestra. Der charakteristische Sound geht auf die verstärkte Verwendung von Synthesizern. Man kann sich Babylon 5 ehrlich gesagt nicht ohne einen anderen Soundtrack vorstellen, der auch eine massive Verbesserung der plumpen Rockmusik aus dem Pilotfilm darstellt.
Aller Anfang ist schwer. Doch jedem Anfang wohnt auch ein gewisser Zauber inne. Beide Redenarten treffen auf die Premierenstaffel von Babylon 5 zu. Es war auf jeden Fall spannend, nach längerer Zeit zu verfolgen, wie JMS und seine Co-Autor*innen die Welt einer möglichen Zukunft in gut 230 Jahren erschaffen. Obwohl das B5-Universum damals noch fast völlig neu war, gelingt es die Saat der umfassenden Serienmythologie geschickt zun platzieren. Oft funktioniert das in den einzelnen der 22 Episoden nicht durch die im Vordergrund stehenden A-Plots, sondern die teils fast beiläufig eingeflochteten B- und C-Handlungsstränge. Allerdings bieten die „Fall-der-Woche“-Stories nicht selten nur durchschnittliche Kost ab, welche zwar das Worldbuilding vorantreiben, aber doch eher austauschbar wirken. Dennoch hält Season 1 die Zuschauer*innen als langsamer Beginn einer großen Saga gut bei der Stange. Mit den Folgen 13 (Visionen des Schreckens/Signs and Portents), 18 und 19 (Angriff der Aliens, Teil 1 und 2/A Voice in the Wilderness, Part 1 and 2), 20 (Verloren in der Zeit/Babylon Squared) und dem Staffelfinale Chrysalis werden wichtige Storyarcs begonnen oder maßgeblich weiterentwickelt.
Babylon 5 glänzte von Beginn an durch sein (oben vorgestelltes) schillerndes, vielschichtiges Personal, von denen die Alien-Botschafter vermutlich am interessantesten wirken, egal ob die spirituelle Delenn, der leidenschaftliche G’Kar oder der lebenslustige und bisweilen hinterhältige Londo Mollari. Neben den vier großen Alien-Völkern (Minbari, Centauri, Narn und Vorlonen) stellt Staffel 1 auch weniger einflussreiche Spezies, wie die Drazi oder die Pak’mara vor. Eine gewichtige Rolle spielen auch Telepathen, die auf der Erde durch das mächtige PSI-Corps kontrolliert werden. Einen überaus unsympathischen Verteter dieser machtvollen Organisation namens Alfred Bester sollte mit Walter Koenig ein ehemaliges Mitglied der originalen Star Trek-Serie spielen, wobei die Figur während der gesamten Serie immer wieder auftaucht. Auch weitere wichtige Nebencharaktere wie der freundlich-finstere Mr. Morden (schaurig gut: Ed Wasser) oder Draal (hier noch Louis Tourenne, später John Schuck), der zum Wächter von Epsilon II wird, geben sich hier bereits die Ehre.
Auch fast 30 Jahre nach der ersten Ausstrahlung hat die erste Staffel von Babylon 5 nichts von ihrer Faszination verloren. Im Gegenteil. Denn mit zunehmender Seherfahrung nimmt man auch die geschickt verwobene Erzählung und die Nuancen der Charaktere noch mehr oder anders wahr.
Babylon 5 ist aktuell als kostenfreie Stream (mit Werbung) bei Freevee abrufbar. Außerdem kann man sich alle fünf Staffeln online als Stream bei Apple TV, Amazon, Maxdome und Google Play kaufen. Im Dezember 2023 wird in den USA eine BluRay-Komplettbox erscheinen. Eine deutscher Veröffentlichung in HD auf physischem Datenträger steht bisher noch aus. Am 15. August 2023 erschien mit The Road Home ein Animationsfilm zur Serie, welcher in der englischen Originalfassung mit zuschaltbaren Untertiteln als kostenpflichtiger Stream bei diversen Anbietern verfügbar ist.
Fazit: Gelungene Auftaktstaffel, welche das hohe erzählerische Niveau der Folgejahre noch nicht ganz erreicht. 8 von 10 Punkten.
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Übersicht über die ganze Babylon 5-Saga
Die Zusammenkunft (1993) (Pilotfilm)
Staffel 1: Zeichen und Wunder (1994)
Staffel 2: Schatten am Horizont (1994/95)
Staffel 3: Kriegsrecht (1995/96)
Staffel 4: Die Befreiung von Proxima 3 (1996/97)
Staffel 5: Augen aus Feuer (1997/98)
Der erste Schritt (1998) (TV-Film)
Das Tor zur dritten Dimension (1998) (TV-Film)
Der Fluss der Seelen (1998) (TV-Film)
Waffenbrüder (1999) (TV-Film, Pilotfilm zu Crusade)
Crusade (1999) (Spin-Off-Serie)
Legende der Ranger (2002) (TV-Film)
Vergessene Legenden – Stimmen aus dem Dunkel (2007) (Direct-to-DVD-Film)
The Road Home (2023) (Animationsfilm)
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Marius Joa, 31. August 2023. Bilder: Warner.
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