Ein Cafe-Besitzer bemerkt plötzlich, dass er über seinen Monitor zwei Minuten in die Zukunft sehen kann, in der schrägen japanischen Scifi-Komödie Beyond the Infinite Two Minutes…
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Beyond the Infinite Two Minutes (Droste no hate de bokura)
Science-Fiction-Komödie Japan 2020. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 71 Minuten.
Mit: Kazunari Tosa, Riko Fujitani, Gôta Ishida, Masashi Suwa, Yoshifumi Sakai, Aki Akasura u.a. Drehbuch: Makoto Ueda. Regie: Junta Yamaguchi.
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Die Zukunft auf dem Schirm
Eigentlich wollte Café-Betreiber Kato (Kazunari Tosa) nach einem anstrengenden Arbeitstag nur in seinem kleinen Apartment, welches sich über dem Café befindet, ein wenig Gitarre spielen und chillen. Doch plötzlich erscheint ihm auf dem Monitor er selbst, genauer gesagt sein Ich aus einer Zukunft in zwei Minuten, welches vom Monitor unten im Café zu ihm spricht. Die beiden Bildschirm sind also verbunden und zeigen jeweils Zukunft bzw. Vergangenheit in/vor 120 Sekunden. Kato eilt sogleich die Treppe herunter, um im Café die gleiche Unterhaltung von der anderen Seite zu führen. Kurz darauf erfahren auch Katos Mitarbeiterin Aya (Riko Fujitani) sowie seine Freunde Komiya (Gôta Ishida), Tanabe (Masashi Suwa) und Ozawa (Yoshifumi Sakai) von dem verblüffenden Phänomen. Gemeinsam findet die Gruppe einen Weg, etwas weiter in die Zukunft zu schauen…
2017/18 sorgte ein Film für Furore in Japan und weltweit. Die für umgerechnet lediglich etwa 25.000 Dollar produzierte Zombie-Komödie One Cut of the Dead (Originaltitel: Kamera no Tomeru, Na!, wörtlich: “Nicht die Kamera anhalten!”) spielte weltweit mehr als das Tausendfache (!) seiner Produktionskosten wieder ein, und das obwohl sie ursprünglich nur in einem einzigen japanischen Kino gestartet war. Maßgeblich für den Erfolg war sicherlich auch die Machart, welche den Low-Budget-Streifen aussehen ließ, als ob er in einem äußerst langen Take gedreht worden. Der Hype zog eine ganze Reihe weitere japanischer Filme mit kleinsten Budgets und One-Shot-Kniff nach sich, darunter die schräge Zeitreise-Comedy Beyond the Infinite Two Minutes.
Der ebenfalls für ein Mini-Budget gedrehte Film ist ein Produkt der Theatergruppe Europe Kikaku aus Kyoto, welche bereits seit 1998 existiert, und macht das Beste aus seinen limitierten Möglichkeiten. Es geht hier keineswegs um Zeitreisen weit in die Vergangenheit oder Zukunft, welche eine weitschweifende Bedeutung haben. Vielmehr nutzen die Charaktere das Phänomen über einen Bildschirm zwei Minuten (und später etwas mehr) in die Zukunft zu sehen erst einmal für kleine Albernheiten und Banalitäten. Durch die beiden Perspektiven werden die meisten Szenen gedoppelt, was die Handlung über weite Strecken recht vorhersehbar macht. Doch im Verlauf entwickelt das Szenario ein durchaus kurioses Eigenleben inklusive überraschender Wendungen im letzten Drittel.
Der Bühnenhintergrund des Ensembles um Kazunari Tosa als Kato und Riko Fujitani als dessen Angestellte Aya macht sich in teils überdrehtem Over-Acting bemerkbar, doch passt das irgendwie zum dokumentarisch wirkenden Stil. Regisseur Junta Yamaguchi (bei der Theatergruppe zuständig für Videosequenzen), der auch Kameraführung und Schnitt übernahm, filmte mit Smartphones sowie Kameras in der Größe eines Tamagochis. Das ermöglichte es der Crew nahe an die Darsteller heranzukommen, ohne diesen in die Quere zu kommen. Als absolut herausragend erweist sich bei Beyond the Infinite Two Minutes die Präzision mit welcher Filmcrew und Schauspieler hier zu Werke gehen. Das Geschehen spielt sich fast ausschließlich an nur zwei Schauplätzen (Wohnung und Café) ab. Dennoch erweckt die virtuose Inszenierung und das punktgenaue Spiel der Akteure den Eindruck als sehe man hier wirklich eine über die gesamte Länge von 70 Minuten durchgezogene Plansequenz.
Beyond the Infinite Two Minutes ist seit dem 27. Mai 2022 auf DVD und Bluray (auch als Mediabook) erhältlich sowie als kostenpflichtiger Stream bei diversen Anbietern verfügbar.
Fazit: Herrlich schräge, inszenatorisch erstklassige Zeitreise-Komödie, die viel aus ihrem reduzierten Setting macht. 8 von 10 Punkten.
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Kato trifft sein zukünftiges Ich
Die Freunde sind verblüfft
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Marius Joa, 30. Juli 2022. Bilder: Busch Media.
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