Edward Bloom erzählt immer wieder die gleichen Geschichten, Jahr um Jahr. Will, sein Sohn, möchte in den letzten Tagen seines Vaters herausfinden, ob nicht doch etwas Wahrheit in den Erzählungen von Edward steckt – und öffnet damit die Tür zu einer Realität, die er niemals erwartet hätte …
Tragikkomödie, USA 2004. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 120 Minuten.
Mit: Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange. Regie: Tim Burton.
Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht
Seit Jahr und Tag erzählt Edward Bloom die Geschichte, wie er den berüchtigten Fisch aus dem Fluss mit seinem goldenen Ehering fing – und das am Tage der Geburt seines Sohnes Will. Will kennt die Märchen seines Vaters schon seit seiner Kindheit alle auswendig und kann sie nicht mehr hören, da sein Vater stets alle Aufmerksamkeit damit auf sich zieht. Auch an Wills Hochzeit muss Edward seine Geschichten zum Besten geben, woraufhin Will für drei Jahre den Kontakt zu seinem Vater unterbricht, bis dieser schließlich nach einer abgebrochenen Chemotherapie im Sterben liegt. Dies gibt Will einen Anlass, sich noch einmal auf seinen Vater einzulassen, da er herausfinden möchte, wer Edward wirklich ist – denn Will kennt nur die vielen Märchen, von denen sein Vater behauptet, sie alle erlebt zu haben. Dass er wirklich im Glasauge einer runzeligen Hexe gesehen habe, auf welche Weise und wann er sterben würde. Dass er mit einem Schafe fressenden Riesen die Stadt verlassen und diesen in einem Zirkus mit wunderschönen siamesischen Zwillingen untergebracht habe, wo er selbst monatelang arbeitete, nur um als Lohn ein paar wenige Informationen über die Liebe seines Lebens zu erfahren – die er schließlich auch für sich erobern konnte. Die Geschichten sind schön, aber Will kann nicht glauben, dass an ihnen auch nur ein Funken wahr sein soll und da er der festen Überzeugung ist, er kenne bei seinem Vater nur die Spitze des Eisbergs, stöbert er immer tiefer in den „Lügenmärchen“ und gerät immer näher an die Wahrheit um Edward Bloom, die gar nicht so weit von dem Erzählten abweicht…
Der junge Edward erobert seine große Liebe.
Bei Big Fish zeigt Tim Burton wieder einmal, wie einfach Märchen und Realität verschwimmen. Auf der einen Seite ist eindeutig, wie sehr Will unter den Geschichten seines Vaters leidet und wie stark er sich wünscht, endlich einen realen Bezug zu ihm zu finden, und auf der anderen Seite wird der Zuschauer beständig in den Zauber der Welt von Edward Bloom hineingezogen und erlebt mit, wie der junge Edward als Held seine Stadt verlässt, an seinen Aufgaben wächst, an immer unglaublichere Orte gerät und Dinge erlebt, von denen andere nicht einmal zu träumen wagten. Die vielen Sprünge von Edwards Erzählungen zu seinem jetzigen Leben als alter, sterbender Mann mit einem Sohn, der ihm nicht glaubt, bauen eine ganz eigene Stimmung im Film auf – die ihren Höhepunkt darin findet, dass Will am Sterbebett seines Vaters die Geschichte des Lebens von Edward Bloom zusammenfasst und ihm ein wunderschönes Ende erzählt – ein Ende, wie er es sich schöner kaum hätte wünschen können. Ein Film zum träumen, zum lachen, zum weinen und zum nachdenken – ein eindeutiger Tim-Burton-Film, wenn auch etwas realitätsnäher durch den „normalen“ Sohn, der nicht so märchenumwoben ist wie sein Vater. Auch die Schauspieler machen ihre Sache gut, auch wenn es mir persönlich etwas schwer fiel, mich mit dem Darsteller des jungen Edward Bloom anzufreunden – er ist einfach zu geschniegelt und gestriegelt.
Die anderen Hauptrollen werden sehr gut ausgespielt und gerade die Nebenrollen sind wunderbar besetzt – sei es nun das achtjährige Mädchen aus Spectre, das dem Besucher Edward hinterhertrauert oder die Hexe, die sich schaurig im Gedächtnis verankert. Natürlich, wie sollte es für einen Tim-Burton-Film anders sein, sind die Szenen mit viel Liebe sehr phantasievoll gestaltet und wie einer Fabelwelt entrissen. Im Gegensatz zu Filmen wie Nightmare before Christmas oder Sleepy Hollow handelt es sich bei Big Fish jedoch um einen sehr viel nachdenklicheren Film, da es bis zum Ende offen bleibt, was sich nun tatsächlich hinter Edward Bloom versteckt. Ist er tatsächlich ein Big Fish, der an Land kam, weil Größeres auf ihn wartete? Oder hat er seine Erlebnisse einfach nur etwas phantastischer ausgemalt, als sie letztendlich waren? Vieles hat Hand und Fuß – doch am Ende wird es dem Zuschauer überlassen, zu entscheiden, wie viel an dem Märchen um Edward Blooms Leben wahr ist.
Die DVD selbst ist sehr liebevoll gestaltet und bietet neben einem verheißungsvollen, aufklappbaren Booklet eine DVD, auf der sich außer dem Hauptfilm noch Extras wie Trailer, Audiokommentare, wie der Film gedreht wurde, Meinung des Hauptdarstellers etc. befinden. Somit wird auch hier der Zuschauer nicht enttäuscht und hat auch nach dem Film noch einige Beschäftigungsmöglichkeiten, um in die Realität zurückzufinden.
Fazit: Ein wirklich gelungener Film den man sich immer wieder ansehen kann, und dazu eine passende, den Film noch unterstreichende DVD – 9 von 10 Punkten!
Die wunderschönen asiatischen Zirkusdamen.
In ihrem Glasauge sah Edwars als Kind, wie er später sterben sollte.
„… eines Tages regnete es so stark, wie ich es noch nie erlebt hatte …“
Auf seinem letzten Weg trifft Edward noch einmal alle Menschen, die ihm in seinem Leben begegneten.
Mit dem Riesen Karl begibt sich Edward auf Wanderschaft.
Big Fish wurde für den Golden Globe nominiert für »Bester Nebendarsteller« (Albert Finney), „Bester Film (Musical oder Komödie)“, „Beste Musik“ und „Bester Song“, und auch die Musik von Danny Elfman wurde für den Oscar nominiert.
DVD-Features:
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Tonformat: 16:9 und 1,85:1
Extras: Filmdokumentation: Die Film-Charaktere, Auf den Spuren der Filmemacher, Regiekommentar, Wissenswertes über Tim Burton – Quiz, Trailer
Sventja Franzen, 20. Juli 2007. Bilder: Columbia.
Schreibe einen Kommentar