Der Erfolg des TV-Dreiteilers Dune – Der Wüstenplanet, nach dem Roman von Frank Herbert, zog eine weitere Miniserie nach sich. Children of Dune (2003) handelt vor allem vom Erbe des Messias Muad’dib und dem Schicksal seiner Kinder…
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Children of Dune
TV-Science-Fiction-Epos/Miniserie USA, Deutschland, Tschechien 2003. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 3 Folgen. Gesamtlänge: ca. 265 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 3. November 2003.
Mit: Alec Newman, James McAvoy, Julie Cox, Daniela Amavia, Edward Atterton, Steven Berkoff, Jessica Brooks, Ian McNeice, P.H. Moriarty, Alice Kridge, Susan Sarandon, Jonathan Bruun, Marek Vasut, Rik Young u.v.a. Nach Der Herr des Wüstenplaneten und Die Kinder des Wüstenplaneten von Frank Herbert. Drehbuch: John Harrison. Regie: Greg Yaitanes.
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Das Erbe des Erlösers
Zwölf Jahre sind vergangen, seitdem sich Paul Atreides als Muad’dib das Wüstenvolk der Fremen auf dem Planeten Arrakis gegen die imperiale Streitmacht und die Armeen der großen Adelshäuser des Universums in den Kampf führte und den Sieg errang. Imperator Shaddam wurde zur Abdankung gezwungen und Paul hält seitdem mit seiner Familie nicht nur die Vormacht über die Spice-Melange, jene für interstellare Reisen und andere Zwecke unverzichtbare Droge, sondern wurde durch die politische Heirat mit Prinzessin Irulan selbst zum neuen Imperator. In Muad’dibs Namen wurde daraufhin ein Dschihad, ein heiliger Krieg entfacht, welcher sich auf fast allen Planeten verbreitete und Milliarden Opfer forderte. Doch die sukzessive Urbarmachung des Wüstenplaneten Arrakis und die Veränderung der Fremen-Gesellschaft rufen Widerstand hervor. Gerüchte über Verschwörungen und mögliche Attentate machen am imperialen Hof in der Hauptstadt Arrakeen die Runde. Auch Kräfte von außerhalb planen Muad’dibs Fall. So haben sich Prinzessin Wensicia Corrino (Susan Sarandon), die Tochter des abgedankten Shaddam und Schwester von Pauls Ehefrau Irulan (Julie Cox), die Bene Gesserit unter der Ehrwürdigen Mutter Gaius Helen Mohiam (Zuzana Geislerová), die Raumfahrergilde und die Bene Tleilax, welche imstande sind, alles und jeden zu Klonen oder menschliche Organe zu reproduzieren, miteinander gegen den Imperator verschworen und arbeiten an einer tödlichen Falle.
Paul (Alex Newman) selbst betrachtet die Situation scheinbar mit Gleichmut. Seit Jahren versucht er mit seiner Geliebten Chani (Barbora Kodetová) vergeblich Kinder zu bekommen. Irulan, die Paul aus politischen Gründen geheiratet aber die Ehe nie vollzogen hat, wünscht sich ebenfalls ein Kind vom Imperator. Pauls Schwester Alia Atreides (Daniela Amavia), nun erwachsen, kämpft immer stärker mit der Tatsache, dass sie mit vollem Bewusstsein geboren wurde und die Erinnerung ihrer Vorfahren in sich trägt. Immer stärker wird sie von Visionen und Stimmen in ihrem Kopf in Beschlag genommen. Auch Paul hat durch seine vom Spice verstärkte Gabe immer Visionen, in denen ihm ein junger Mann erscheint, welcher auf den „Goldenen Pfad“ verweist. Chani findet unterdessen die Ursache für ihre ausbleibenden Schwangerschaften heraus und lässt sich auf eine gefährliche Diät ein, um doch ein Kind zu bekommen. Unter schweren Verlusten kommen einige Monate später die Zwillinge Leto und Ghanima auf die Welt während zur gleichen Zeit der Kreis der Verschwörer zuschlägt. Schwer gezeichnet zieht Paul in die Wüste und überlässt den Schutz und die Erziehung seiner beiden Kinder Irulan und Alia, die fortan als imperiale Regentin fungiert. 16 Jahre später sind Leto (James McAvoy) und Ghanima (Jessica Brooks) fast erwachsen. Beider Großmutter Jessica (Alice Krige) erkennt deren ungeahntes Potenzial, doch auch den fortschreitenden Wahnsinn Alias. Unterdessen schmieden Wensicia und ihr Getreuer Tyekanik (Marek Vasut) weitere finstere Pläne, um Haus Corrino wieder an die Macht zu bringen…
Noch bevor die erste Miniserie Dune – Der Wüstenplanet ihre Premiere feierte beauftragte der SyFy Channel Autor/Regisseur John S. Harrison mit der Adaption weiterer Bücher aus der „Wüstenplanet“-Reihe von Frank Herbert (1920-1986). Harrison entschied sich, die beiden nächsten Romane Der Herr des Wüstenplaneten (Dune Messiah [1969]) und Die Kinder des Wüstenplaneten (Children of Dune [1976]) in einem Dreiteiler zu verarbeiten, was durchaus Sinn ergibt, weil erstgenannter Roman nur halb so umfangreich wie der folgende ausfällt. Gedreht wurde wieder komplett in den Barrandov-Studios in Prag, von April bis August 2002. Dieses Mal übernahm Greg Yaitanes die Regie. Die meisten Darsteller aus dem vorherigen Dreiteiler nahmen ihre bekannten Rollen wieder auf, wie Alec Newman als Paul Atreides/Muad’dib, Julie Cox als dessen „Pro-Forma-Gemahlin“ Irulan, P.H. Moriarty als Gurney Halleck, Barbora Kodetová als Pauls große Liebe Chani und auch Ian McNeice, der als Baron Harkonnen in Visionen zurückkehrt. Die Figuren Lady Jessica (Pauls Mutter, bisher Saskia Reeves) und Stilgar (Anführer der Fremen und nun Minister des Imperators, bisher Uwe Ochsenknecht) wurden mit Alice Krige (Star Trek: Der erste Kontakt) bzw. Steven Berkoff (Octopussy, Beverly Hills Cop) neu besetzt. Die erwachsene Alia, Pauls Schwester, wird von der griechischen Schauspielerin Daniela Amavia verkörpert. Als Duncan Idaho (im ersten Dreiteiler noch von James Watson gespielt) castete man Edward Atterton (Die Neben von Avalon). Einige tschechische Akteure, wie Karel Dobrý, kehrten in anderen Rollen wieder. Den vor allem in den Teilen zwei und drei zentralen Part des Leto spielte damals übrigens der junge James McAvoy (Abbitte, Split, X-Men-Filme). Als besonderen Besetzungscoup konnte man A-List-Aktrice Susan Sarandon (The Rocky Horror Picture, Thelma & Louise, Dead Man Walking) als Antagonistin Wensicia gewinnen, wenngleich es sehr merkwürdig anmutet, dass die 1946 geborene Oscar-Gewinnerin die jüngere Schwester der gut 25 Jahre jüngeren Julie Cox spielt.
Sowohl die Romanvorlagen von Frank Herbert, der vor seinem Tod sechs Romane des „Wüstenplanet“-Zyklus vollendete, welche dann von seinem Sohn Brian Herbert gemeinsam mit Kevin J. Anderson fortgeführt und erweitert wurde, zeigen eine interessante Entwicklung. Erfüllte Paul Atreides als Muad’dib in Der Wüstenplanet noch die Rolle des Befreiers und Erlösers so ist ihm die Kontrolle über seine Anhänger einige Jahre nach seiner Thronbesteigung als Imperator des gesamten Universums ziemlich entglitten. Der heilige Krieg hat unvorstellbare Menschenmassen ausgelöscht und so erscheint es nicht verwunderlich, dass Paul mit seiner Rolle als Anführer hadert. Er weiß und versteht, was passieren muss und wird, zeigt sich aber nicht gewillt, die Konsequenzen zu ziehen und überlässt es seinen Erben, die Welt besser zu machen. Herbert hat hier gekonnt seine Erlöserfigur erst aufgebaut und anschließend dekonstruiert. Harrison versteht es in seinem Skript innerhalb kurzer Zeit diese Thematik sowie die unterschiedlichen Gefahren für das Imperium des Muad’dib herauszuarbeiten. Dune zeigte wie eine Macht aus der Wüste durch einen Erlöser wuchs und die Kontrolle übernahm, Children behandelt den Fall dieses neuen Imperiums durch äußere und innere Kräfte. Wie man es dem Titel entnehmen kann gibt es die Kinder Muad’dibs, welche das Potenzial haben, die Menschheit zu retten und in ein neues Zeitalter zu führen.
Was Budget und generellen Aufwand betrifft so steht der zweite Dreiteiler dem ersten in wenig nach. Beide teilen das Problem, dass die visuellen Effekte teilweise nicht mehr ganz zeitgemäß wirken, wobei sich die Kulissen und auch die erneut von Altmeister Theodor Pištěk (dieses Mal in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Jan) kreierten, überaus ausgefallenen Kostüme erneut sehen lassen können. Produktionstechnisch hat Children of Dune (deutsche TV-Premiere war im November 2003 bei RTL, wobei die drei Episoden mit Der Messias, Bedrohung des Imperiums und Die Kinder des Wüstenplaneten betitelt wurden) die gleichen Voraussetzungen wie der Vorgänger und zudem ein Alleinstellungsmerkmal, weil die beiden Romane bisher nicht für Fernsehen oder Kino verfilmt worden waren. Meine Lektüre der betreffenden Bücher von Herbert sind schon ein paar Jahre her. Ich kann mich jetzt daher nicht mehr im Detail daran erinnern und daher keine fundierte Aussage über die Werktreue von Harrisons und Yaitanes‘ Adaption machen. Aber die erzählerische Klasse des 2000er Vorgängers und dessen organische Dramaturgie erreicht „Children“ leider zu selten. Einige Storylines und Figuren wirken zu wenig ausgearbeitet. Duncan Idaho hatte in Dune zuvor keine sonderlich große Rolle, kehrt hier in Form eines geklonten Ghola-Mentats als einer der Hauptfiguren zurück, hat aber über weite Strecken außer Grimmig-Schauen und still in der Ecke herumstehen nichts zu tun. Auch die Entwicklung von Farad’n (Jonathan Bruuns), dem Erben des Hauses Corrino, wird im letzten Teil innerhalb kürzester Zeit viel zu sehr forciert, was ebenso auf andere Elemente zutrifft. Vermutlich wäre aufgrund der Masse des literarischen Materials ein Vierteiler die bessere Alternative gewesen.
Trotz namhafter Besetzung erweist sich Children of Dune auch schauspielerisch als teils durchwachsen. Während Alice Krige als Lady Jessica eine starke, subtile Vorstellung abliefert, James McAvoy als umtriebiger Leto überzeugt und Susan Sarandon Prinzessin Wensicia immerhin eisige Präsenz verleiht, so performen Daniela Amavia als besessene Alia und Steven Berkoff als älterer Stilgar zu hölzern bzw. plakativ. Heutzutage würde man die Rolle der Schwester Muad’dibs vermutlich mit Aubrey Plaza besetzen. Genau wie der Vorgänger bescherte der zweite „Dune“-Dreiteiler dem SyFy-Channel bei der US-Premiere eine der höchsten Einschaltquoten seiner Geschichte. Zu Verfilmungen der weiteren Romane im „Wüstenplanet“-Zyklus kam es allerdings (bisher) nicht.
In kaum mehr als zwei Wochen, am 16. September 2021 startet Denis Villeneuves langersehnte und mehrfach verschobene Neuverfilmung von Dune – Der Wüstenplanet in den deutschen Kinos. Die Handlung des ersten Romans soll in zwei Filmen adaptiert werden, wobei der zweite Teil noch nicht gedreht wurde und vermutlich vom Einspielergebnis des ersten abhängen dürfte. Im Erfolgsfall könnte der visionäre kanadische Regisseur auch Der Herr des Wüstenplaneten und Die Kinder des Wüstenplaneten erstmals für die große Leinwand umsetzen könnte, was dann wiederum Vergleichsmöglichkeiten mit der hier rezensierten Miniserie bringen würde.
Children of Dune ist auf DVD und BluRay erhältlich. Als kostenpflichtigen Stream gibt es die Miniserie bei Apple TV und maxdome.
Fazit: Children of Dune, die zweite Miniserie nach der „Wüstenplanet“-Saga von Frank Herbert, kann leider aufgrund inhaltlicher Unebenheiten mit der Qualität der ersten nicht ganz mithalten, bietet aber dennoch passable Science-Fiction-Unterhaltung. 6 von 10 Punkten.
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Der Rat des Imperators
Wensicia schmiedet Pläne
Leto und Ghanima
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Marius Joa, 31. August 2021. Bilder: Universum Film.
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