Crimson Peak

Oktober, ein beliebter Monat für Horrorstreifen, auch bereits einige Wochen vor Halloween am 31. Oktober. Mit der DVD zu Crimson Peak habe ich kurzentschlossen meinen Stapel ungesehener Filme um einen reduziert. Schafft es der Gruselfilm vom mexikanischen Oscar-Gewinner Guillermo del Toro (Shape of Water) zu fesseln?

Crimson Peak
Gothic-Horror USA 2015. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 115 Minuten (PAL-DVD). Kinostart: 15. Oktober 2015.
Mit: Mia Wasikowska, Jessica Chastain, Tom Hiddleston, Charlie Hunnam, Jim Beaver u.a. Regie: Guillermo del Toro. Drehbuch: Guillermo del Toro und Matthew Robbins.

 

Rot ist keine warme Farbe

Bereits als kleinem Mädchen erscheint Edith Cushing (Sofia Wells) der Geist (Doug Jones) ihrer kürzlich verstorbenen Mutter mit der Warnung vor „Crimson Peak“. 14 Jahre später, im Jahre 1901, hat die erwachsene Edith (Mia Wasikowska) ihre Erlebnisse in Schauergeschichten verarbeitet. Obwohl die junge Frau Unterstützung von ihrem Vater Carter Cushing (Jim Beaver), einem reichen Bauunternehmer in New York, erhält, werden ihre Manuskripte von Verlagen abgelehnt. Da tritt der charmante und geheimnisvolle englische Adelige Sir Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) in Ediths Leben, der gemeinsam mit seiner Schwester Lucille (Jessica Chastain) in die USA gereist ist, um Investoren für seine Erfindung zu gewinnen: eine vollautomatische Maschine zum Lehm-Abbau. Als Mr. Cushing von einem engagierten Privatermittler (Burn Gorman) unschöne Details über die Sharpe-Geschwister erfährt, verbietet er seiner Tochter den Umgang mit Thomas. Die Sharpes schickt Cushing unterdessen mit einem dicken Scheck nach Hause. Kurze Zeit später kommt Mr. Cushing unter mysteriösen Umständen ums Leben.

Nach ihrer Hochzeit reisen Edith und Thomas auf den Landsitz der Sharpes im englischen Cumberland, wo Lucille bereits wartet. Das verfallene Herrenhaus, welches zudem langsam im roten Lehmboden versinkt, gestaltet sich als schauriger Ort. Edith sieht sich bald des öfteren alleine durch die Gänge wandeln, während sie vor allem von Thomas, scheinbar ständig mit seinen Erfindungen beschäftigt, meidet. Immer wieder erscheinen der jungen Frau Geister, die deutliche Warnungen aussprechen, Nicht erst jetzt wird Edith klar, dass sich in diesem Haus so einige Abscheulichkeiten zugetragen haben müssen…

Eigentlich wollte der mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro (geb. 1964) direkt nach seinem Fantasymärchen Pans Labyrinth (2006), welches 2007 drei Oscars gewann, das gemeinsam mit Matthew Robbins (Der Drachentöter) verfasste Skript zu Crimson Peak verfilmen. Doch stattdessen drehte del Toro Hellboy II: Die Goldene Armee (2008), die Fortsezung der Comicverfilmung von 2004, und schrieb mit Chuck Hogan die Romantrilogie The Strain (2009-2011), welche als TV-Serie adaptiert wurde. 2013 folgte der Kaiju-Blockbuster Pacific Rim (2013). Danach machte sich der Mexikaner schließlich an die Umsetzung von Crimson Peak. Das ursprünglich vorgesehene Hauptdarsteller-Duo Benedicht Cumberbatch und Emma Stone musste aus unbekannten Gründen absagen. Daher übernahmen Tom Hiddleston und Mia Wasikowska, die gemeinsan in Jim Jarmuschs wundervoll entschleunigtem Vampirfilm Only Lovers Left Alive vor der Kamera standen, ihre Rollen. Insgesamt gefällt der Film als stimmungsvolle Schauergeschichte, die sich aus diversen Einflüssen zusammensetzt, im Verlauf nicht ohne Schwächen bleibt.

Zu den Stärken in del Toros Werken gehört ein detailreiches und verspieltes Setdesign, welches er auch im vorliegenden Film zelebriert. Das titelgebende Anwesen der Sharpes (eigentlich Allerdale Hall) funktioniert als weiterer Hauptcharakter. Durch den allmählichen Verfall wird das große Domizil nicht nur von der gnadenlosen Witterung in Mitleidenschaft gezogen sondern versinkt auch langsam im roten Lehm, auf dem es gebaut wurde. Dadurch entwickelt der Schauplatz ein unheimliches Eigenleben. Hinzu kommen freilich die wörtlich zu nehmenden Geister der Vergangenheit, deren Präsenz in Allerdale Hall eine zentrale Rolle spielt. Del Toro und sein Team inszenieren die ganze Szenerie stimmungsvoll und unheimlich, ohne jedoch zu dick aufzutragen. Was die reine Performance angeht so liefert Crimson Peak wirkungsvoll aufgemachten Gothic-Grusel.

Für ein wirklich gelungenes Gesamtwerk wäre allerdings eine wesentlich besser ausgearbeitete und tiefgreifendere Story notwendig gewesen. Ohne jetzt als ausgewiesener Experte für das Genre glänzen zu können empfand ich den Verlauf der Handlung schon recht früh als ziemlich vorhersehbar. Del Toro und Robbins bieten mit ihrem Drehbuch zu wenig Überraschungen. Das Finale gestaltete sich aus meiner Sicht dann auch noch als holprig und teilweise unlogisch. Zum Leidwesen der ansprechend agierenden Darsteller, vor allem in Person von Mia Wasikowska (Alice im Wunderland, The Double) und Jessica Chastain (Interstellar, Der Marsianer), wirken auch die Figuren eher wenig entwickelt. Die Geister werden übrigens von den überaus erfahrenen „Creature-Actors“ Doug Jones (Hellboy, Pans Labyrinth, Shape of Water) und Javier Botet ([REC]), beide auch schon für Star Trek: Discovery tätig, verkörpert.

Crimson Peak ist seit dem 25. Februar 2016 auf BluRay und DVD erhältlich sowie mittlerweile auch bei diversen Streaminganbietern verfügbar.

Fazit. Weitgehend stimmungsvoll inszenierte Gothic-Schauermär, die inhaltlich aber vor allem im Finale enttäuscht. 6 von 10 Punkten.

 

Allerdale Hall
Edith erkundet das Anwesen

 

Marius Joa, 5. Oktober 2019. Bilder: Universal.

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