„Der WiXXer“, die Parodie auf unzählige Edgar-Wallace-Verfilmungen, vor allem aus den 60ern, avancierte 2004 mit über einer Million Zuschauern zum Hit an der Kinokasse. Am 15. März startet die Fortsetzung „Neues vom WiXXer“. Anlass für Marius Joa, den ersten Teil nochmal auf DVD anzusehen.
Krimiparodie Deutschland 2004. Regie: Tobi Baumann. 82 Minuten (PAL-DVD). FSK ab 12. Kinostart: 20. Mai 2004.
Mit Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Thomas Fritsch, Tanja Wenzel, Christoph M. Herbst, Olli Dittrich, Anke Engelke, Thomas Heinze, Oliver Welke, Wolfgang Völz, Antoine Monot Jr., Lars Rudolph u.v.a.
Ganz London und vor allem die hiesige Unterwelt lebt in großer Angst, denn der WiXXer, ein maskierter Serienmörder geht um. Nach dem er den bekannten Mönch mit der Peitsche um die Ecke gebracht hat, knöpft er sich die anderen stadtbekannten Gangster Londons vor. Scotland Yard-Chef Sir John (Wolfgang Völz) setzt seinen besten Mann auf den Fall an, Chief Inspector Even Longer (Oliver Kalkofe). Doch dieser leidet unter einem schweren Trauma, hat doch der WiXXer seinen Partner Rather Short (Thomas Heinze) auf dem Gewissen. Zur Unterstützung bei den Ermittlungen wird Longer der junge Inspector Very Long (Bastian Pastewka) zur Seite gestellt. Dank des Augenzeugen Dieter Dubinsky (Olli Dittrich), einem Touristen aus der DDR, entdecken Longer und Long (Bild links) eine Spur, die zu Schloss Blackwhite führt (dem einzigen Schloss in England, dass noch komplett in Schwarz-Weiß ist). Dort herrscht der undurchsichtige Earl of Cockwood (Thomas Fritsch), der angeblich eine profitable Mopszucht betreibt, über sein Personal, u.a. der führungserfahrene Butler Hatler (Christoph M. Herbst) und die bildhübsche Assistentin Jennifer Pennymarket (Tanja Wenzel), die bei Inspector Longer einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Der Londoner Unterwelt und Scotland Yard läuft die Zeit davon, denn der WiXXer setzt seine Verbrecher-Dezimierungstour unaufhörlich fort.
Wer sie nicht kennt, hat bestimmt schon von einigen Titeln gehört. Die Rede ist von den unzähligen deutschen Produktionen, hauptsächlich aus den 60er Jahren, die auf den Romanen des britischen Krimiautors Edgar Wallace (1875-1932) basieren. Der bekannteste dürfte wohl „Der Hexer“ (1964) sein. Auf Basis vieler Motive aus diesen Filmen erschufen Oliver Kalkofe („Kalkofes Mattscheibe“) und Oliver Welke in den 90er Jahren für den Radiosender FFN eine parodistische Hörspielreihe, in welcher sie auch die beiden Hauptfiguren Longer und Long sprachen. Diese Reihe liefert die Vorlage für die Filmparodie „Der WiXXer“. Gemeinsam mit ihrem Kumpel, dem bekannten Comedian Bastian Pastewka schrieben Kalkofe und Welke das Drehbuch. Kalkofe fungierte als Creative Producer und übernahm natürlich die Rolle des Chief Inspectors, während sich Welke mit dem kleinen Nebenpart des Gerichtsmediziners Dr. Brinkmann begnügte und Pastewka den gut gelaunten Inspector Very Long spielte. Neben weiteren Comedians in kleinen und mittleren Rollen konnte man mit Wolfgang Völz, einem sehr erfahrenen Schauspieler und neben Thomas Fritsch wohl bekanntesten deutschen Synchronsprecher, sogar einen Darsteller gewinnen, der bereits in einem Edgar-Wallace-Film mitgespielt hatte. Gedreht wurde hauptsächlich in Prag, mit einem Budget von gut 4 Millionen Euro.
Trotz aller Comedy-Starpower und der satirischen Fähigkeiten eines Oliver Kalkofes, der diese vor allem in seiner Mattscheibe gezeigt hat, kann „Der WiXXer“ nicht überzeugen. Stilistisch mag der Film gut gemacht sein, aber für eine Komödie/Parodie zünden die Gags einfach zu selten, was beim ersten Anschauen nicht so auffallen könnte. Freilich ist die Persiflage, die laut Cover auf keinem Roman von Edgar Wallace basiert, kein schlechtes Werk. Aber neben einigen wirklich gelungenen Gags und Zoten herrscht hier zumeist Mittelmaß bzw. ist der Humor zu banal und effekthascherisch. Vielleicht hilft eine bessere Kenntnis der Wallace-Krimis oder der Hörspielreihe dabei, den ganzen Film witziger zu finden.
Für einen abendfüllenden Spielfilm ist die Dichte der gelungenen Pointen aber zu niedrig. Außerdem ist die Story in Bezug auf die Identität des WiXXers doch recht vorhersehbar.
Am 15. März 2007 startet in den deutschen Kinos mit „Neues vom WiXXer“ die Fortsetzung, u.a. mit Joachim Fuchsberger, der in über zehn Wallace-Filmen mitgespielt hat. Die ersten Kritiken sind bisher eher positiv, was doch für gewisse Erwartungen sorgt.
Fazit: Nette, aber harmlose Edgar-Wallace-Parodie. Der Film ist stilistisch gut gemacht, aber leider zünden die Gags, vor allem auf den zweiten Blick, zu selten. 5 von 10 Punkten.
Butler Hatler und die hübsche Jennifer.
DVD-Features:
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Die Single-Disc-Edition enthält kaum Bonusmaterial, nur das Musikvideo zum Titelsong „The Wizard“ von Right Said Fred und Anke Engelke sowie eine Trailershow. Wesentlich mehr bietet die Deluxe Edition: zwei Audiokommentare (einem von Kalkofe und seinem Autorenteam, der andere von Regisseur und Crew), ein Making Of sowie entfallene Szenen.
Marius Joa, 6. März 2007: Bilder: Universum/Rat Pack/Falcom.
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