Zur Zeit der Veröffentlichung der unter Fans umstrittenen Kinderbuch- und Hörspiel-Verfilmung Die Drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel (2007) war die Fortsetzung bereits in Vorbereitung. Marius Joa hat sich Die Drei ??? – Das verfluchte Schloss auf DVD angesehen.
Die Drei ??? – Das verfluchte Schloss (The Three Investigators And The Secret Of Terror Castle)
Kinderkrimi Deutschland 2009. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 93 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Chancellor Miller, Nick Price, Cameron Monaghan, James Faulkner, Annette Kemp, Jonathan Pienaar, Axel Milberg, Julia Bremermann u.a. Regie: Florian Baxmeyer. Drehbuch: Aaron Mendelsohn und Philip LaZebnik. Frei nach dem Roman von Robert Arthur.
Abstruse Story
Der Erfolg der ersten „Drei ???“-Verfilmung von 2007 (etwa eine Million Zuschauer) bekräftige die Produktionsfirma Studio Hamburg darin, dass sie die Produktion einer Fortsetzung bereits begonnen hatte. Und so kam Teil zwei, Die Drei ??? – Das verfluchte Schloss, bereits im März 2009, nur gut 15 Monate nach dem ersten Film, in die deutschen Kinos. Doch während man im Vorgänger die Änderungen zur Vorlage noch dank eines spannenden Plots verzeihen konnte, so kann die Fortsetzung nicht mehr mit diesen Vorzügen punkten. Denn leider ist die Story diesmal recht abstrus.
Eigentlich wollten Peter (Nick Price) und Bob (Cameron Monaghan) den ersten Detektiv Justus Jonas (Chancellor Miller) zu dessen Geburtstag überraschen. Doch Justus feiert diesen Tag aus Prinzip nicht, verschwanden doch seine Eltern (Axel Milberg, Julia Bremermann) vor Jahren genau an seinem Geburtstag spurlos und werden seitdem für tot gehalten. Die Überraschung geht also nach hinten los. Die Verwirrung nutzt ein geheimnisvoller Einbrecher, um das Hauptquartier der drei Fragezeichen gründlich zu durchsuchen. Gemeinsam gelingt es jedoch, den drei Detektiven den Eindringling in die Flucht zu schlagen. Da fällt ihnen ein mysteriöses Videoband in die Hände, auf denen Justus’ Eltern zu sehen sind. Nun wird klar, dass Mr. und Mrs. Jones keine Universitätsprofessoren auf Weltreise waren, sondern genau wie ihr Sohn, Detektive. Ihr letzter Fall drehte sich um das geheimnisvolle Schloss des Erfinders Stephen Terrill.
Die drei Detektive
Justus, Peter und Bob machen sich sogleich auf den Weg zum Schloss, das in einer verlassenen Gegend im Norden Kaliforniens liegt. Dort treffen sie auf den übel gelaunten Sheriff (Jonathan Pienaar), der ihnen untersagt das Schloss zu betreten. Das Trio widersetzt sich freilich den Anordnungen und betritt das geheimnisvolle Gebäude. Diverse unheimliche Vorgänge im Schloss erwecken den Eindruck, dass es dort wirklich spukt. Doch Justus ist bereits mit seinem messerscharfen Verstand dabei, die Hintergründe zu untersuchen, auch in der Hoffnung, etwas über den Verbleib seiner Eltern zu erfahren.
Unzählige Romane und eine über 130 Folgen umfassende Hörspielreihe, die seit 1979 produziert wird. Die drei ??? sind Kult, nicht nur für Kindern und Jugendlichen von heute, sondern vielmehr für viele Erwachsene, die die Serie seit ihrer Kindheit verehren. Zu den Klassikern gehört die Episode „Die Drei ??? und das Gespensterschloss“ von 1980, in welcher die drei Detektive dem Spuk in einem alten Schloss nachgehen. Bei entsprechender Tageszeit vermag die Folge auch bei Erwachsenen für Gruselatmosphäre zu sorgen. Eigentlich hätte man die Story für einen Kinofilm gar nicht groß verändern müssen. Wohlmöglich wäre Teil zwei dann sogar besser als Teil eins gewesen. Doch leider haben sich Regisseur Florian Baxmeyer und die Drehbuchautoren für etwas völlig anderes entschieden: ein fast reines Hightech-Abenteuer für die Videospielgeneration.
Zugegeben, es ist völlig plausibel und angemessen, dass sich die drei Detektive technischer Geräte wie Handys oder Computern bedienen. So führt der für Recherchen und Archiv zuständige Bob seine Ermittlungsarbeit nicht (mehr) in der Bibliothek, sondern mithilfe des Internets aus. Aber in dem Verlauf der Geschichte sind die drei Spürnasen so auf neueste Technik angewiesen, dass man sich fragen muss, warum sie überhaupt persönlich die Reise zum Schloss übernommen haben und nicht gleich einen mit Kamera ausgestatteten Roboter vor Ort schicken und die Ermittlungsarbeit per Videolink von ihrem Hauptquartier aus durchführen. So kommt kaum echte „Fragezeichen“-Atmosphäre auf, auch wenn Chauffeur Morton inklusive Originalsynchronstimme (!) kurz auftritt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Story teilweise unlogisch ist und teils überdrehte, groteske Züge annimmt. Diese manifestieren sich vor allem in Caroline (Anette Kemp), einem geheimnisvollen Mädchen, dem die Detektive im Schloss begegnen, und das ihnen wilde Prophezeiungen macht und sich scheinbar in Bob verliebt, weil sie ihn für die Inkarnationen ihres Geliebten aus einem früheren Leben hält. Diese inhaltlichen Auswüchse sind auch deshalb fehl am Platz, weil dadurch die eher kindgerechte Inszenierung aufgeweicht wird. Daneben ist der Film an manchen Stellen recht spannend und vermag den Zuschauer, egal welcher Altersgruppe er angehört, durchaus zu fesseln.
Ob der geplante dritte Teil, Die Drei ??? – Die Silberne Spinne, noch gedreht wird ist laut Studio Hamburg auch aufgrund der schlechten Wirtschaftslage noch ungewiss. Statt einen weitere lieblose Adaption abzuliefern, sollte man es dann doch lieber sein lassen.
Fazit: Teilweise spannender Kinderkrimi, der aber durch seine Technik-Lastigkeit den Geist der Vorlage verrät und deren Potenzial fast völlig ignoriert. 4 von 10 Punkten.
Das verfluchte Schloss
DVD-Features
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Bonusmaterial
Diverse Trailer (10 Min.)
Making Of (23 Min.)
Special Effects Featurette (7 Min.)
Der neue Fall (3 Min.)
Hinter den Kulissen (3 Min.)
Die Drei ??? (4 Min.)
Marius Joa, 25. Juli 2010. Bilder: Buena Vista/Studio Hamburg.
Empfehlung
Wem dieser Film gefällt, der sollte sich auch folgenden ansehen…
Die Drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel (7/10)
Schreibe einen Kommentar