Auch mit 70 Jahren ist die britische Oscar-Preisträgerin Helen Mirren noch eine gefragte Hauptdarstellerin für prestigeträchtige Rollen. In Die Frau in Gold spielt sie eine jüdische Holocaust-Überlebende, die das titelgebende Gemälde von Klimt als Familienerbstück beansprucht.
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Die Frau in Gold (The Woman in Gold)
Drama UK/USA 2015. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 105 Minuten (PAL-DVD). Kinostart: 4. Juni 2015.
Mit: Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Tatiana Maslany, Max Irons, Charles Dance, Katie Holmes, Antje Traue, Justus von Dohnányi u.v.a. Regie: Simon Curtis. Drehbuch: Alexi Kaye Campbell.
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Mehr als nur ein Gemälde
1938 muss die junge Jüdin Maria Altmann (Tatiana Maslany) mit ihrem Ehemann (Max Irons) aus der Heimatstadt Wien fliehen und dabei nicht nur ihre Eltern zurücklassen. Auch das Porträt, welches der Maler Gustav Klimt (Moritz Bleibtreu) von Marias Tante Adele (Antje Traue) angefertigt hat, fällt in die Hände der Nazis. Fünfzig Jahre später ist die Restitution in vollem Gange und Maria (Helen Mirren), inzwischen Anfang 70, beauftragt den jungen Anwalt Randol „Randy“ Schoenberg (Ryan Reynolds), ihr auf juristischem Weg das berühmte Gemälde zurückzubringen. In Österreich angekommen erhalten Maria und Randy zwar Unterstützung vom einheimischen Journalisten Hubertus Czermin (Daniel Brühl), aber prallen auch an der Nichtkompromissbereitschaft der Nationalgalerie Belvedere ab, die ihr Vorzeigeobjekt nicht abgeben will…
Das titelgebende Gemälde
Bei einem Großteil der in der Sammlung von Cornelius Gurlitt (1932-2014) 2012 gefundenen Gemälde handelt es sich vermutlich um Kunst, welche die Nationalsozialisten bei der Enteignung jüdischer Haushalte beschlagnahmten. Die Restitution (Zurückgabe geraubter Kulturgüter) wird die Beteiligten sicher noch Jahrzehnte beschäftigen. Einen langen Atem bewies die Jüdin Maria Altmann (1916-2011) als sie über ein halbes Jahrhundert nach ihrer Flucht ins amerikanische Exil die Herausgabe des Klimt-Porträts ihrer Tante Adele Bloch-Bauer von der Wiener Galerie Belvedere erwirkte. Dem ging natürlich ein langer Rechtsstreit voran. Diesen stellt Regisseur Simon Curtis (My Week With Marilyn) in den Vordergrund seines Films Die Frau in Gold.
Dass sich ein Spielfilm mit dem an sich nicht sehr medienpräsenten Thema Restitution befasst, darf grundsätzlich als sehr positiv betrachtet werden. Noch dazu bei einer durch die Bank prominenten Besetzung um Oscar-Preisträgerin Helen Mirren (Die Queen), wobei bei manchen bekannten Darstellern die Rollen so unbedeutend sind, dass sie scheinbar nur engagiert wurden, weil sich ihr Name gut auf dem Poster macht.
Die Frau in Gold wirkt grundsolide produziert, allerdings bisweilen auch zu spannungsarm. Drehbuch-Debütant Alexi Kaye Campbell verarbeitet den sicherlich nicht unkomplexen Rechtsstreit um die Herausgabe des Klimt-Gemäldes zu einfach goutierbaren Häppchen. Um der Spannung Willen wird noch eine fiktive Flucht von Maria (als junge Frau gespielt von Orphan Black-Star Tatiana Maslany) und ihrem Mann vor den Nazis inszeniert. Insgesamt bietet der Streifen recht wenig Reibungsfläche, was die Thematik angeht. Der von Daniel Brühl gespielte Österreicher Hubertus Czermin wird einerseits sehr idealisiert, seine Rolle in der Sache aber im Vergleich zur Realität heruntergespielt. Immerhin gelingt durch das Nebeneinander von Rückblenden und der Handlung in der Gegenwart der eher trägen Geschichte noch etwas mehr Leben einzuhauchen.
Vielleicht bietet sich zum Thema Restitution eher der 2007 veröffentlichte, britische Dokumentarfilm Stealing Klimt an. Die Frau in Gold ist am 12. November 2015 auf BluRay und DVD erschienen.
Fazit: Das starbesetzte Restitutionsdrama Die Frau in Gold liefert grundsolide, aber insgesamt recht biedere Kinounterhaltung. 6 von 10 Punkten.
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Die junge Maria und ihr Ehemann fliehen aus Wien
Maria und Randy geben ihr Bestes
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Marius Joa, 17. November 2015. Bilder: Square One.
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