Die Tudors – Staffel 4

Mit den zehn Folgen der vierten Staffel endet die aufwendige Historienserie Die Tudors, über König Heinrich VIII von England, sein Leben, seine sechs Ehen und sein Wirken. Marius Joa schreibt in seiner Rezension auch, warum eine Fortsetzung doch keinen wirklichen Sinn machen würde.

Die Tudors – Staffel 4 (The Tudors – Season 4)
Historienserie Irland/Kanada/USA 2010. 10 Folgen. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Gesamtlänge: ca. 500 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Jonathan Rhys Meyers, Henry Cavill, Tamzin Merchant, Joely Richardson, Sarah Bolger, Max Brown, Torrance Coombs, David O’Hara, Lothaire Bluteau, Anthony Brophy, Joanne King, Joss Stone u.v.a. Idee und Drehbücher: Michael Hirst.

Die letzte Verführung – Das Ende einer Ära

Nachdem König Henry VIII. (Jonathan Rhys Meyers) sogar keinen Gefallen an seiner vierten Ehefrau Anna von Kleve (Joss Stone) fand, wurde die nicht vollzogene Ehe annulliert. Henrys Schwager Edward Seymour (Max Brown) und Charles Brandon (Henry Cavill), Herzog von Suffolk und treuer Freund des Königs, haben dafür gesorgt, dass die blutjunge Catherine Howard (Tamzin Merchant) an den Hof kommt. Henry verliebt sich sofort in sie und nach wilden Nächten wird Catherine die fünfte Frau des englischen Königs. Doch schon bald macht sich bei der neuen, recht kindlichen Königin Ernüchterung breit. Denn Henry ist aufgrund seiner immer wieder aufreißenden Wunde am Bein unfähig, seiner Gemahlin weiter beizuwohnen. Und so beginnt Catherine Howard eine folgenschwere Affäre mit dem Kammerdiener Thomas Culpepper (Torrance Coombs), die ihr neben einer wenig züchtigen Vergangenheit zum Verhängnis werden soll.

Henry und seine letzte Ehefrau

Mit den ehemals aufständischen Katholiken des Norden Englands wieder versöhnt, scheint Henry wieder eher dem alten Glauben anzuhängen und so sehen sich Bischof Gardiner (Simon Ward) und andere darin bestärkt, Lutheraner zu verfolgen. Ausgerechnet Henrys sechste Ehefrau, die würdevolle und intelligente Catherine Parr (Joely Richardson), ist eine begeisterte Lutheranerin und nutzt ihre Macht als Regentin, während Henrys Abwesenheit beim Feldzug gegen Frankreich, zur heimlichen Unterstützung der Reformation. Der überaus stolze Graf von Surrey (David O’Hara), fällt nach einer verlorenen Schlacht in Ungnade und gerät erneut in Konflikt mit dem Gesetz. Von immer mehr Gebrechen befallen, spürt Henry, dass sich sein Leben dem Ende neigt. Doch wer soll nach seinem bevorstehenden Tod England regieren?

Mit der vierten Staffel endet die üppig ausgestattete und kraftvolle Historienserie Die Tudors. Doch war mit dem Tod Heinrich VIII. die Dynastie der Tudors noch lange nicht beendet. Nach kurzer Herrschaft von Heinrichs Sohn Edward VI. und seiner Schwester Maria I. bestieg Elisabeth I. den englischen Thron und herrschte als jungfräuliche Königin 44 Jahre. Eigentlich besteht genügend Stoff für weitere Tudors-Episoden. Bei genauerer Betrachtung ist das Ende der preisgekrönten TV-Serie (sechs Emmys, drei Golden Globe-Nominierungen) nach dem Tod seines großen Protagonisten aber mehr als logisch. Denn Die Tudors steht und fällt mit seinem Hauptdarsteller Jonathan Rhys Meyers, sein Henry VIII ist die zentrale Figur und das Herz der ganzen Geschichte.

Eine optisch akkurate Darstellung von Heinrich VIII, der gegen Ende seines Lebens immer mehr an Gewicht zunahm, hätte bedeutet, Rhys Meyers in der Rolle des Monarchen ab der dritten Staffel durch einen älteren und weniger ansehnlichen Schauspieler ersetzen zu müssen. Dennoch ist Jonathan Rhys Meyers in der Rolle des Henry wirklich eine Wucht, denn er verkörpert den wankelmütigen, allmählich dahin siechenden König mit ungeheurer Präsenz und Intensität. Auch die anderen Darsteller spielen stark auf, vor allem Tamzin Merchant als kindlich-verspielte Catherine Howard und Sarah Bolger als Mary Tudor, die bisweilen Eiseskälte versprüht. Die letzte Ehefrau Henrys wird von Joely Richardson (Das Halsband der Königin, Nip/Tuck) verkörpert.

Zum großen Finale wird noch einmal alles aufgeboten, was die Historie hergibt: Verfolgung und Hinrichtung von Andersgläubigern, politische Konflikte, Schlachten, Intrigen, Sex, Ehebruch und vieles mehr. Da ist es schon etwas erstaunlich, dass die vierte Staffel nicht überladen wirkt, wenn auch die vielen Nebenfiguren etwas verwirren. Bis auf die weiterhin wie Computerspielgrafiken aussehenden visuellen Effekte kann Die Tudors was Ausstattung, Kulissen und Technik betrifft durchaus mit großen Kinofilmen mithalten, von denen es zum Thema Tudor-Monarchen ja einige gibt.

Es ist sicherlich der Verdienst der ruhigen Inszenierung zu verdanken, dass besonders die letzte Folge so überaus bewegend ist. Dem sterbenden Henry erscheinen (ähnlich wie Scrooge in Dickens Eine Weihnachtsgeschichte) drei Geister, die ihm noch etwas zu sagen haben. Diese Szenen verkommen allerdings nicht zur Revue ehemaliger Darsteller.

Als Nachfolger für Die Tudors steht beim amerikanischen Bezahlsender Showtime bereits The Borgias in den Startlöchern. Die neue Historienserie handelt von der spanisch-italienischen Familie Borgia, die im Italien der Renaissance an Einfluss gewann. Jeremy Irons spielt Rodrigo Borgia, der zum Papst gewählt wird. The Borgias startet in den USA voraussichtlich im April, ein deutscher Sendetermin ist noch völlig offen.

Fazit: Bewegendes und streckenweise turbulentes Ende der gelungenen Historienserie mit einem starken Jonathan Rhys Meyers in der Hauptrolle. 8 von 10 Punkten.

Catherine Howard und Thomas Culpepper
Mary, die eiserne Katholikin

DVD-Features

Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch

Die DVD-Box der vierten Staffel erscheint am 10. Februar 2011.

Marius Joa, 7. Januar 2011. Bilder: Sony Pictures/Showtime.

Empfehlung
Die weiteren Tudors-Staffeln bei Vieraugen Kino

Die Tudors – Staffel 1 (7/10)
Die Tudors – Staffel 2
(8/10)
Die Tudors – Staffel 3
(7/10)


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