Elizabeth Harvest

Weiter im diesjährigen Horroctober, heute mit einem Film, der auch schon seit Langem auf meiner Watchlist steht. In Elizabeth Harvest heiratet eine junge Frau einen reichen Wissenschaftler, der ihr alles bietet. Nur ein Zimmer im gemeinsamen Haus ist tabu…

Elizabeth Harvest
Mystery/Horror USA 2018. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 109 Minuten.
Mit: Abbey Lee, Ciáran Hinds, Carla Gugino, Matthew Beard u.a. Drehbuch und Regie: Sebastian Gutierrez.

 

Die verbotene Tür

Schon immer träumte die junge Elizabeth (Abbey Lee) davon, einen reichen Mann zu heiraten, der sie vor der Hässlichkeit der Welt schützt. Mit dem Wissenschaftler Henry (Ciáran Hinds) scheint sie dieses Glück nun gefunden zu haben. In seinem luxuriösen und stilvollen Haus darf sich Elizabeth an allem erfreuen: Wein, Schmuck, Kleidung, Kunst usw. Doch eine Tür im Keller des großen Anwesens, welches Henry mit Haushälterin Claire (Carla Gugino) und dem blinden Gärtner Oliver (Matthew Beard) bewohnt, ist tabu. Als ihr Ehemann auf einer Geschäftsreise weilt kann seine einsame Gattin der Versuchung nicht wiederstehen und betritt den verbotenen Raum, wo sie Erschreckendes entdeckt…

Zugegebenermaßen mag Elizabeth Harvest keinen klassischen Beitrag aus dem Horror-Genre darstellen, aber dennoch finde ich, dass er seinen Platz in meinem kleinen Horroctober 2019 verdient hat. Der Film vom venezuelanischen Regisseur Sebastian Gutierrez (schrieb z.B. die Skripts zu Gothika und Snakes on a Plane) bedient sich aber geschickt Motiven und Thematiken aus der klassischen Phantastik. Als erstes fällt dem belesenen Zuschauer natürlich die deutliche Parallele zum französischen Märchen Blaubart auf. Doch kaum meint man zu wissen, wohin die Reise geht, so wird man vom Verlauf der Handlung immer wieder überrascht.

Gutierrez, Drehbuchautor sowie Produzent und Inszenator in Personalunion, macht es sich und dem Zuschauer aber keineswegs dahingehend leicht, dass lediglich ein zentraler Twist die Geschichte am Laufen oder zusammen hält. Stattdessen wechselt die Story immer wieder etwas ihre Ausrichtung und bleibt so über weite Strecken eher unberechenbar. Daher lässt es sich auch verschmerzen dass der Plot nicht immer sehr logisch erscheint und trotz der ungewöhnlichen Vorgehensweise inhaltlich das Rad nicht neu erfunden wird.

Die wirkliche Stärke von Elizabeth Harvest liegt wohl er in der Aufmachung. Die von Model Abbey Lee (Mad Max: Fury Road, The Neon Demon) verkörperte Protagonistin wird als überirdisch schön und perfekt dargestellt (wobei ich persönlich Frauen mit sichtbarem Untergewicht optisch nicht ansprechend finde). Mithalten kann da eigentlich nur noch das in jeglicher Hinsicht stylish eingerichtete Haus, das als im Grunde einziger Schauplatz der Handlung dient. Solch eine Kombination aus stimmungsvoller Opulenz sowie Design bzw. Architektur an der Schnittstelle zwischen Funktionalität, Sterilität und purer Ästhethik gab es in ähnlicher Form bereits in Alex Garlands Regiedebüt Ex Machina (2014), dessen Erfolg es Gutierrez ermöglichte nach zehn Jahren endlich den vorliegenden Film zu drehen. Mit intensiver Farbgebung und teils auch durch die musikalische Untermalung erinnert die Inszenierung an das Kino der Horroraltmeister Mario Bava (Blutige Seide, Vampire gegen Herakles) und Dario Argento (Suspiria).

Elizabeth Harvest ist seit dem 25. Januar 2019 auf DVD, BluRay bzw. als Mediabook erhältlich sowie über diverse Streamingportale abrufbar.

Fazit: Exzellent aufgemachte, inhaltlich recht spannende Scifi-Schauermär. 7 von 10 Punkten.

 

 

 

Marius Joa, 19. Oktober 2019. Bilder: Capelight.

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