Ein gnadenloser Weltraum-Tyrann will die Erde vernichten. Wie gut, dass ein Football-Spieler vom blauen Planeten dem übermächtigen Gegner Paroli bietet…
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Flash Gordon
Science-Fiction-Abenteuer UK, USA 1980. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 111 Minuten.
Mit: Sam J. Jones, Melody Anderson, Max von Sydow, Chaim Topol, Ornella Muti, Timothy Dalton, Brian Blessed, Peter Wyngarde, Mariangela Melato u.v.a. Regie: Mike Hodges. Drehbuch: Lorenzo Semple Jr. Nach den Comicstrips von Alex Raymond.
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Schrille Farben im Weltraum
Die Erde wird immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Wissenschaftler Dr. Hans Zarkov (Chaim Topol), ehemaliger NASA-Mitarbeiter, vermutet einen Angriff aus dem All, wird von der akademischen Welt aber nur belächelt. Mit einer selbstgebauten Rakete will Zarkov seiner Theorie auf den Grund gehen. Den Footballspieler Flash Gordon (Sam J. Jones) und die Reiseleiterin Dale Arden (Melody Anderson), die gerade mit einem Privatflugzeug abgestürzt sind, zwingt der Wissenschaftler, ihn zu begleiten. Das Raumschiff der drei Erdlinge stürzt auf dem Planeten Mongo ab, von wo aus der tyrannische Imperator Ming der Unbarmherzige (Max von Sydow) die Galaxis beherrscht. Flash soll hingerichtet werden, doch Prinzessin Aura (Ornella Muti), Mings attraktive und manipulative Tochter, verhilft ihm zur Flucht. Flash versucht die Anführer der von Ming unterjochten Völker zu einem Aufstand gegen den Tyrannen zu überreden. Doch Prinz Barrin (Timothy Dalton) von den Baummenschen und Prinz Vultan (Brian Blessed), Fürst der Falkenmänner, sind von diesem Vorschlag nicht begeistert. Es bleibt wenig Zeit, denn der Mond wurde durch Ming aus seiner Bahn gelenkt und rast unaufhaltsam auf die Erde zu…
Flash… a-ah!
Ab 1934 erlebte Flash Gordon in den gleichnamigen Comicstrips, die in vielen Zeitungen abgedruckt wurden, unzählige Weltraumabenteuer. Sein Schöpfer, der amerikanische Comiczeichner Alex Raymond (1909-56), erfand seinen Helden als Konkurrenz zum fünf Jahre zuvor gestarteten Buck Rogers. Von 1936 bis 1940 erschienen drei Film-Serials (insgesamt 28 Episoden) mit Buster Crabbe in der Hauptrolle. In den 1950ern wurde eine TV-Serie produziert, die Dreharbeiten zu 26 der insgesamt 39 Folgen fanden im Berlin der Nachkriegsszeit statt. Ein Jahr nach der Premiere einer Cartoon-Serie von Filmation Entertainment kam Flash Gordon im Dezember 1980 auch in die Kinos.
Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Der italienische Mega-Produzent Dino De Laurentiis (1919-2010) hatte die Verfilmungsrechte an den Comics und wollte ursprünglich, dass sein gefeierter Landsmann Federico Fellini (La Strada, Das süße Leben) die Regie übernimmt, doch dazu kam es nicht. Ein gewisser George Luicas wollte den Stoff verfilmen, konnte sich die Rechte von De Laurentiis aber nicht sichern und drehte stattdessen einen Film namens Star Wars – Krieg der Sterne (1977). Nicolas Roeg (Wenn die Gondeln Trauer tragen) und Sergio Leone (Spiel mir das Lied vom Tod) waren die nächsten Kandidaten, doch Roeg überwarf sich nach einem Jahr Vorproduktion mit De Laurentiis und Leone lehnte ab, weil seiner Ansicht nach das Skript nicht den Original-Comics Raymonds gerecht werde. Schließlich ging der Regie-Stab an den Briten Mike Hodges. Das Drehbuch stammte von Lorenzo Semple Jr., dem Miterfinder/Co-Autor der schrillen Batman-Serie aus den 1960ern.
Mings Tochter Aura
Würde man Flash Gordon heutzutage drehen, so käme am Ende vermutlich ein generischer und mit allerlei Computer-Effekten vollgestopfter Blockbuster heraus, wohlmöglich noch mäßig in 3D konvertiert. Von daher erscheint es als Glücksfall, dass der Film damals das Licht der Kinoleinwände (ab Februar 1981 auch in Deutschland) erblickte. Nach meiner persönlichen Meinung hätte es keine passendere Kinoversion der Flash’schen Abenteuer geben können. Es ist eine wahre Freude und ein unglaublicher Augenschmaus, mit welcher Farbenpracht man hier zugedröhnt wird. Nicht nur die Kostümdesigner durften sich nach Herzenslust austoben, sondern auch die Setdesigner hatten wohl einen Heidenspaß. Und dank des psychedelisch-bonbonbunten Himmels von Mongo gibt es hier die wohl kultigsten Luftkämpfe der Filmgeschichte! Musikalisch untermalt wird diese visuelle Extravaganz (neben einem zusätzlichen Score von Howard Blake) natürlich von Queen, wobei hier überwiegend einfach die Melodie des Titelsongs (mit dem griffigen Schnipsel „Flash… a-ah!“) wiederholt wird. Aber mal ehrlich, wer will sich einen anderen Soundtrack vorstellen?!
Die Story ist natürlich ziemlich albern, der ironische Unterton und die herrliche Camp-Ästhetik kaschieren diese offensichtliche Schwäche aber hervorragend. Die Besetzung kann sich ebenfalls sehen lassen. Zwar mag die Leistung von Hauptdarsteller Sam J. Jones etwas unbeholfen sein, den Signature-Move von Flash Gordon aus der Zeichentrickserie (sich am Boden entlangrollen und dadurch die hüftsteifen, feindlichen Soldaten aus dem Gleichgewicht bringen!) vollbringt er jedoch perfekt. Zur Seite gestellt wurden ihm Melody Anderson als Dale Arden und der israelische Charakterdarsteller Chaim Topol (Anatevka, James Bond – In tödlicher Mission) als verrückter Wissenschaftler Zarkov. Als Superbösewicht Ming glänzt Max von Sydow in seiner eigenen Version der Stereotypen-Rolle des „bösen Asiaten“. Mings sexuell sehr aktive und selbstbewusst-manipulative Tochter wurde von Italiens Sexsymbol Nummero Uno, Ornelia Muti, verkörpert. Außerdem dabei im illustren Cast: der spätere Bond-Darsteller Timothy Dalton als Prinz Barrin (Mongos eigene Robin-Hood-Variante) und Britanniens bärtiger Bühnengott Brian Blessed als oberster Falkenfürst Vultan („Gordon’s Alive?!“).
Irgendwie hätte ich mir in der gleichen Machart und personellen Zusammensetzung eine Verfilmung der trashig-kultigen Zeichentrickserie Master Of The Universe (1983-1985) gewünscht (Jason Wyngarde alias Mings oberster Diener Klytos hätte seine Maske für die Rolle des Skeletor wiederverwenden können). Doch es kam alles ganz anders. Flash Gordon wurde wegen nicht ganz so toller Einspielergebnisse sowie Differenzen zwischen Hauptdarsteller und Produzent nicht fortgesetzt. 1987 kämpfte schließlich Dolph Lundgren als He-Man auf der großen Leinwand. Flash Gordon dagegen verteidigte seinen Heimatplaneten gemeinsam mit anderen Comichelden des Verlags King Features in der Zeichentrickserie Defenders Of The Earth (1986-87) erneut gegen Ming den Unbarmherzigen und dessen Machenschaften. Die aktuellen Reboot-Pläne von 20th Century Fox scheinen derzeit nicht voranzukommen. Vielleicht besser so. Eine durchaus würdige Homage an den Film von Mike Hodges bot der Neuseeländer Taika Watiti 2017 mit seinem Marvel-Blockbuster Thor: Tag der Entscheidung.
Fazit: Schräges, unfassbar farbenprächtiges Weltraum-Camp-Spektakel mit behämmertem Plot, das man gesehen haben muss! 7 von 10 Punkten.
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Bunter geht kaum: Mings Thronsaal
Das Luftschloss der Falkenmänner
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