Free Guy

Corona macht’s möglich. Wenige Wochen nach Kinostart erscheinen aktuelle Blockbuster digital und auf DVD bzw. BluRay. Wie etwa die Videospiel-Komödie Free Guy, mit Ryan Reynolds als „aufgewecktem“ Bankangestellten.


Free Guy
Actionkomödie USA 2021. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 110 Minuten (PAL-DVD). Kinostart: 12. August 2021.
Mit: Ryan Reynolds, Jodie Comer, Lil Rell Howery, Joe Keery, Utkarsh Ambudkar, Taika Waititi u.a. Drehbuch: Matt Lieberman und Zak Penn. Regie: Shawn Levy.

 

 


Und täglich grüßt der NPC

Guy (Ryan Reynolds) ist ein netter Strahlemann, der jeden Tag aufsteht, seinen Goldfisch Goldie begrüßt, seinen Kaffee auf die gleiche Art trinkt und schließlich seinem Job als einfacher Bankangestellter nachgeht. Gemeinsam mit seinem besten Freund, dem Wachmann Buddy (Lil Rell Howery), erlebt Guy in regelmäßiger Häufigkeit Banküberfalle. Sein Leben verläuft dennoch in überaus geordneten Bahnen. Bis Guy auf das geheimnisvolle Molotov Girl (Jodie Comer) trifft. Diese Begegnung verändert sein Dasein für immer. Denn der eigentlich ganz normale Typ erhält plötzlich ganz neue Einblicke in seine Welt, die sich bald als ein Massively-Multiplayer-Online-Videospiel namens „Free City“ entpuppt, das vom großen Konzern Soonami erschaffen wurde. Programmierer Keys (Joe Keery) und seine frühere Kollegin Millie (Jodie Comer) glauben, dass der tyrannische Soonami-CEO Antwan (Taika Waititi) für „Free City“ Teile der Programmierung ihres eigenen Games gestohlen hat. Während der nicht spielbare Charakter (NPC) Guy sein virtuelles Umfeld auf den Kopf stellt und in der weltweiten Gamer-Community für Aufruhr sorgt versucht Millie in ihrem Avatar als Molotov Girl dem Geheimnis Antwans auf die Spur zu kommen…

Nur gut acht Wochen nach dem Kinostart erschien Free Guy fürs Heimkino. Dennoch hat der Blockbuster in dieser Zeitspanne bei einem Budget von 100 bis 125 Millionen US-Dollar 330 Millionen an der Kinokasse wieder eingespielt. Also hat sich das während aufgrund der immer noch laufenden Covid-19-Pandemie kurze Zeitfenster zwischen Kinoauswertung und Heimkinoveröffentlichung hier gelohnt. Ursprünglich sollte der neue Film von Regisseur Shawn Levy (Nachts im Museum, Real Steel) bereits letztes Jahr starten. Für Gamer natürlich ein absolutes Highlight, für die meisten anderen Zuschauer mehr als solides Popcorn-Kino.

Trotz meist sehr großer Budgets jenseits von 100 Millionen oder gar 200 Millionen Dollar sehen in manchen Blockbustern die aus dem Computer stammenden Effekte dann doch nach Videospiel-Animationen aus. Dieses Problem gibt es bei Free Guy allerdings nicht. Inspiration holten sich die Macher bei Gametiteln wie Grand Theft Auto, Fortnite, The Sims, Sim City und Red Dead Redemption 2. Gedreht wurde von Mai bis Juli 2021 in Boston und anderen Städten des US-Bundesstaates Massachusetts, mit unterschiedlichen Kameralinsen für Videospielwelt und Realität. Mit seinen unzähligen Game-Referenzen (die ich als Nicht-Gamer wohl aller nicht erkannt oder verstanden habe) und weiteren populärkulturellen Zitaten holen Levy, Reynolds und Co die Fans genau an der richtigen Stelle ab. Abgesehen vom Setting gestaltet sich die Geschichte dann inhaltlich nicht unbedingt neu, vermischt aber gekonnt Elemente aus Matrix (der Protagonist erkennt, dass er in einer Computersimulation lebt und wird zum Befreiungshelden) und The Truman Show (Hauptfigur erkennt, dass sein Leben im Zentrum einer Fernsehserie steht). Die tägliche Routine des Titelhelden und sein „Wiederauferstehen“ erinnert freilich an Und täglich grüßt das Murmeltier oder den ebenso in diesem Jahr veröffentlichten Zeitschleifen-Actioner Boss Level.

Die Rolle des Guy scheint Ryan Reynolds (Selbst ist die Braut, Deadpool) perfekt auf den Leib geschrieben sein. Der einfache Angestellte, der plötzlich quasi übermenschliche Kräfte erlangt, sicherlich ein Wunschtraum vieler Game- und Comic-Nerds. Jodie Comer (Killing Eve, The Last Duel) verkörpert zumindest im Avatar Molotov Girl ihrer Figur Millie so manche fleischgewordene Fantasie. Taika Waititi (5 Zimmer Küche Sarg, Thor: Tag der Entscheidung, Jojo Rabbit) wirkt als tyrannischer Boss Antwan leider ziemlich verschenkt und scheint in der Originalfassung zwischenzeitlich seinen Akzent zu wechseln. Inhaltlich bewegt sich das Drehbuch von Matt Lieberman (Chaos auf der Feuerwache) und Zak Penn (X-Men, Der unglaubliche Hulk) in bekannten Bahnen, hält aber gegen Ende doch noch die ein oder andere Überraschung bereit. Der oben skizzierte Erfolg hat zur Folge, dass bereits eine Fortsetzung angekündigt wurde. Ob es die jetzt wirklich braucht, sei dahingestellt.

Free Guy ist am 7. Oktober 2021 auf DVD und BluRay erschienen sowie als kostenpflichtiger Stream bei vielen Anbietern verfügbar.

Fazit: Unterhaltsame Videospiel-Komödie mit einem gut aufgelegten Ryan Reynolds, für Gamer und Nichtgamer geeignet. 7 von 10 Punkten.


Guy versteht die Welt nicht mehr

Millie und Keys

Boss Antwan ist not amused

 

Marius Joa, 11. November 2021. Bilder: Fox.

 

 

 

 


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