Hogfather – Schaurige Weihnachten

Es gibt einige „verrückte“ Versionen von Weihnachten. Auch Kultautor Terry Pratchett erschuf mit Schweinsgalopp eine solche Geschichte als Fantasy-Roman und Bestandteil der über 30 Bücher umfassenden Scheibenwelt-Reihe. Vom britischen Fernsehen wurde der Roman unter dem Originaltitel verfilmt. Marius Joa hat sich den Zweiteiler angesehen, ohne jegliche Kenntnis der Bücher.

Hogfather – Schaurige Weihnachten (Hogfather)
2tlg. TV-Fantasyfilm UK 2006. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Gesamtlänge: 186 Minuten (PAL-DVD).
Mit: David Jason, Marc Warren, Michelle Dockery, Tony Robinson, Nigel Planer, Peter Guiness, Stephen Marcus, Joss Ackland, David Warner u.v.a. Drehbuch und Regie: Vadim Jean. Nach dem Roman Schweinsgalopp von Terry Pratchett.

Geschenke des Todes

In der Scheibenwelt (ein scheibenförmiger Planet auf der Schulter von vier Elefanten, die wiederum auf dem Panzer einer riesigen Schildkröte stehen) gibt es ein dem irdischen Weihnachten ähnliches Fest, das allerdings in der Silvesternacht stattfindet. Die Kinder schreiben Wunschzettel und wenn sie schlafen, kommt der Schneevater. Er steigt durch den Kamin und bringt Geschenke.

Doch eines schönen Abends vor Silvester geht Einiges schief. Der Schneevater verschwindet und so sieht sich ausgerechnet der Tod (Originalstimme: Ian Richardson) dafür auserkoren, ins rote Kostüm zu schlüpfen und die Geschenke unter die Menschen zu bringen. Sein Assistent Albert (David Jason) steht dem Sensenmann bei. Susan (Michelle Dockery), die Adoptiv-Enkelin des Todes macht sich unterdessen auf die Suche nach dem Schneevater. Da stößt sie auf den eiskalten Assassinen Kaffeetrinken (Marc Warren), der mit seiner zusammengewürfelten Truppe von „Freunden“ einen teuflischen Plan ausführt und so die Existenz der Scheibenwelt bedroht.

Schaurig: Kaffeetrinken der Auftragskiller.

Terry Pratchett, 1948 geborener englischer Schriftsteller, veröffentlichte seit 1983 über 30 Romane zur skurrilen Scheibenwelt. Die Fantasy-Romane zeichnen sich durch eklektische Figuren und Motive aus vielen Märchen und Sagen aus. Außerdem ist ein gewisser Humor durchgehend vorhanden. Das britische Fernsehen produzierte 2006 (in Zusammenarbeit mit Hallmark Entertainment) den 20. Roman Schweinsgalopp (Originaltitel: Hogfather) als aufwendigen Zweiteiler. Am 25. Dezember 2007 wurde die Mini-Serie auch erstmals im deutschen Fernsehen (auf Pro 7) ausgestrahlt. Die DVD erschien am 20. Dezember 2007. Regisseur Vadim Jean drehte zudem unter dem Titel The Color Of Magic eine Verfilmung der ersten beiden Scheibenwelt-Romane (Die Farben der Magie und Das Licht der Phantasie), die seit Oktober 2008 auch hierzulande auf DVD erschienen ist.  

Gleich vorweg: eine Kenntnis des Romans ist zum Verständnis des Zweiteilers nicht zwingend notwendig. Dennoch ist Hogfather kein Film, den man einfach mal so mitnimmt. Man muss der Story aufmerksam folgen, um nicht den Faden zu verlieren. Aus filmischer Sicht ist die Geschichte deshalb etwas schwierig, weil es keinen echten Protagonisten gibt. Als Hauptfiguren empfehlen sich der Tod, Susan und Kaffeetrinken. Die verschiedenen Handlungsstränge laufen lange Zeit parallel, bis sie dann gegen Ende des zweiten Teils erst aufeinander treffen. Die Story kommt zu schwer in Gang und man muss sich doch etwas gedulden, bis das scheinbare Durcheinander einen Sinn ergibt. Vor allem die Funktion der Erlebnisse in der Unsichtbaren Universität von Ankh-Morpork (der Doppelstadt), wird erst nach einiger Zeit deutlich.

Wer eine durchgehend lustige Fantasykomödie erwartet, wird enttäuscht werden. Denn nur hier und da werden ein paar mitunter skurrile Gags und Wortwitze eingestreut. Viele der Wortspiele gehen im Deutschen leider auch verloren. Ein großes Effekte-Gewitter oder enorm Spektakuläres sollte man auch nicht erwartet. Der Zweiteiler präsentiert sich technisch solide und zeigt was man mit den begrenzten Mitteln einer Fernsehproduktion erreichen kann.

Für alle, die sich darauf einlassen, bietet Hogfather einen dreistündigen Trip durch die skurrile, weihnachtliche Scheibenwelt mit vielen humoristischen Versatzstücken und Anspielungen auf Märchen, Sagen und die Fantasy-Welt. Der Tod und seine Enkelin als Hauptcharaktere sind eher für den Humor zuständig, während der gelegentlich überzeichnete Bösewicht Kaffeetrinken mit seinen gruseligen Augen für das ein oder andere Erschauern sorgt. Der Zweiteiler eignet sich perfekt, dem alljährlichen, mitunter „amerikanisierten“ Weihnachtskitsch zu entkommen ohne jedoch auf einen Weihnachtsfilm zu verzichten.

Fazit: Solide, streckenweise witzige Verfilmung des Fantasy-Romans von Terry Pratchett, die vor allem durch den Charakter des Todes, die etwas andere Sichtweise von Weihnachten und einige Anspielungen überzeugen kann. 7 von 10 Punkten.


Ho Ho Ho! – So kennt man den Tod nicht unbedingt.

So schon eher.

Susan, die Adoptiv-Enkelin des Todes.

Magier Ridcully.

DVD-Features

Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial

Making Of (13 Min.)
Bringing Death to Live (Spezialeffekte) (7 Min.)
Figuren in Hogfather (15 Min.)
The Power of the Film Magic (Spezialeffekte) (4 Min.)
12 Days of Hogswatch (Hintergrundinfos über die Scheibenwelt) (51 Min.)
Originaltrailer
Trailer zu anderen Filmen

Das 2-DVD-Set bietet zwar neben den beiden Tonspuren nur deutsche Untertitel, aber dafür umfangreiches Bonusmaterial mit vielen Infos zur Scheibenwelt.

Marius Joa, 1. Dezember 2008. Bilder: EuroVideo.

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Color Of Magic (6/10)


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