Die erste Staffel der preisgekrönten und bejubelten US-Serie Mad Men erwies sich nicht als ganz so überragend, wie man es vielleicht erwartet hatte. Doch wie sieht die Entwicklung in der zweiten Staffel aus? Marius Joa hat sich die Serie weiter angesehen.
Mad Men – Staffel 2 (Mad Men – Season 2)
Drama-Serie/Gesellschaftsstudie USA 2008. 13 Folgen. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Gesamtlänge: ca. 600 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Jon Hamm, Elisabeth Moss, Vincent Kartheiser, January Jones, Christina Hendricks, Bryan Batt, Michael Gladis, Aaron Staton, Rich Summer, Robert Morse, John Slattery, Mark Moses u.v.a. Idee: Matthew Weiner.
In der Ruhe liegt die Kraft
Rückblende. Am Ende der ersten Staffel hatte Betty Draper (January Jones) einen ersten Verdacht, dass ihr Ehemann, der erfolgreiche Werbefachmann Don Draper (Jon Hamm), ihr untreu ist. Peggy Olson (Elisabeth Moss), bei Sterling Cooper gerade zur Junior-Werbetexterin befördert, brachte völlig überraschend ein Kind zur Welt, ohne vorher ihre Schwangerschaft bemerkt zu haben. Dem jungen, ehrgeizigen Pete Campbell (Vincent Kartheiser) gelang es über seinen Schwiegervater einen lukrativen Auftrag für Sterling Cooper an Land zu ziehen. Der erfahrene Herman „Duck“ Phillips (Mark Moses), zwischenzeitlich als Ersatz für den erkrankten Roger Sterling (John Slattery) eingesprungen, stieß mit seinen Ideen nicht immer auf Gegenliebe in der Firma.
Etwa 14 Monate später. Im Hause Draper scheint die Welt wieder in Ordnung. Betty gönnt sich durch regelmäßige Reitstunden etwas Ausgleich vom ihrem tristen Alltag als Hausfrau. Nach dem Ende seiner Affäre mit einer jüdischen Kaufhauserbin versucht Don, ein besserer Vater und Ehemann zu sein. Bei Sterling Cooper stellt sich Don entschieden gegen die Pläne von Duck, die Werbeagentur personell und inhaltlich zu verjüngen. Als ein Flug der American Airlines abstürzt, und dabei Pete Campbells Vater ums Leben kommt, will Duck die Gelegenheit nutzen, die namhafte Fluggesellschaft zu gewinnen. Nachdem seine Ehefrau anscheinend kein Kind bekommen kann, wird Pete von seinen Schwiegereltern gedrängt, einer Adoption sein Einverständnis zu geben. Durch das Ableben seines Vaters steht Pete aber auch in der eigenen Familie unter Druck.
Bildschön, aber einsam: Betty Draper
Beim Dreh eines Kartoffelchip-Werbespots lernt Don die selbstbewusste Bobbie Barrett (Melinda McGraw) kennen, Managerin und Ehefrau des Schauspielers Jimmy Barrett (Patrick Fischler). Nach anfänglichem Zögern fängt Don mit ihr eine Affäre an, die jedoch nicht unbemerkt bleibt. Das Fernsehen wird für die Werbung immer wichtiger und so wird Harry Crane (Rich Summer) zum Chef von Sterling Coopers TV-Abteilung ernannt. Auch Roger Sterling greift nach seinem Herzinfarkt wieder in das Geschehen ein und findet besonders an Dons neuer Sekretärin, der 21jährigen Jane Siegel (Peyton List), Gefallen. Sterlings Affäre mit Joan Holloway (Christina Hendricks) ist beendet, denn die Büromanagerin ist mittlerweile mit einem jungen Arzt verlobt.
Auch wenn die Inhaltsangabe nicht alles verrät, es passiert so einiges in der zweiten Staffel von Mad Men, der preisgekrönten Drama-Serie des US-Kabelsender AMC. Während in der ersten Season die Einführung der vielen Charaktere notwendigerweise im Vordergrund stand und das Geschehen bisweilen deshalb etwas gemächlich voranging, so entwickelt sich die Handlung in der zweiten etwas schneller. Und doch bleibt das Motto der Produktion weiterhin: in der Ruhe liegt die Kraft. Mad Men braucht keine spektakulären Szenen und keine lauten, reißerischen Actionsequenzen, um Wirkung zu zeigen. Die Serie zieht ihre leise Intensität allein aus der Handlung. Und auch deshalb wirkt sie so authentisch. Außerdem tragen natürlich die mit viel Detailtreue erschaffenen Kostüme und Kulissen dazu bei.
Die Autoren um Serienerfinder und Showrunner Matthew Weiner haben zwar viel Stoff in die 13 Folgen gepackt, doch ist er in wohldosierten Portionen verteilt. Es passiert zwar in jeder Episode so einiges, doch man hat als Zuschauer nie das Gefühl, dass man mit Inhalt überfüttert wird. Es wirkt fast so, als ob hier der amerikanische Traum, u.a. in Dialogen und Werbegrafiken immer wieder zum Ausdruck gebracht, demontiert wird. Über die geheime Vergangenheit von Don Draper erfährt man allmählich etwas mehr, ohne jedoch bereits alles zu wissen. Hierzu bedient sich die Serie bisweilen überraschend auftretender Rückblenden. Auch manche Geschehnisse, die in den zwischen Staffel eins und zwei vergangenen 14 Monaten passiert sind, kommen ans Licht. Der dramaturgische Kniff über ein Jahr verstreichen zu lassen erweist sich als goldrichtig.
Seit 6. Oktober 2010 strahlt ZDF Neo die erste Staffel von Mad Men immer mittwochs um 22:30 Uhr aus. Im Pay TV läuft seit 27. September 2010 die zweite Season auf dem FOX Channel.
Fazit: Langsam, leise aber wirkungsvoll erzählt. In vielen Belangen einzigartige TV-Serie. 8 von 10 Punkten.
DVD-Features (UK-Import)
Sprache: Englisch (Dolby Digital 5.1 Surround)
Untertitel: Englisch
Bonusmaterial
Audiokommentare mit Darstellern und Autor Matthew Weiner zu den Folgen 1, 7, 9 und 10
Birth Of An Independent Woman – Part 1 (19 Min.)
Birth Of An Independent Woman – Part 2 (22 Min.)
An Era Of Style (21 Min.)
Marius Joa, 10. Oktober 2010. Bilder: Lionsgate.
Empfehlung
Mad Men – Staffel 1 (7/10)
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