Die verspätete Staffel fünf von Mad Men nahm man zum Anlass die Serie strukturell zu verbessern. Doch hält auch die sechste Season diesen neuen Kurs?
Mad Men: Staffel 6 (Mad Men: Season 6)
Gesellschaftsstudie/Drama-Serie USA 2013. 13 Folgen. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Gesamtlänge: ca. 592 Minuten.
Mit: Jon Hamm, Elisabeth Moss, Vincent Kartheiser, Christina Hendricks, January Jones, Jessica Paré, Kevin Rahm, Aaron Staton, Rich Summer, Kiernan Shipka, Ben Feldman, Jay R. Ferguson, James Wolk, Robert Morse, John Slattery u.v.a. Idee: Matthew Weiner.
Chaos und Anarchie?
Nach dem Selbstmord des verschuldeten Lane Pryce wurde Büroleiterin Joan (Christina Hendricks) zur neuen Partnerin der New Yorker Werbeagentur Sterling Cooper Draper Pryce (SCDP). Die Konkurrenz schläft nicht, vor allem Cutler Gleason & Chaough (CGC) buhlt mit SCDP um diverse Etats. Als der Deal mit Jaguar platzt, wollen die Mannen von SCDP dafür Chevrolet als Kunden haben. Kurzerhand entschließen sich die beiden konkurrierenden Agenturen zur Fusion. Doch diese Elefantenhochzeit geht nicht ohne Reibereien und Schwierigkeiten über die Bühne, z.B. durch Kompetenzstreitigkeiten zwischen den beiden Kreativchefs Don Draper (Jon Hamm) und Ted Chaough (Kevin Rahm). Außerdem fühlt sich Kundenbetreuer Pete Campbell (Vincent Kartheiser) durch die Fusion übervorteilt.
Privat läuft es bei Don Draper auch nicht gerade rund. Immer wieder hat er gesundheitliche Probleme. Seine noch junge Ehe mit Megan (Jessica Paré), die sich mittlerweile verstärkt ihrer Schauspielkarriere widmet, ist auch schon wieder erkaltet. Don geht mit Nachbarin Sylvia (Linda Cardellini), der Frau eines Chirurgen, fremd. Als Trudy Campbell (Allison Brie) erstmalig von der Untreue ihres Mannes Pete erfährt, setzt sie ihn endgültig vor die Tür. Peggy Olson (Elisabeth Moss) hat zunehmende Differenzen mit ihrem Freund Abe (Charlie Hofheimer), vor allem weil sie auf sein Betreiben in einer problematischen Gegend wohnen. Außerdem fühlt sich die erfolgreiche Texterin zu Ted Chaough, der sie einst für CGC abwarb und mit welchem sie jetzt eng zusammenarbeitet, hingezogen.
Peggy und Ted verbindet mehr als nur die Arbeit
Die verspätete fünfte Staffel von Mad Men nutzten Serienerfinder Matthew Weiner und sein Autorenteam, die Handlung strukturell zu verbessern und zwar dahingehend dass die einzelnen Folgen nicht mit zu vielen Handlungssträngen und Personen überfrachtet werden. Stattdessen ließ man manche der Hauptfiguren zwischenzeitlich etwas pausieren.
In der 2013 veröffentlichten sechsten Season verliert das hochwertige Gesellschaftsdrama etwas die organische und ruhige Erzählweise, welche die Serie bisher so auszeichnete. Bedauerlich, da es den Genuss der Staffel etwas mindert. Möglicherweise spiegelt diese „Unruhe“ die Zeit wider, in welcher sich die Handlung bewegt. Rassenunruhen nach der Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King, der Vietnamkrieg, die Hippie-Bewegung und andere gegenkulturelle Strömungen, diese zeitgeschichtlichen Ereignisse und Entwicklungen prägen natürlich die stark in der amerikanischen Geschichte der 1960er verwurzelte Serie.
Auch manche der Wendungen, welche die sechste Staffel einschlägt, wirken vor allem in ihrer Präsentation etwas überzogen. Die zunehmend surrealen Szenen wirken aufdringlicher und gehen etwas zu Lasten der Authentizität. Eher fehlbesetzt wirkt Linda Cardellini (Emergency Room) als Dons neue Geliebte Sylvia. Die Lebenserfahrung dieser Figur nimmt man der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 37jährigen Schauspielerin nicht wirklich ab. Frischen Wind in die Besetzung bringt dagegen Kevin Rahm (Desperate Housewives) als Ted Chaough, der es als Gutmensch in der knallharten und berechnenden Werbewelt nicht immer leicht hat.
Trotz der genannten Schwächen kann Mad Men auch in Runde sechs immer noch überzeugen und schürt die Vorfreude auf die siebte und letzte Staffel. Diese wird übrigens (wie auch die letzte Season von Breaking Bad, einer anderen hoch gelobten Serie des US-Senders AMC) in zwei Teilen veröffentlicht. Am 13. April 2014 startet in den USA die Ausstrahlung der ersten sieben Folgen der finalen Staffel. 2015 folgen dann die übrigen sieben Episoden.
Die sechste Staffel strahlte der deutschsprachige Bezahlsender FOX Channel vom 23. September bis 9. Dezember 2013 aus. Seit dem 19. Dezember ist sie auf DVD erhältlich.
Fazit: Leider geht Mad Men in der sechsten Season etwas die Übersichtlichkeit und die erzählerische Souveränität verloren. Dennoch hält die Serie weitgehend ihr hohes Niveau. 7 von 10 Punkten.
Jim Cutler und Roger Sterling müssen sich zusammenraufen
Marius Joa, 22. Januar 2014. Bilder: Lionsgate/Universal.
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Die bisherigen Staffeln
Mad Men: Staffel 1 (7/10)
Mad Men: Staffel 2 (8/10)
Mad Men: Staffel 3 (8/10)
Mad Men: Staffel 4 (8/10)
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