Nach dem großen Erfolg der Marvel-Superhelden-Zusammenkunft Avengers wurde Autor/Regisseur Joss Whedon mit der Produktion einer Serie über Organisation hinter den Helden betraut. In Marvel’s Agents Of S.H.I.E.L.D kehrt ein Toter zurück und leitet eine neue Spezialeinheit.
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Marvel’s Agents Of S.H.I.E.L.D. – Staffel 1 (Marvel’s Agents Of S.H.I.E.L.D. – Season 1)
Science-Fiction/Actionserie USA 2013/14. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 22 Folgen. Gesamtlänge: ca. 902 Minuten (PAL-DVD). TV-Erstausstrahlung: 13. Februar 2015.
Mit: Clark Gregg, Ming-Na Wen, Brett Dalton, Chloe Bennett, Iain De Caestecker, Elizabeth Henstridge, J. August Richards, B.J. Britt u.v.a. Idee: Maurissa Tancharoen, Jed Whedon und Joss Whedon. Nach Charakteren von Stan Lee und Jack Kirby.
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Coulson and the Gang
Nick Fury (Samuel L. Jackson), Direktor der Organisation S.H.I.E.L.D (Strategic Homeland Intervention, Enforcement and Logistics Division), hat die Ereignisse beim Angriff der Alienrasse Chitauri auf New York während The Avengers zum Anlass genommen, eine neue Spezialeinheit ins Leben zu rufen. Leiter des neuen Teams wird überraschend Agent Phil Coulson (Clark Gregg), der doch eigentlich im Kampf mit Gott Loki das Zeitliche gesegnet hat. Coulson holt die ins Büro versetzte Nahkampfexpertin Melinda May (Ming-Na Wen) in den aktiven Dienst zurück. Das übrige Team komplettieren der versierte Geheimagent Grant Ward (Brett Dalton) sowie die Wissenschaftler Leo Fitz (Iain De Caestecker) und Gemma Simmons (Elizabeth Henstridge). Bei der ersten Mission stößt die eigenwillige „Hacker-Aktivisitin“ Skye (Chloe Bennett) zur neuen Truppe. Teils mit Misstrauen beäugt hat die junge Frau eigene Motive, warum sie S.H.I.E.L.D beitreten will…
Auch wenn die wirkliche Qualität der Filme schon in Phase Eins (2008-2012) allmählich nachließ, so hat sich das Marvel Cinematic Universe (MCU) als Goldene Gans für die Marvel Studios und deren Eigentümer Disney entwickelt. Zu Beginn von Phase 2 (bestehend aus Iron Man 3, Thor: The Dark Kingdom, The Return Of The First Avenger, Guardians Of The Galaxy sowie dem nun erschienenen Avengers: Age Of Ultron) der in sich verknüpften Filmreihe expandierte das Franchise auch auf die Mattscheibe. Agents of S.H.I.E.L.D behandelt konkret die Geheimorganisation hinter der „Avengers-Initiative“, ohne dass die großen Helden Iron Man, Thor oder Captain America hier eine wirkliche Rolle spielen. Aus den Filmen geben sich hier nur kurz Agent Maria Hill und „Leitwolf“ Fury die Ehre.
Das Team
Eine Serie zum MCU von „Avengers“-Mastermind und Serienmacher Joss Whedon (Firefly)? Das klingt nach viel Potenzial vor allem bei der Figurenkonstellation und Dynamik. Nur verschwendet Agents Of S.H.I.E.L.D diese theoretisch guten Möglichkeiten anfangs leider sofort. Zu austauschbar und steril sind die meisten Charaktere während die Episoden zu sehr auf „Gegner der Woche“ bzw. „Alienartefakt der Woche“ ausgelegt sind. Zwar wird von den drei Serienschöpfern (Joss Whedon, sein Bruder Jed und dessen Ehefrau Maurissa Tancharoen) mit dem sogenannten „Bus“ (einem Flugzeug als Hauptquartier) eine ähnliche Situation wie auf dem Raumschiff Serenity etabliert, aber der Ansatz verpufft, weil das mit drei Frauen und drei Männern paritätisch besetzte Team fast nur auf wandelnden Oberflächlichkeiten besteht, die rein funktional agieren.
Agent Grant Ward ist der sprachbegabte Top-Agent, der einige Jahre gefährliche Operationen ausgeführt hat, aber nur als besserer Mann fürs Grobe taugt. Die Wissenschaftler Fitz und Simmons sind solche hochbegabten Nerds, dass die beiden meist als eine Person („Fitzsimmons“) angesprochen werden. Auch ohne Tageslichtmangel wirken sie optisch als hätte man sie von den Dreharbeiten für einen Kosmetik-Werbespot weggeholt. Übermäßig (aber für amerikanisches Mainstream-TV völlig üblich) gestylt ist natürlich auch Skye, die nervig-altkluge „Hacktivistin“, fast als wäre sie im Hauptberuf Unterwäschemodel. Noch plumper hätte man Nerd-Phantasien auch nicht bedienen können.
Ansonsten bestehen die einzelnen Folgen aus viel Technobabbel, teilweise witzigen Gadgets und streckenweise spannenden aber auch oft nur halbgaren Stories. Negativer Höhepunkt ist sicherlich Episode 15, in welcher eine Göttin namens Lorelei die Männer dank ihrer magischen Stimme kontrolliert und Thors Freundin Sif höchstpersönlich aus Asgard „runterbeamt“ , um die gefährliche Verführerin einzufangen. Ein klassischer Tiefpunkt in Bezug auf alberne Nebencharaktere und ein peinliches Drehbuch.
Dennoch wird „Agents“ im Verlauf etwas besser, vor allem auch weil der „untote“ Agent Coulson und die undurchsichtige Nahkämpferin Melinda May (und ihre Chemie untereinander) etwas mehr hergeben als die vier übrigen Teammitglieder. Es entwickelt sich außerdem nach und nach ein immer stringenter werdender Haupthandlungsstrang, der durch die alleinstehenden Folgen zuvor ergänzt wird.
Im Grunde sind es zwei aufzuklärende „Mysterien“, die den Zuschauer dazu bringen, trotz der genannten Mängel doch am Ball zu bleiben. Da wäre zum einen die Frage, wie konnte Agent Coulson von den Toten auferstehen und warum werden ihm diesbezügliche Informationen von seinen Vorgesetzten/Kollegen vorenthalten? Und was hat es mit Skye auf sich, die weder über einen Nachnamen noch irgendwelche Kenntnisse über ihre Herkunft verfügt? Als sich die überraschende aber dämliche Wendung aus The Return Of The First Avenger, nämlich dass S.H.I.E.L.D seit 70 Jahren von der Nazi-Geheimorganisation HYDRA systematisch unterwandert wird, auch in der Serie offenbart gewinnt „Agents“ im letzten Staffel-Viertel an Spannung und eigener Identität.
In den USA läuft derzeit noch die zweite Season, die sich um den Wiederaufbau von S.H.I.E.L.D und neue Geheimnisse dreht. Nach der späten Free-TV-Erstausstrahlung bei RTL II ist die erste Staffel von Marvel’s Agents Of S.H.I.E.L.D seit 16. April 2015 auf BluRay und DVD erhältlich.
Fazit: Agents Of S.H.I.E.L.D bietet zwar kaum mehr als gewöhnliche US-TV-Durchschnittskost, entfaltet aber eine streckenweise spannende Serienmythologie. 6 von 10 Punkten.
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