Mel Brooks Die verrückte Geschichte der Welt

Wie war das eigentlich so bei den Szeinzeitmenschen? Wie toll trieben es die alten Römer? Und wie kam es zur französischen Revolution? Diese und andere Frage beantwortete Kultparodist Mel Brooks vor 42 Jahren mit seiner siebten Regie-Arbeit Die verrückte Geschichte der Welt.

Mel Brooks‘ Die verrückte Geschichte der Welt (History of the World: Part I)
Historienfilm-Parodie USA 1981. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 88 Minuten (PAL-DVD). Kinostart: 11. Februar 1982.
Mit: Mel Brooks, Gregory Hines, Mary-Margaret Humes, Ron Carey, Dom DeLuise, Madeline Kahn, Harvey Korman, Cloris Leachman, Pamela Stephenson, Shecky Greene, Sid Caesar, Andreas Voutsinas u.v.a. Drehbuch und Regie: Mel Brooks.



Von Steinzeitmenschen, Standup-Philosophen und dem Katerpult
oder „Ist prima, König zu sein.“

Im Jahre 1981 kamen nicht nur die beiden Gründer dieser Website zur Welt. Auch brachte der amerikanische Komiker und Filmemacher Mel Brooks (geboren am 26. Juni 1926, also mittlerweile stolze 97 Jahre alt) sein bis dato teuerstes Werk auf die Leinwand: die episodische Historienfilmparodie Die verrückte Geschichte der Welt (Originaltitel: History of the World, Part I). Brook schrieb, produzierte, inszenierte und spielte gleich fünf Rollen. Doch wie witzig ist die Geschichtsklamotte heute noch?

Eine Gruppe Steinzeitmenschen (u.a. Sid Caesar) machen einige bahnbrechende Entdeckungen, etwa das Feuer, die Kunst und die Musik, erkennen dabei aber auch die Härten des Lebens. Als Moses (Mel Brooks) viele Jahrtausende später dem Volk Israel die Gesetze Gottes bringt, kommt es zu einem kleinen Missgeschick. Im alten Rom unter der Herrschaft des dekadenten Kaisers Nero (Dom DeLuise) und seiner umtriebigen Gattin Nympho (Madeline Kahn) erhält der Stammtisch-Philosoph Comicus (Mel Brooks) dank seines Agenten Flinkus Lazarus (Ron Carey) ein Engagement vor dem Herrscherpaar. Doch gemeinsam mit dem äthiopischen Sklaven Josephus (Gregory Hines) geraten Comicus und Flinkus in Schwierigkeiten, welchen sie mit der Hilfe der vestalischen Jungfrau Miriam (Mary-Margaret Humes) zu entkommen versuchen. Im 15. Jahrhundert inszeniert der Geistliche Torquemada (Mel Brooks) die Inquisition als opulente Musical-Show. Dreihundert Jahre später werden König Louis XVI. von Frankreich (Mel Brooks) und die Adeligen bei Hofe wie Count de Monet (Harvey Korman) und Béarnaise (Andreas Voutsinas) mit dem steigenden Unmut des armen Volkes konfrontiert. Der König wird durch einen Doppelgänger ersetzt, welcher mit seiner neuen Rolle nicht wirklich zurechtkommt. Unterdessen stachelt Madame DeFarge (Cloris Leachman) die notleidende Bevölkerung zur Revolution auf…

„Ist prima, König zu sein.“

In seiner langen Karriere hat Mel Brooks mit seinen elf Filmen als Regisseur diverse Genres durch den Kakao gezogen. Frühling für Hitler (The Producers, 1967), für welchen Brooks einen Drehbuch-Oscar gewann, bietet eine Satire auf Nazis und den Broadway, an welchem 2001 eine Bühnenmusicalversion des Stoffes Premiere feierte, welche wiederum zu einem Filmremake, The Producers (2005), führte. Mit Frankenstein Junior (Young Frankenstein, 1974) und Dracula – Tot aber glücklich (Dracula – Dead and Loving It, 1995) wurden gleich zwei Horrorklassiker parodiert. Aber auch Western (Blazing Saddles – Der wilde, wilde Westen, 1974), Stummfilme (Silent Movie – Mel Brooks‘ letzte Verrücktheit, 1976), Suspense-Thriller à la Hitchcock (Höhenkoller, Originaltitel High Anxiety, 1977), die originale Star Wars-Trilogie (Spaceballs, 1987) sowie Mantel-und-Degen-Abenteuer (Robin Hood – Helden in Strumpfhosen, OT: Robin Hood – Men in Tights, 1993) waren vor dem Parodie-Altmeister nicht sicher. Etwas verspätet nahm sich Brooks Anfang der 1980er mit dem vorliegenden Streifen den epischen Monumentalfilm (u.a. Quo vadis? (1951), Die zehn Gebote [1956] und Ben Hur [1959]) vor.

Die zehn Millionen Dollar Budget flossen vor allem in die Kulissen für die Episoden im alten Rom und im Frankreich 1789 sowie für die Inquisition. Gekonnt wird hier der Größenwahn Hollywoods konterkariert, indem sich keine großen, dramatischen Szenen in den opulenten Sets abspielen, sondern eher banale Albernheit zelebriert werden. Dabei entlarvt Brooks nicht selten die egomane Dekadenz der herrschenden Klasse und enthüllt die daraus resultierende die Not der einfachen Leute, wenn auch nicht unbedingt sehr subtil. Als Ganzes betrachtet ordnet sich Die verrückte Geschichte der Welt leider nicht unter den Top-Werken des Regisseus wie Blazing Saddles oder Frankenstein Junior ein. Aber für sich genommen bieten die einzelnen Episoden immer wieder spaßige Gags, subtil eingestreute Referenzen und herrlichen Dialogwitz, wobei dieser bedauerlicher teilweise in der soliden deutschen Synchronfassung verloren geht.

Neben sich selbst (als Moses, Comicus, Torquemada, Königs Louis und dessen Doppelgänger) besetzte Brooks hier auch wieder seine bekannten Darsteller*innen wie Harvey Korman als Count de Monat (siehe „count the money“), Madeline Kahn als Kaisern Nympho (der Name ist Programm), Dom DeLuise als egozentrischer und übergewichtiger Kaiser Nero, Andreas Voutsinas als blasierter Adeliger Béarnaise, Ron Carey als Flinkus und Cloris Leachman als Revolutionsführerin Madame DeFarge. Gregory Hines (Mr. Bill) als Sklave Josephus und Mary-Margaret Humes (Dawson’s Creek) als Vestalin Miriam waren hier in ihren ersten nennenswerten Kinorollen zu sehen. Der ikonische Filmemacher Orson Welles (Citizen Kane) als Erzähler der Originalfassung und Hugh „Playboy“ Hefner, John Hurt (als Jesus!) sowie Beatrice Arthur (Golden Girls) in weiteren kurzen Auftritten ergänzten den Cast um weitere bekannte Gesichter.

Die siebte Regie-Arbeit von Mel Brooks bietet auch einige seiner Markenzeichen, wie der „Walk-this-way“-Gag, die ironische Auseinandersetzung mit jüdischer Kultur und eine leicht holprige Musical-Nummer, in diesem Fall die Inquisition als schwarzhumorige Foltergruft-Revue mit Esther-Williams-Wasserballett. Zudem gab es mit dem Song it’s good to be the king eine Single zum Film, in welcher Brooks rappte. Wie bei anderen seiner Werke wurde auch am Ende einer Fortsetzung angekündigt, bei welcher man eigentlich davon ausgehen konnte, dass diese nie realisiert werden würde. Doch 40 Jahre später wurde bekannt, dass mit Die verrückte Geschichte der Welt, Teil II (History of the World, Part II) eine Sequel-Serie produziert wird. Die von Brooks mit Wanda Sykes, Nick Kroll und Ike Barinholtz geschaffene, episodische Sketchcomedy debüttierte am 6. März 2023 in den USA bei Hulu. In Deutschland erschien die Serie am 26. April 2023 bei Disney Plus.            

Die verrückte Geschichte der Welt von und mit Mel Brooks ist auf DVD und BluRay erhältlich.

Fazit: Nicht der beste Film von Mel Brooks, aber eine kurzweilige Period-Piece-Parodie mit spaßigen Episoden. 7 von 10 Punkten.


Steinzeitmenschen
Die Foltergruft der Inquisition



Marius Joa, 14. Oktober 2023. Bilder: Fox.  

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