Der vorliegende Streifen, der inhaltlich nichts mit den beiden Miniserien mit Sam Neill zu tun hat, beweist einmal mehr, dass es selbst im Zeitalter der technisch fast perfekten Filme noch die ein oder andere Trash-Gurke gibt. Denn Merlin – Die Rückkehr ist einfach grottig.
Merlin – Die Rückkehr (Merlin – The Return)
Fantasy/Familienfilm UK 2000. Laufzeit: ca. 86 Minuten.
Mit: Rik Mayall, Tia Carere, Patrick Bergin, Adrian Paul, Craig Sheffer, Leigh Grevenstein, Byron Taylor, Julie Hartley, Grethe Fox, Anthony Bishop u.v.a. „Drehbuch“ und Regie: Paul Matthews.
Trottel im Nachthemd
Und ja es gibt sie. Die Filme, bei denen man sich bei der Bewertung eigentlich nur zwischen einem und zwei Punkten entscheiden muss. Aus diesem erlauchten Kreise präsentieren wir heute: Merlin – Die Rückkehr, ein billiger Fantasy-Murks für die Kleinen. Doch erstmal ein Versuch, das Durcheinander an „Story“ zu erklären.
Vor Jahrhunderten gelang es dem Zauberer Merlin (Rik Mayall), König Artus (Patrick Bergin) & Co nicht, den bösen Mordred (Craig Sheffer) zu besiegen. Mit der Hilfe des mächtigen Schwertes Excalibur wurde Mordred mitsamt seiner Horde schlechtgelaunter Gefährten und Gespielinnen in einer Art „Zwischenwelt“ verbannt, die er ohne fremde Hilfe nicht verlassen kann. König Artus und seine Ritter sind unterdessen in der heutigen Zeit gelandet. Merlin hat immerhin die Fähigkeit, zwischen beiden Welten hin- und her zu springen.
Doch Mordred hat einen teuflischen Plan. Mit der Hilfe eines Mediums (Jocelyn Broderick) nimmt er Kontakt zur machtgierigen Wissenschaftlerin Miss Maxwell (Tia Carere) auf, die durch die Kräfte einer alten Reliquie und einer Erfindung, ein Tor für ihn in unsere Zeit schaffen will. Kate (Leigh Grevenstein), die Tochter des Mediums bekommt dieses schreckliche Vorhaben mit und gemeinsam mit Richie (Byron Taylor), einem Neuankömmling in der Stadt, versuchen sie die fiesen Machenschaften zu bekämpfen. Unterdessen versuchen die ebenfalls in der Zwischenwelt gefangenen Lancelot (Adrian Paul) und Guinevere (Julie Hartley), Merlin zu unterstützen.
Die Zusammenfassung klingt wie ein heilloses Durcheinander? So ist es leider auch. Gab es zum Film ein Drehbuch, so wurde es nicht umgesetzt. Anders kann man sich dieses Stückwerk, das man anstelle einer Story hat, nicht erklären. Glaubt man dem Eintrag in der fast allwissenden Filmdatenbank „Internet Movie Database“ (imdb), so handelt es sich bei Merlin – Die Rückkehr sogar um einen Kinofilm. Es gibt aber einige Gründe, die gegen diese These sprechen. Der deutsche Sender RTL 2 zeigte den Film schon mehrfach im 4:3-Format. Die Kameraarbeit wirkt für eine Kinoproduktion zu billig und von den visuellen Effekten sowie Kulissen und Kostümen mag man gar nicht sprechen. Die Billig-Location Südafrika, die für diverse britische Schauplätze herhalten muss, spricht auch nicht für einen abendfüllenden Spielfilm.
Was dem Film allerdings noch die letzten Kräfte raubt, sind die dümmlichsten Peinlichkeiten in der „Handlung“ und in der Umsetzung. Beispiele gefällig? Guinevere trägt modische Rasta-Locken, an denen Bob Marley seine helle Freude gehabt hätte. Alles was irgendwie magisch ist, muss natürlich möglichst bunt leuchten, damit jeder Depp auch merkt, dass Zauberei im Spiel ist. Die Plot-Holes sind auch konkurrenzlos hirnfrei. So gelingt es Merlin unter Aufbringung seiner kompletten magischen Kräfte nicht, Mordred nur einen klitzekleinsten Kratzer zuzufügen. Da tut allerdings ein Wasserstrahl aus einem Schlauch Abhilfe. Bei Star Trek teleportiert man sich durch Beamen von einem Ort zum anderen, hier geschieht dies, in dem man ein bunt glitzerndes Schwert in den Boden haut.
Unter der Prämisse, dass es sich bei vorliegendem Machwerk um minimalstes Entertainment handelt, das allein dem Zweck dienen kann, aufgedrehte Kids für knapp 90 Minuten vor dem Fernseher ruhig zu stellen, kann der Film vielleicht ein bisschen unterhalten. Doch für Kinder ist der Film an manchen Stellen etwas zu gruselig. Die grellbunten visuellen Effekte sollen sicherlich kindgerecht sein. Als allerdings Mordred böse Geister in Form von fliegenden Skeletten aussendet, die von ahnungslosen Menschen Besitz ergreifen und diese zu willenlosen „Zombies“ machen, ist visuell der Ofen endgültig aus. Denn diese Geister sehen aus, als hätten sie beim Entstehungsprozess eines Computerspiels in den Achtzigern die Konzeptionsphase nicht überlebt. Um dem Zuschauer wirkungslos zu zeigen, dass man sich im Vereinigten Königreich befindet, muss natürlich auch Stonehenge vorkommen. Man braucht allerdings schon eine immense Vorstellungskraft, um den mystischen Ort der Kelten in dieser lieblos-peinlichen Papp-Kulisse zu erkennen.
Kommen wir nun zum fast obligatorischen Punkt bei grottigen Filmen. Es finden sich immer wieder bekannte Schauspieler, die sich in solche Produktionen verirren. Hier sind es Patrick Bergin (Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz, Die Stunde der Patrioten), Tia Carere (True Lies, Relic Hunter) und der wohl bekannteste: Adrian Paul (Highlander). Entweder brauchten diese dringend Geld oder sie fanden das Drehbuch überzeugend, das dann aller Wahrscheinlichkeit nach nicht umgesetzt wurde.
Die beiden Kinderdarsteller Byron Taylor und Leigh Grevenstein können allerdings halbwegs überzeugen. Und wäre der Rest des Films nicht so dümmlich, so könnten sie diesen vielleicht alleine tragen. Rik Mayall als Titelfigur Merlin ist allerdings schon wieder überaus peinlich. Denn der mächtige Zauberer verkommt hier zum tollpatschigen Trottel im Nachthemd. Der „Trottel des Films“-Award geht allerdings hier eindeutig an Artus und seine Ritter, die einen hoffnungslosen Angriff auf einen LKW starten.
Der Titel des Machwerks könnte einen zu der Vermutung verleiten, er wolle auf die Erfolgswelle des gelungenen TV-Zweiteilers mit Sam Neill aufspringen. Doch selbst die banale Fortsetzung dieser Miniserie, Merlin 2 – Der letzte Zauberer, wirkt gegen diese Gurke wie ein Meisterwerk. Jedenfalls gehört Merlin – Die Rückkehr zu einer Reihe von in Südafrika produzierten Fantasyfilmen für das jüngere Publikum. Die anderen Filme können allerdings kaum schlechter sein.
Fazit: Grottiger und hirnfreier Fantasy-Trash als Ruhigstellung für die Kleinen, der für sie allerdings mitunter zu gruselig ist. Als kindgerechte Neuadaption der Artus-Mythen eine Katastrophe und selbst für einen Fernsehfilm extrem peinlich. 1 Punkt.
Marius Joa, 22. Juni 2008. Bild: Peakviewing Productions.
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