Waren die Motive der Taelons in den ersten Staffeln von Mission: Erde (Earth: Final Conflict), einer Serie aus dem Nachlass von Star Trek-Erfinder Gene Roddenberry, noch eher undurchsichtig, so wurden diese in Season drei offenbart. Und in Staffel 4 geht es für die außerirdischen Gäste auf der Erde ums Überleben.
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Mission: Erde – Staffel 4
(Earth: Final Conflict – Season 4)
Science-Fiction-Serie Kanada, USA 2000/2001. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 22 Folgen. Gesamtlänge: ca. 945 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 25. September 2001.
Mit: Robert Leeshock, Jayne Heitmeyer, Von Flores, Leni Parker, Anita LaSelva, Melinda Deines, Frank Moore, Richard Zeppieri u.a. Idee: Gene Roddenberry.
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Die finale Staffel?
Nicht nur ihre Feinde, die Jaridians, auch die seit einigen Jahren auf der Erde respektive in dessen Orbit lebenden Taelons sind eine sterbende Rasse. Den vordergründig freundlichen, aber hintergründig auf ihren eigenen Vorteil bedachten Aliens geht die Lebensenergie aus. Dies hat vor allem zur Folge, dass einige Joint-Ventures mit der Menschheit sukzessive eingestellt werden. Und dabei hatte doch der vor Tausenden von Jahren auf der Erde gelandete Taelon-Gelehrte Ma’el gehofft, gemeinsam mit den Menschen könnte sein Volk das Energie-Problem lösen. Doch Ma’els Überlieferungen sind noch immer nicht entschlüsselt. Während die beiden führenden Taelons, der nordamerikanische Companion Da’an (Leni Parker) und Zo’or (Anita LaSelva), Anführer der Taelon-Synode, unterschiedlich mit ihrem bevorstehenden Ende umgehen hat sich der Widerstand gegen den Einfluss der Aliens in Form der Atlantic National Alliance (ANA) unter dem Präsidenten-Berater Hubble Ulrich (Frank Moore) neu aufgestellt. Auch Companion-Beschützer/Doppelagent Liam Kincaid (Robert Leeshock) und seine Partnerin Renee Palmer (Jayne Heitmeyer) von Doors International arbeiten nun stärker mit dieser neuen Organisation zusammen. Ihr Computer-Experte und geschätzter Freund Augur (Richard Chevolleau) kommt mit dem Gesetz in Konflikt und muss untertauchen. Seine Position übernimmt die flippige, äußerst begabte Juliet Street (Melinda Deines). FBI-Agent Ronald Sandoval (Von Flores), oberster Companion-Beschützer, nutzt die schwindende Macht der Taelons um seine eigenen Pläne weiter ohne Skrupel umzusetzen…
Wie auch die Staffeln Eins, Zwei und Drei von Mission: Erde (Originaltitel: Earth: Final Conflict) sichtete ich die vierte Season damals bei der Free-TV-Premiere auf Vox. Leider unterbrach der deutsche Privatsender die Ausstrahlung nach der 16. Folge Die Zeitfalle (Trapped by Time) im Januar 2002, ohne diese fortzusetzen. Im frei empfangbaren Fernsehen wurden die verbleibenden sechs Episoden von Staffel 4 daher erst fünf Jahre später gesendet, im Juli 2007 auf Tele 5. Ich dagegen komplettierte die Sichtung erst kürzlich dank der DVD-Box. Nach 20 Jahren hatte ich doch einige zentrale Details vergessen. Vor allem war mir entfallen wie sehr die vierte Staffel darauf hinarbeitet, die letzte zu sein.
Personelle Veränderungen gab es sowohl bei den Kreativen hinter der Kamera als auch bei den Hauptdarstellern. Die bereits im Vorjahr maßgeblich tätigen John Whelpley (u.a. MacGyver, Gene Roddenberry’s Andromeda sowie die Teile 3, 5 und 6 der Tremors-Filmreihe) und George Geiger (1947-2022; u.a. Agentin mit Herz, Profiler) kehrten als Autoren zurück. Zu den Neuzugängen gehörte ein gewisser Brad Falchuk, der später als Miterfinder von Glee und American Horror Story an der Seite von Ryan Murphy einen größeren Bekanntheitsgrad erlangen sollte. Und wie bei Mission: Erde schon Standard änderte sich erneut der zentrale Cast. Richard Chevolleau war als Augur nur noch in einer Gastrolle in fünf von 22 Folgen zu sehen. Seine Aufgabe als oberste Hackerin des Widerstandes und wichtige Kontaktperson für Liam Kincaid und Renee Palmer übernahm Melinda Deines als Juliet Street, die ihren Vorgänger und guten Freund adäquat zu ersetzen vermag, aber zudem weitere Fähigkeiten offenbart. Lisa Howard (in Staffel 1 und 2 noch leading lady sowie wegen ihrer Schwangerschaft in Staffel 3 Nebendarstellerin) feiert als Lili Marquette ihre Abschiedsvorstellung in der Staffelpremiere während Frank Moore als Leiter der ANA Hubble Urich und Richard Zeppieri als Sandovals Handlanger Tate mehr in den Fokus treten.
Season 4 von Earth: Final Conflict war als die finale geplant, zumindest während der Produktion. Alle wichtigen offenen Fragen wurden enthüllt und viele zentrale Handlungsstränge abgeschlossen. Im Verlauf der 22 Episoden war das große Finale immer im Blick, allerdings blieben man sich hinsichtlich des Procedural-Schwerpunkts der Show treu. Standen vor allem zu Beginn noch einzelne Taelon-Machenschaften und -technologien im Zentrum der Stories so änderte sich das sukzessive, vor allem weil die Aliens aufgrund von existenzbedrohendem Energiemangel eben nicht mehr so freigiebig mit ihren Ressourcen umgehen und sich die gespendete Energie teils gewaltsam wieder zurückholen. Die zweite Staffelhälfte bereitet hingegen klar den (vorläufigen) Schlusspunkt vor. Das geschieht zwar durchaus solide und wird einigermaßen spannend inszeniert, aber insgesamt wirkt alles zu wenig durchdacht. Als hätte es vor Beginn der Dreharbeiten keinen wirklichen Plan gegeben und die Autoren mussten sich auf die Schnelle immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Dadurch wirken die Wendungen teils ungelenk und können ihre emotionale Tragweite nicht entfalten. Bestes Beispiel ist das Kimera-Erbe von Liam Kincaid, das immer wieder mal ausgegraben wird, aber im täglichen Leben der Figur keine Bedeutung hat. Aus meiner Sicht war Mission: Erde nie ganz die hochklassige Serie, welche sie hätte sein können und kam trotz ihrer Eigenheiten zu selten wirklich über solides Genre-Mittelfeld hinaus. Dennoch war ich nach der etwas stärkeren dritten Season guter Hoffnung, dass die vierte dieses Niveau halten konnte. Schade, dass es anders kam.
Die letzte Folge der vierten Staffel hätte auch prächtig als Serienfinale funktioniert. Wäre da nicht das brutale Cliffhanger-Ende. Und die Tatsache, dass die von Gene Roddenberrys Witwe Majel Barrett ins Leben gerufene Scifi-Produktion dann doch eine weitere Season erhielt, mit einer ziemlich geänderten Ausgangssituation, einer neuen Bedrohung für die Menschheit und teils neuen Hauptfiguren. Von Flores alias Agent Ronald Sandoval sollte schließlich der einzige Schauspieler bleiben, der in allen fünf Seasons durchgehend Teil der Hauptbesetzung war. Die fünfte Staffel ist selbst unter Fans der Serie umstritten, was ein Grund sein mag, warum diese niemals auf Deutsch synchronisiert und veröffentlicht wurde. Sollte ich jemals die Gelegenheit erhalten, die wirklich finale Staffel von Earth: Final Conflict zu sichten, werde ich diese natürlich beim Schopfe packen. Zu der im Booklet der DVD-Box von Staffel 4 angekündigen Veröffentlichtung „Ende 2016“ kam es jedenfalls nicht.
Die komplette vierte Staffel von Mission Erde ist unter dem Originaltitel Earth: Final Conflict auf DVD erhältlich sowie aktuell auch Teil des Angebots von Amazon Prime.
Fazit: Im vierten Jahr tut sich Einiges bei Mission: Erde, doch leider wirken die dramatischen Entwicklungen oft zu wenig durchdacht. 6 von 10 Punkten.
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Street und Augur
Da’an und der Oligarch Fedorov
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Marius Joa, 24. September 2022. Bilder: Pandastorm/Edel.
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