Neben der Flut an auf Hochglanz getrimmten Studioproduktionen ist es immer wieder mal schön, einen richtig „kleinen“ Film zu erleben, der auch zu internationalen Ehren gelangt. Marius Joa über Once.
Once
Musikfilm Irland 2006. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 83 Minuten (PAL-DVD). Deutscher Kinostart: 17. Januar 2008.
Mit: Glen Hansard, Markéta Irglóva. Hugh Walsh, Gerry Hendrick, Alastair Foley, Geoff Minogue, Bill Hodnett, Danuse Ktrestova u.v.a. Drehbuch und Regie: John Carney.
Irisches Lebensgefühl
Tagsüber repariert er mit seinem Vater Staubsauger, abends spielt er in der Dubliner Fußgängerzone Lieder voller Wehmut und Herzschmerz. So sieht das Leben eines namenlosen irischen Musikers (Glen Hansard) aus. Bei einer dieser „Autritte“ trifft er auf die junge Tschechin (Markéta Irglóva), die ebenfalls musikalisch sehr veranlagt ist. Die beiden kommen ins Gespräch und entdecken vielerlei Gemeinsamkeiten. In einem Studio nehmen die beiden mit einer Band eine Demo-CD auf und kommen sich näher.
Wer das Hollywood-Studio-System ein wenig kennt, der kann sich in etwa vorstellen, wie schwer es für einen echten Independent-Film geschweige denn einen Film mit minimalem Budget und ohne Stars ist, eine flächendeckende Vermarktung zu erhalten. Doch immer wieder schaffen es kleine Perlen mehr oder minder zufällig in amerikanischen und europäischen Kinos groß raus zu kommen. Eines dieser Werke ist Once, ein teilweise autobiografischer Film des Regisseurs und Musikers John Carney. Gedreht wurde an 17 Tagen in Dublin und Umgebung, ohne Drehgenehmigung und ohne künstliche Beleuchtung, mit einem Budget von 130 000 €. Davon kamen 100 000 aus der Filmförderung des Bord Scannán na hÉireann (Irish Film Board).
Als Schauspieler wählte Carney seinen ehemaligen Bandkollegen Glen Hansard aus, der ursprünglich nur die Songs beisteuern sollte. Der irische Star-Schauspieler Cillian Murphy (Batman Begins) war aus terminlichen Gründen verhindert. Die weibliche Hauptrolle spielte die seit Jahren in Irland lebende tschechische Musikerin Markéta Irglóva, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten kaum 18 Jahre alt. Once ist kein klassisches Musical, auch weil es keine euphorisch und übertrieben dargebotenen Lieder beinhaltet. Vielmehr sind hier die Songs das Mittel, mit dem die Story erzählt. Und die Grundstimmung ist zumeist eher etwas bedrückend, auch wenn eine gewisse Grundfröhlichkeit vorhanden ist.
Die minimalistische Inszenierung hat zur Folge, dass der Film fast dokumentarisch wirkt, als hätte man einfach einen Straßenmusiker in Dublin überredet, sein Leben für ein paar Tage mit der Kamera zu begleiten. Obwohl beide ohne Erfahrung als Schauspieler, wirken Glen Hansard und Markéta Irglóva in ihren Rollen sehr authentisch, auch weil sie sich im Grunde fast selbst spielen. Dazu kommen die mitunter etwas traurigen, aber wunderschönen und sympathischen Songs, die dieser Low-Budget-Produktion das verleiht, was so vielen großen Filmen manchmal abgeht: Charme. Die durchweg realistische Story transportiert auch das, für das die grüne Insel so geschätzt wird, das typisch irische Lebensgefühl. Trotz der Perspektivlosigkeit (die für beide Charaktere gilt) und finanziellen Engpässen will man das Beste aus seinem Leben machen. Der Traum, den Durchbruch als Musiker zu erleben, führt beide Hauptfiguren zusammen und lässt sie am Ende doch wieder getrennte Wege gehen.
Nach Ende des Films möchte man sich sofort, den Soundtrack kaufen und ihn rauf und runter hören, so eingängig aber doch vielschichtig und gleichzeitig einfach sind die Songs. Dank dieser musikalischen Höhepunkte kam Once auch zu internationalen Musikehrungen, wobei zwei Grammy-Nominierungen und der Oscar für den besten Filmsong (für die Ballade Falling Slowly) natürlich das Höchste der Gefühle für die Beteiligten waren. Den endgültigen Ritterschlag erhielt der Film aber durch Starregisseur Steven Spielberg, der im Interview mit der Zeitung „USA Today“ meinte: „Dieser kleine Film hat mir genügend Inspiration geschenkt, um damit durchs ganze Jahr zu kommen.“
Fazit: Sympathischer und authentischer kleiner Musikfilm mit tollen Songs. 8 von 10 Punkten.
DVD-Features
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Bonusmaterial
DVD 1
- Trailer (deutsch und englisch, Teaser)
- Trailershow zu anderen Filmen
- Audiokommentar von Regisseur John Carney sowie Glen Hansard und Markéta Irglóva
- Musik-Audiokommentar von Regisseur John Carney sowie Glen Hansard und Markéta Irglóva
- Filmmusik (16 Songs, 35 Min.)
- Fotogalerie
DVD 2
- Making Of (13 Min.)
- Die Hintergrundgeschichte (10 Min.)
- Der Oscar-prämierte Song „Falling Slowly“ (3 Min.)
- Behind The Scenes (7 Min.)
- Interview mit Glen Hansard (27 Min.)
- Interview mit Markéta Irglóva (7 Texttafeln)
- Produktionsnotizen (8 Textseiten)
- Kinopremiere in Berlin (27 Min.)
Eigentlich enthält die DVD auch deutsche Untertitel. Hierzu ein kleiner Tipp an die Hersteller dieser DVD: Wenn ihr das nächste Mal Untertitel erstellt, dann sorgt dafür dass diese nicht nur jeweils 0,5 Sekunden zu sehen sind. Denn lesen möchte man sie eigentlich schon.
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