Von Herbst 2009 bis Sommer 2010 befasste ich mich ausgiebig mit dem Genre Sandalenfilm. Hierzu sichtete ich elf Filme aus dem italienischen Kino der späten 1950er und frühen 1960er. Das Dutzend voll macht nun Jahre später Samson, Befreier der Versklavten, mit einer beispiellosen Erfahrung.
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Samson, Befreier der Versklavten (La Furia Di Ercole)
Abenteuerfilm Italien/Frankreich 1962. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 92 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Brad Harris, Brigitte Corey, Mara Berni, Serge Gainsbourg, Carlo Tamberlani u.a. Regie: Gianfranco Parolini.
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Schlapper Sandalenschund
Nach einigen Jahren kehrt der unbesiegbare Held Samson (Brad Harris) ins Königreich Arpad zurück. Sein alter Freund, der König, ist doch bereit verstorben. Dessen Tochter Knidia (Mara Berni) regiert als Königin. Doch die junge Frau wird von ihrem Berater Menistos (Serge Gainsbourg) manipuliert, der mit einigen Komplizen die Zügel der Macht in den Händen hält und eine Schreckensherrschaft, in welcher manche Bürger versklavt wurden, etabliert. Samson schließt sich den Rebellen um Eridiones (Carlo Tamberlani) an, die Tyrannei und Sklaverei ein Ende bereiten wollen…
So lahm dass sich die Lanzen biegen
„Ein imposanter Abenteuerfilm der im Stil von Die Fahrten des Odysseus durch seine farbenprächtige und aufwendige Aufmachung den Zuschauer in seinen Bann zieht“, verspricht uns der Text auf der Rückseite des DVD-Covers. Wo soll ich nur anfangen?
Die meisten der Sandalen-Streifen, die ich gesehen habe, boten mäßiges Filmvergnügen nach Schema F. Im Verhältnis zu den generischen Drehbüchern des Genres bietet Samson, Befreier der Versklavten zumindest auf dem Papier sogar ein klein wenig Abwechslung. Das ist aber auch schlichtweg alles, was man diesem gruselig schlechtem Machwerk Positives abgewinnen kann. Mir ist noch nie ein Film untergekommen, der sein Programm so lieblos und unmotiviert herunterspult wie diese hohle Schlachtplatte auf Valium. Die Story schreitet voran als hätten Regisseur und Filmteam, die hoffentlich ihre Schlappen bzw. Sandalen verloren haben, am ersten Drehtag das Interesse verloren aber aus finanziellen Gründen einfach weiter gewurstelt.
Die Bildqualität ist selbst für einen schlecht erhaltenen Streifen derart mies, dass alle Farben verblasst sind und wirkt, als hätte jemand mit einer alten Handykamera eine auf Leinwand projizierte, verfallene VHS-Aufnahme abgefilmt. Spannung in den Kampfszenen wird durch die Musik mit der Subtilität eines vorbeifahrenden Güterzugs niedergewalzt. Das Schicksal der Figuren lässt den Zuschauer weitgehend kalt und als die ganze Chose dann nach 92 Minuten endlich vorbei ist, fragt man sich warum nicht genau dieser Murks dem Vergessen anheim gefallen und damit einer DVD-Veröffentlichung entgangen ist.
Vor fünf Jahren kürte ich Goliath und Herkules zum schlechtesten Sandalenfilm. Dabei gebührt diese zweifelhafte Ehre freilich nun vielmehr Samson, Befreier der Versklavten. Ich hoffe dass ich durch diesen Schundfilm davon geheilt bin, jemals wieder einen mir unbekannten Peplum-Streifen anzusehen.
Fazit: Samson befreit den Genre-erprobten Zuschauer leider erst nach über 90 Minuten von diesem skandalös schlappen und hingeschluderten Sandalen-Schnarchfest. 1 von 10 Punkten.
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Kurios: Chansonlegende Serge Gainsbourg (rechts) hat sich in diesen Film verlaufen
Marius Joa, 16.10.2015. Bilder und Verleihtext: 3L/e-m-s.
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