Schwerter des Königs: Dungeon Siege

Im Jahre 2007 erschienen vier Filme des berüchtigten deutschen Regisseurs Uwe Boll. Unter den drei Boll-Werken, die dabei auf das Kinopublikum losgelassen wurden, war auch Schwerter des Königs, eine freie Adaption des Videospiels Dungeon Siege. Marius Joa hat sich die aufwendige Produktion auf DVD angesehen und natürlich auch den Audiokommentar “reingezogen”.

Schwerter des Königs: Dungeon Siege (In The Name Of The King: A Dungeon Siege Tale)
Fantasyfilm Deutschland/Kanada/USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 122 Minuten (PAL-DVD). Deutscher Kinostart: 29. November 2007.
Mit: Jason Statham, Leelee Sobieski, John Rhys-Davies, Ron Perlman, Claire Forlani, Kristanna Loken, Matthew Lillard, Will Sanderson, Ray Liotta, Burt Reynolds, Brian White u.v.a. Regie: Dr. Uwe Boll. Drehbuch: Doug Taylor. Nominiert für fünf Goldene Himbeeren.

Uwe Bolls Herr der Ringe

Im Lande Ehb herrscht der alte König Konreid (Burt Reynolds). Doch sein hinterhältiger Neffe, der Herzog Fallow (Matthew Lillard), hat es auf den Thron abgesehen. Fallow hat heimlich einen Pakt mit dem größenwahnsinnigen Magier Gallian (Ray Liotta) geschlossen, um die Herrschaft übernehmen zu können. Dank böser Zauberei hat Gallian die eigentlich wilden Krugs in Soldaten verwandelt, die die recht wehrlosen Bewohner Ehbs angreifen und bisweilen zum Sklavendienst in die Verließe von Crystwind verschleppen. Auch der Bauernhof von Farmer (Jason Statham), einem kampferprobten aber einfachen Mann, wird von den bösen Horden angegriffen. Farmers Ehefrau Solana (Claire Forlani) wird verschleppt und sein Sohn getötet. Mit seinem väterlichen Freund Norick (Ron Perlman) und seinem Schwager Bastian (Will Sanderson) macht sich Farmer auf, um Solana zu befreien. Dabei kreuzen sie den Weg der königlichen Truppen. Konreids Hofmagier Merrick (John Rhys-Davies) weiß mehr über Farmer als er zugibt. Gallian zieht unterdessen die magische Schlinge um das geschundene Königreich immer fester zu. Die magische Kraft für seine magischen Tätigkeiten holt er sich unter anderem bei Merricks Tochter Muriella (Leelee Sobieski), die von den bösen Absichten erst gar nichts ahnt. Als sich Konreids Truppen sammeln, kommt es zur großen Schlacht mit den Krugs.

Uwe Boll, deutscher Independent-Regisseur mit Wahlheimat Kanada, hat sich bisher mit meist wenig berauschenden Videospiel-Verfilmungen einen Namen gemacht. Seine Fans schätzen die Geradlinigkeit seiner Werke, seine Kritiker halten ihn für den vielleicht schlechtesten Regisseur aller Zeiten. Kennzeichnend für Bolls Werk war bisher auch, dass die Filme mit geringem oder nur mittlerem Budget und sehr schnell abgedreht wurden. Vor allem Letzteres führte dazu, dass Dr. Boll seit 2005 acht Spielfilme (!) veröffentlichte. Besonders im Jahr 2007 ließ er es mit drei Kinofilmen und einer DVD-Premiere richtig krachen. Unter den 2007er Boll-Werken befindet sich Schwerter des Königs: Dungeon Siege, die Adaption des Videogames „Dungeon Siege“. Dieser Film ist einerseits ein bemerkenswert spezieller Film, aber dann auch gleichzeitig ein typisches Boll-Werk. Warum, das erfahren Sie gleich.

Als erstes muss man Dr. Boll zu Schwerter des Königs gratulieren. Man sieht hier wirklich, dass es sich um den mit Abstand aufwendigsten Film des Regisseurs handelt. Die ca. 60 Millionen Dollar Produktionskosten wurden an den richtigen Stellen investiert. Gelungene Effekte, große Schlachtszenen, tolle Locations, genreübliche Kostüme und Rüstungen, eine solide Kameraführung, ein bombastischer Filmscore und offensichtlich viel Liebe zum Detail. Und dann bietet die Besetzungsliste mit Jason Statham, John Rhys-Davies, Ray Liotta, Burt Reynolds, Ron Perlman und Kristanna Loken noch ein einmaliges Staraufgebot. Bolls Werk wäre ein richtig guter Fantasyfilm geworden. Sie lesen richtig: wäre. Wenn es da nicht ein paar, leider gravierende Punkte gebe, die den Film leider zum Verhängnis werden.

Der Untertitel der Kritik lässt es erahnen. Schwerter des Königs ist nicht nur auf den ersten Blick von der Fantasy-Trilogie Der Herr der Ringe inspiriert. Es handelt sich vielmehr um ein recht dreistes Plagiat. So gut wie jedes Story-Element findet man auch in der bekannten Filmtrilogie oder in Tolkiens Roman. Diesen harten Vorwurf muss sich das Drehbuch gefallen lassen. Beispiele gibt es leider zu viele. So erinnert das Dorf Stonebridge mit seinen Bewohnern fast eins zu eins an Rohan. Die Krugs haben nicht wenig Ähnlichkeit mit den Uruk-Hai. Dann wären dann noch ein Zauberer, der große Kriegsmaschinerie in seinen dunklen Verließen herstellt, eine ambitionierte Tochter mit Kampfesmut, ein dahinsiechender König sowie ein verschollener Thronerbe. Die nächtliche Schlacht gegen Ende des Films und die um Helms Klamm im Ring-Epos wirken fast identisch. Die Liste ist beliebig fortsetzbar.

Zum genannten dicken Minuspunkt kommt erschwerend hinzu, dass die Dialoge auch noch fast durchgehend abgedroschen oder platt sind. Und selbst erfahrene Schauspieler wie Ray Liotta oder Burt Reynolds wirken lustlos und spulen ihr Programm einfach herunter. Der „Überraschungseffekt“, genau eben Liotta und Reynolds gegen den Strich in einem Fantasyfilm zu besetzen, verpufft dabei. Traurig auch die Performance von Matthew Lillard, der sich als Herzog Fallow an einer schlechten Kopie von Johnny Depp alias Captain Jack Sparrow versucht, die angeblich lustig sein soll. Der einzige Darsteller, der wenigsten einen Hauch Charisma versprüht, ist John Rhys-Davies. Sie ahnen es, er spielte in Der Herr der Ringe mit.

Irgendwie tut es einem am Ende Leid, dass trotz des großen finanziellen und arbeitsmäßigen Aufwandes das Ergebnis am Ende nicht besser als die meisten anderen Boll-Filme ist. Generell wirkt der Film zwar aufwendig, aber in seiner Inszenierung zu beliebig. Egal ob jemand stirbt, eine große Schlacht geschlagen wird oder etwas Anderes (potenziell Spannendes/Bewegendes) passiert, beim Zuschauer hinterlässt es kaum Wirkung.

Es passt fast richtig ins Bild, dass der Film kürzlich bei der Goldene Himbeere 2009 mit fünf Nominierungen „bedacht“ wurde, darunter Dr. Boll selbst als schlechtester Regisseur (auch für Postal und Tunnel Rats), als schlechtester Film, für das schlechteste Drehbuch (Doug Taylor) sowie für Burt Reynolds und Leelee Sobieski jeweils als schlechteste Nebendarsteller. Gewonnen hat Boll übrigens schon, die Himbeere für sein „Career Achievement“ als „Germany’s Answer To Ed Wood“. Und Chancen hat er zudem mit seiner Nominierung in der Kategorie „worst screen couple, gemeinsam mit irgendeinem Schauspieler, Kamera oder Drehbuch sowie als schlechtester Nebendarsteller in Postal, wo Uwe sich selbst spielt.

Fazit: Uwe Bolls aufwendigster Film bisher ist technisch gelungen, aber ein dreister Abklatsch von Herr der Ringe. 3 von 10 Punkten.


Der böse Zauberer Gallian.

Der gute Zauberer Merrick.

König Konreid.

Farmers Frau Solana wird verschleppt.

Farmer kämpft in der Schlacht.

DVD-Features (Single Edition)

Sprachen: Deutsch, Englisch (jeweils Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial
Audiokommentar von Regisseur Dr. Uwe Boll (Deutsch und Englisch)
Trailershow

Zum Audiokommentar

Man kann ja vieles über Uwe Boll und vor allem seine „legendären“ Audiokommentare sagen. Das Pauschalurteil, dass sie dummdreist seien, kann man so aber nicht stehen lassen. Neben ein paar unfreiwillig komischen Stellen, bietet der Kommentar zu Schwerter des Königs viele informative Hintergründe zur Entstehung des Films, zu den einzelnen Schauspielern und auch zum schwierigen Verleih-System in Hollywood.

Regisseur und Co-Produzent Uwe Boll gestaltet den Audiokommentar eigentlich wie seine prominenteren Kollegen auch. Dass er sich nebenbei Kaffee und Kuchen gönnt, mal kurz mit seinen Hunden rausgeht oder ein geschäftliches Handy-Gespräch führt, gehört eher zu seinen Eigenheiten. Und es gibt dem Zuhörer zu verstehen, dass Dr. Boll ein sehr beschäftigter Geschäftsmann und Filmemacher ist. Ein Audiokommentar ist für ihn wohl eine Sache, die man mal eben zwischendurch macht. Aber genug des Vorgeplänkels. Steigen wir mitten hinein, in die Welt des Uwe B.

Zu Beginn erzählt Boll von der frühen Entstehung des Films. Dies sei eindeutig sein größter, aufwendigster und teuerster Film bisher und vermutlich der aufwendigste, den er jemals drehen werde, so Boll. Außerdem seien die Dreharbeiten mit dreieinhalb Monaten die längsten für Boll gewesen. Dies unterstreicht einmal mehr die schnelle Arbeitsweise des deutschen Regisseurs, ist es doch für einen Blockbuster nicht selten, wenn die Drehzeit sechs Monate oder länger beträgt.

Die Verfilmungsrechte für das Game „Dungeon Siege“ wurden gekauft und anschließend mehrere Drehbuchautoren in Los Angeles mit dem Entwerfen einer Story und dem Verfassen des Drehbuchs beauftragt. Boll begründet dies damit, dass trotz „großer Charakterbibeln“ das Spiel storytechnisch kaum etwas hergibt. Lediglich die Ausgangssituation mit dem Überfall der Krugs (deren Existenz Boll übrigens mit „so etwas wie Orks“ erklärt) konnte man übernehmen. Doch obwohl die Autoren 240 Seiten Skript ablieferten, wurden sie im Anschluss gefeuert, weil das Drehbuch zu sehr Ähnlichkeit mir Der Herr der Ringe hatte. Wenn man den Film gesehen und die vielen aus Herr der Ringe geklauten Ideen bemerkt hat, so sitzt man spätestens bei dieser Aussage lachend oder auch weinend in der Ecke. Das Drehbuch in seiner Endfassung von 180 Seiten schrieb schließlich der kanadische Autor Doug Taylor, wobei er die Story zu 80 bis 90 Prozent umschrieb.

Außerdem erklärt Boll, dass der Rohschnitt von Schwerter des Königs ursprünglich ca. drei Stunden und 15 Minuten lang sei. Boll wollte diesen auch in die Kinos bringen, entschied sich aber dann für eine gut zwei Stunden lange Kinoversion. Die lange Version soll irgendwann als Extended Edition auf DVD veröffentlicht werden, was übrigens bisher nicht geschehen ist.

Im Folgenden berichtet Dr. Boll, wie es zur Verpflichtung der diversen Schauspieler kam. Eigentlich wollte Boll, dass Kevin Costner (Der mit dem Wolf tanzt, Robin Hood: König der Diebe) die Hauptrolle spielt. Costners Agentin war vom Drehbuch auch sehr begeistert, doch Costner selbst gab Boll zu verstehen, dass er „solche Filme“ nicht mehr machen möchte. Stattdessen schickte Costner das Drehbuch zu Mr. Brooks (2007) an Boll und bot ihm die Regie an. Doch Boll lehnte die Chance ab, einen Film mit Kevin Costner zu machen. Stattdessen suchte er nach einem anderen Hauptdarsteller für seinen Film.

Bei Jason Statham (The Transporter 1-3, Crank) wurde er schließlich fündig. Statham hatte zwar Bedenken, weil er ein „temporary action hero“ sei, aber Boll konnte den britischen Ex-Turmspringer überreden. Wie kommt es eigentlich, dass Boll trotz seiner bisherigen Anzahl an Flops im Kino immer wieder namhafte Darsteller gewinnen kann? Im Falle von Schwerter des Königs erklärt sich dies damit, dass bei einer großen Schauspieler-Agentur das Drehbuch so gut ankam und so einige große Namen verpflichtet werden konnten. Ray Liotta habe z. B. gerade mit Statham einen Film für Guy Ritchie gedreht und sei so zum Boll-Werk gekommen. John Rhys-Davies habe ein Faible für Fantasyfilme und sei eigentlich für jede Produktion dieser Art zu haben. Die Überraschungsbesetzung bei diesem Film ist aber sicherlich Burt Reynolds. Der mittlerweile 70jährige Amerikaner bewarb sich, weil er auf seine alten Tage endlich mal in einem Fantasyfilm mitspielen wollte. Als Randnotiz sei angemerkt, dass dies der einzige Film von Burt Reynolds ist, in dem seine Figur stirbt. Insgesamt lobt Boll seine Schauspieler übrigens und merkt an, dass besonders Kristanna Loken und Leelee Sobieski von ihrem Aussehen her besonders für Fantasy geeignet seien.

Nachdem er viele ausufernde Details zur Produktion beigesteuert hat, holt sich Dr. Boll die junge Jessica de Rooij ins Boot. De Rooij hat neben Henning Lohner die Filmmusik zu Schwerter des Königs komponiert, aber auch vorher und nachher Bolls Filme musikalisch ergänzt. Boll fragt sie über ihren Werdegang aus und wie sie so an die Komposition und Aufnahme eines Filmscores herangehe. Jessica erzählt munter von ihrer Arbeit und kommentiert hierbei auch einige Szenen im Film. Immer wieder wird betont, dass die Postproduktion sich über eineinhalb Jahre zog. Jessica de Rooij benötigte sechs Monate, um den Score zu komponieren und mit Orchester auf zu nehmen. Nachdem die Komponistin den Kommentar verlassen hat, wird sie von Boll nochmals gelobt, hat sie doch in gut einem Jahr Musik für ein halbes Dutzend Filme komponiert.

Als Boll wieder alleine mit seinen Hunden, Kaffee, Kuchen und dem Mikrofon ist, spricht er über die Gründe, warum sich die Postproduktion seines Films so hinzog. Zum einen lieferten einige der Computerfirmen, die mit der Erstellung der CGI-Effekte beauftragt worden waren, nur mangelhafte Ware ab und so mussten diese von anderen Unternehmen gestemmt werden. Da Schwerter des Königs mit seinem 60 Millionen-Budget im Vergleich zu 150 Millionen Dollar-Produktionen vergleichsweise klein war, wurden die Effekte immer neben denen von großen Hollywood-Blockbustern gefertigt.

Gegen Ende erklärt uns Dr. Uwe Boll, warum Independent-Filme in Hollywood kaum eine Chance haben. Einen kleinen Kinofilm mit vielen Kopien in die amerikanischen Kinos zu bringen, sei ohne Unterstützung eines großen Hollywoodstudios nicht möglich. Gelegentlich würden die großen Studios einen Independent-Film pushen und groß in den Lichtspielhäusern vermarkten. Ansonsten habe man mit einem kleinen Film in den US-Kinos keine Aussicht auf Erfolg. Boll rechnet vor, dass Schwerter des Königs wenigstens 30 Millionen Dollar einspielen müsste, um gemeinsam mit den Verkaufserlösen der DVD die Produktionskosten wieder reinholen zu können. Der Audiokommentar ist wohl vor der Veröffentlichung des Films im Kino produziert worden, denn „leider“ wurden weltweit nur gut 11 Millionen Dollar eingespielt.

Wie gewohnt zieht Boll auch über andere Filme her, doch genau die Filme, die er kritisiert, haben es wohl verdient. Boll kritisiert vor allem, dass viele Blockbuster aus Hollywood nur noch über Massenproduktion laufen. Bei einem Budget von zumeist 150 Millionen Dollar sei der Erfolgsdruck, den Film fertig zu kriegen, dass oft Story und Drehbuch völlig daneben gingen. Als Beispiel nennt Boll hier den Film Ultraviolet (2006). Dass allerdings die Sache mit der Massenproduktion und den schwachen Drehbüchern auch vielfach auf seine Filme zutrifft, ist Uwe Boll wohl noch nicht aufgefallen. Egal.

Fazit: Danke für diesen sehr informativen und mitunter sehr lustigen Audiokommentar.

Marius Joa, 8. Februar 2009. Bilder: Brightlight Pictures, Splendid Entertainment, Boll KG.

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