Seit dem finanziellen Totalflop seiner aufwändigen Videospielverfilmung Schwerter des Königs dreht der umstrittene Regisseur Uwe Boll nur noch mit geringeren Budgets. So auch das Sequel Schwerter des Königs 2: Zwei Welten.
Schwerter des Königs 2: Zwei Welten (In The Name Of The King 2: Two Worlds)
Fantasy-Abenteuer Kanada/Deutschland 2011. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 92 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Dolph Lundgren, Natassia Malthe, Lochlyn Munro, Aleks Paunovic u.a. Regie: Dr. Uwe Boll.
Teure LARP-Session in Kanada
Der ehemalige Elitesoldat Granger (Dolph Lundgren) verdingt sich mittlerweile als Selbstverteidigungs-Trainer für Kids. Plötzlich wird er in seinem Haus von vermummten Gestalten überfallen. Die Zauberin Eliana (Natalia Guslistaya) eilt ihm zu Hilfe und befördert Granger durch ein Zeitportal in eine mittelalterliche Welt. Dort angekommen wird Granger vor den König (Lochlyn Munro) geführt. Als Auserwählter soll der Ex-Soldat das Land vor der schwarzen Magie der „Dunklen Mutter“ (Christina Jastzremsbka) erretten. Gemeinsam mit einer kleinen Truppe um Heilerin Manhatten (Natassia Malthe) und Krieger Allard (Aleks Paunovic) begibt sich Granger auf die gefährliche Queste und macht eine überraschende Entdeckung…
Uwe Boll, in Kanada lebender deutscher Regisseur, Produzent und Drehbuchautor, ist ein Phänomen. Obwohl seine Filme regelmäßig floppen sowie von Filmkritikern und Filmfans verrissen oder belächelt werden, dreht der promovierte Germanist weiterhin einen Streifen nach dem anderen. In den Jahren 2009 bis 2011 führte Dr. Boll bei neun Filmen Regie, darunter die von der Kritik aufgrund ihrer ernsten Themen etwas besser aufgenommenen Rampage und Darfur sowie die Boxer-Biografie Max Schmeling. Doch abseits der Zuwendung zu zeitgeschichtlichen Stoffen kurbelt Boll auch immer wieder unzählige Fortsetzungen zu seinen weitgehend misslungenen Videospiel-Adaptionen herunter. Nach Alone In The Dark kam Alone In The Dark 2 (bei welchem Boll nur als Produzent fungierte), nach BloodRayne folgten BloodRayne II: Deliverance und BloodRayne: The Third Reich. Daher erschien es auf eine merkwürdige Art logisch, dass auch sein teuerster Film Schwerter des Königs: Dungeon Siege ein Sequel erhalten sollte.
Schwerter des Königs, die Adaption des Computerspiels „Dungeon Siege“, ist mit einem Budget von 60 Millionen Dollar bis heute Bolls teuerster und aufwändigster Film. Was die Produktionsqualität angeht, ist der Streifen durchaus gelungen. Doch inhaltlich und optisch entpuppt sich Schwerter des Königs als dreister Abklatsch der Herr der Ringe-Filmtrilogie. Den finanziellen Misserfolg des Films nahm Boll zum Anlass, künftig weniger teure Produktionen zu stemmen.
Im Dezember 2010 fanden in drei intensiven Wochen die Dreharbeiten zur billigeren Fortsetzung in der Nähe von Vancouver statt. Teil zwei kostete mit viereinhalb Millionen nicht einmal ein Zehntel des Vorgängers. Da muss man natürlich Abstriche machen. Als erstes fällt einem die Kameraführung negativ auf. Ständig wackelt es gewaltig, auch oder vor allem in ruhigen Szenen. Hinzu kommt, dass die ohnehin wenig spannenden Kämpfe sehr unübersichtlich geschnitten sind und daher sehr abgehackt wirken.
Quasi minimalistisch ist auch die Handlung des Streifens. Weitgehend flache Stereotypen anstelle von Charakteren sowie beliebige und alberne Wendungen, also wenig Unterhaltsames. Da ist dann sogar der nicht unbedingt vorhersehbare Plottwist noch das Beste, was dem Zuschauer hier widerfährt.
Für die Hauptrolle konnte Meister Boll den altbekannten schwedischen Actionstar Dolph Lundgren (Masters Of The Universe, Universal Soldier) gewinnen. Lundgrens Figur Granger landet völlig unerwartet in einer anderen Welt, doch dies scheint ihn wenig zu kümmern. Diese Nonchalance sorgt streckenweise für ein Fünkchen Humor, mehr aber nicht. Daneben agiert u.a. Natassia Malthe (BloodRayne II, BloodRayne III) als unbeholfene Heilerin, die von Granger ständig nur „Doc“ genannt wird.
Zwischenzeitlich wirkt das Sequel wie eine teure LARP-Session im Wald. Beim Finale haben sich Regisseur und Team scheinbar von einer gängigen Unsitte der Mockbuster aus dem Hause The Asylum inspirieren lassen. Ein schlecht animierter Dinosaurier Drache tritt auf.
Fazit: Wie nicht anders erwartet ist Schwerter des Königs 2 ein lieblos runter gekurbelter Fantasyfilm, der besonders durch eine lahme Story und die ständig wackelnde Kamera auffällt. 2 von 10 Punkten.
DVD-Features
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial
Audiokommentar mit Regisseur Uwe Boll (Deutsch und Englisch)
Behind The Scenes
From Page To Screen (Das Drehbuch)
Viel interessanter als der Film ist wieder einmal Uwe Bolls Audiokommentar. Zu Beginn erzählt er von den Schwierigkeiten und Besonderheiten beim Drehen mit einer digitalen Kamera. Anschließend erörtert er die Unterschiede sowie Vor- und Nachteile von herkömmlichem 35 mm-Material und digitalen Aufnahmen. Hier kommt der Doktor zum Schluss, dass er lieber weiterhin mit 35 mm drehen werde und Schwerter des Königs 2 folglich sein einziger digital gedrehter Film bleiben wird. Um Kosten zu sparen wurden die Kostüme übrigens für nur 15.000 Dollar von Ridley Scotts 2010 erschienenem Historienfilm Robin Hood ausgeliehen. Schwerter des Königs 2 gibt es übrigens auch als BluRay in einer (freilich konvertierten) 3D-Fassung!
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