Sideways

Komödie/Drama, USA 2004. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 127 Minuten.
Mit: Paul Giamatti, Thomas Haden Church, Virginia Madsen, Sandra Oh, Marielouise Burke u.v.a.
Regie: Alexander Payne.

Handlung:
Miles (Paul Giamatti), ein Englischlehrer am College und begeisterter Weinconoisseur, schreibt seit langem an einem Buch. Nachdem die Verlage es lange Zeit nur herumgereicht hatten, hat sich endlich ein Verleger gefunden, der sich das Buch näher ansehen will.
Jack (Thomas Haden Church), ein Mittelklasseschauspieler, hat noch eine Woche bis zur Hochzeit mit seiner hübschen armenischen Braut. Er ist jedoch fest entschlossen, vorher nochmal gründlich die Sau rauszulassen und eine Frau flachzulegen Zu dieser Gelegenheit soll ihm der einwöchige Junggesellenabschied verhelfen, den sein vor zwei Jahren geschiedener Freund Miles für sie beide organisiert hat.
Am Zielort im Santa-Inez-Valley in Kalifornien angekommen, treffen die beiden Maya (Virginia Madsen), eine Bekannte Miles‘ von dessen früheren Besuchen und auf einer der von Miles geplanten Touren Stefanie (Sandra Oh), eine Bekannte von Maya. Der draufgängerische Jack ist von der attraktiven Stefanie so sehr angetan, daß er Miles‘ gesamte Pläne, nämlich Degustationstouren durch verschiedene Weingebiete, über den Haufen wirft und stattdessen die Organisation der zukünftigenden Abende der verbleibenden Woche übernimmt. Dabei geht es hauptsächlich um Unternehmungen zusammen mit Miles und beiden Frauen, denn er hat herausgefunden, daß Maya, für die der zurückhaltende Miles sehr schwärmt, nicht mehr verheiratet ist. Bereits von Anfang an entpuppt sich „Sideways“ so als gemütliches, lustiges, spannendes aber auch nachdenklich stimmendes Roadmovie über Sonne, Wein, Männerfreundschaften und Seitensprünge. Denn bis die beiden Freunde wieder bei Jack vor der Haustüre stehen, passiert neben ein bißchen Selbstfindung noch so allerhand.

Kommentar:
Zu erwähnen sind auf jeden Fall die durchweg sehr guten Leistungen der Schauspieler. Church und Giamatti verstehen es hervorragend, die Charaktere des introvertierten, schwärmerischen Miles und des eher oberflächlichen Jack darzustellen. Daß sie beide keine Engel sind, wird klar, als man sieht, wie Miles seiner Mutter heimlich Geld entwendet und als man von Jacks Vorhaben erfährt. Zudem werden die beiden auch vor dem gefürchteten Lagerkoller nicht verschont, sondern gehen sich schon hin und wieder auf die Nerven, ohne jedoch dadurch ihre Freundschaft zu beeinträchtigen. Die Charaktere wirken dadurch umso menschlicher. Auch Miles‘ fast schon träumerische Weinverkostungen sind, auch wenn ihm der Wein überhaupt nicht zusagt, beinahe schon lyrisch, womit der Film ein wesentliches Element der Buchvorlage aufgreift. Auch die ebenfalls vom Wein begeisterte Maya und die lebenslustige Stefanie sind sehr gut besetzt und spielen ihre Rollen mit sehr viel Profil und Nähe zum jeweiligen Charakter.
Sideways ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Rex Rickett. Diesem ging es mit dem Buch anfangs ähnlich wie Miles: Erst der 15. Verleger nahm sich des Machwerks an und brachte es heraus. Der Regisseur Alexander Payne hat dieses kleine Juwel durchweg stimmig in Szene gesetzt und mit Recht auch einen Oscar dafür bekommen: Der Film beginnt gemütlich und erfährt Höhen und Tiefen der vier Charaktere bei ihren gemeinsamen Fahrten und Unternehmungen. Bei vielen Gags muß der Zuschauer hier oft zweimal hinhören, da Sideways nicht auf bloße Brüllersprüche, sondern fast vollständig auf nicht zu dicht verteilte Situationskomik und leise Lacher setzt. Die vom sehr gut zusammengestellten Soundtrack, der mal auf groovigeren, mal auf etwas fetzigeren Jazz gestimmt ist, untermalte Geschichte setzt zur Beschreibung der ersten Tour der beiden Freunde auch schonmal auf mehrere über- und nebeneinander angeordnete Bilder, die dem Zuschauer die Schönheit der Flora und Fauna im Santa-Inez-Valley zeigen – so etwas gibt es selten! Nach vielen lustigen, aber auch bewegenden Ereignissen läuft Sideways schließlich in ein herbstlich-friedliches und doch fast offenes, akustisch wundervoll untermaltes Ende aus. Was bleibt, ist die gemütlich-jazzige Musik im Abspann, die den süßlich-edlen (und eine Spur herben) Nachgeschmack des Films noch einmal voll zur Geltung bringt.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Gastkritik von: mouve, Juni 2006

Für den Inhalt ist allein der Autor verantwortlich. Bei Fragen wenden Sie sich bitte über das Feedback-Formular an die Redaktion.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner