Nach Once (2007) und Can A Song Save Your Life (2013) drehte John Carney seinen dritten Musikfilm. In Sing Street versucht ein irischer Teenager das Herz eines unerreichbaren Mädchens zu gewinnen, indem er eine Band gründet.
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Sing Street
Musikfilm Irland, UK, USA 2016. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 106 Minuten. Kinostart: 26. Mai 2016.
Mit: Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Jack Reynor, Mark McKenna, Ben Carolan, Conor Hamilton, Percy Chamburuka, Karl
Rice, Ian Kenny, Aidan Gillen, Maria Doyle Kennedy, Don Wycherly u.a. Drehbuch und Regie: John Carney.
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Eighties in Éire
Dublin, 1985. Der 15jährige Conor Lawlor (Feerdia Walsh-Peelo) hat es wahrlich nicht leicht. Nicht nur die Ehe seiner Eltern Penny (Maria Doyle Kennedy) und Robert (Aidan Gillen) steht unter keinem guten Stern. Auch bei den Finanzen der Familie, die durch Conors Bruder, den Studienabbrecher Brendan (Jack Reynor), und Schwester Ann (Kelly Thornton) komplettiert wird, sieht es schlecht aus. Daher muss Conor von der teuren Jesuiten-Privatschule auf die Synge Street Christian Brothers School, einer von Mönchen geführten, staatlichen Bildungseinrichtung, wechseln, wo er nicht nur Probleme mit den strengen Kleidervorschriften hat sondern auch mobbende Mitschülern wie den Schläger Barry (Ian Kenny) erdulden muss. Als Conor die geheimnisvolle Raphina (Lucy Boynton) erblickt, ist es um ihn geschehen. Um Raphina zu beeindrucken, die laut eigener Aussage Model ist, bietet er ihr an, im Musikvideo seiner Band mitzuspielen. Dumm nur, dass es diese Band nicht gibt. Doch dank Organisationstalent Darren (Ben Carolan) gelingt es schon bald, ein paar talentierte Musiker unter den Mitschülern zusammenzutrommeln. Conor und der Multi-Instrumentalist Eamonn (Mark McKenna) tüfteln kurze Zeit später an ersten Songs…
Trotz greller Mode und viel Glitzer war in den 1980ern bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein. Der 1972 geborene Regisseur und Musiker John Carney (von 1991 bis 1993 Bassist bei The Frames) verarbeitete eigene Jugenderinnerungen in Dublin aus diesem Jahrzehnt zu Sing Street, seinem siebten Spiel- und dritten Musikfilm.
Die gravierenden Probleme wie Rezession, Arbeitslosigkeit, häusliche und schulische Gewalt, sowie die Perspektivlosigkeit der jungen Leute vor Ort sind allgegenwärtig. Und doch gelingt es Conor und seinen Mitstreitern, diesen durch ihre Musik zu entfliehen. Sing Street gerät vor allem deshalb nicht zum tristen Sozialdrama, weil es viel Freude bereitet, der jungen Band bei ihren ersten musikalischen Gehversuchen, sei es das Komponieren von eigenen Songs (was natürlich in der Realität nicht so leicht fallen würde), dem Finden des eigenen Stils und (in den 1980ern besonders wichtig) den Dreharbeiten zu ihren Musikvideos, zu beobachten. Die von Regisseur Carney mitgeschriebenen Stücke spiegeln perfekt die Musik der zeitgenössischen Bands wie Duran Duran, The Cure oder Spandau Ballet (deren Songs auch im Film vorkommen) wider und sind eingängig ohne jedoch ausgelutscht zu wirken. Bei den ganzen Achtziger-Reminiszenzen darf natürlich eine kleine Hommage an einen der bekanntesten Kinoerfolge von 1985 nicht fehlen.
Der von Jack Reynor (What Richard Did, Macbeth von 2015) verkörperte Studienabbrecher Brendan, der seine Zeit überwiegend mit Kiffen und Saufen totschlägt, teilt mit seinem jüngeren Bruder Conor seine etwas größere Lebenserfahrung und gibt ihm wichtige Ratschläge mit auf den Weg, wie “Rock and Roll is a risk.”. Wenn man seinen Traum leben will, muss man etwas riskieren. Diese einfache Botschaft passt zum etwas verklärt-idealisierten Ton des Films. Eine eigentlich klassische Coming-Of-Age-Story mit entwaffnendem Charme, Schulterpolstern, Make Up, viel Haarspray und der Musik einer Generation, die zu keiner Zeit abgedroschen wirkt.
Seit dem 6. Oktober 2016 ist Sing Street auf BluRay und DVD erhältlich.
Fazit: John Carneys neuester Film ist eine gut dosierte, liebenswerte Mischung aus irischer Lebenswirklichkeit und einem 1980er Jahre Rock’n’Roll-Märchen. 8 von 10 Punkten.
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Raphina ist im Bilde
Brendan gibt seinem Bruder Tipps
Beim Proben
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