Als es noch keine „Mockbuster“ gab, kamen die Billigkopien erfolgreicher Blockbuster meist aus Italien. So auch Star Crash, der ohne einen gewissen Film aus dem Jahre 1977 sicher nicht das Licht der Kinowelt erblickt hätte.
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Star Crash – Sterne im Duell (Scontri stellari oltre la terza dimensione)
Science-Fiction-Abenteuer Italien/USA 1978. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 92 Minuten. Kinostart: 21. Dezember 1978.
Mit: Caroline Munro, Marjoe Gortner, Judd Hamilton, David Hasselhoff, Christopher Plummer, Joe Spinell, Robert Tessier u.a. Regie: Luigi Cozzi alias Lewis Coates. Drehbuch: Luigi Cozzi alias Lewis Coates und Nat Wachsberger.
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Der Weltraum, unendliche Christbaumkugeln
Pilotin Barbarella Stella Star (Caroline Munro) und ihr Komplize Obi Wan Kenobi Skywalker Akton (Marjoe Gortner) sind die besten Schmuggler der Galaxie. Thor (Robert Tessier) und Roboter C3PO Elle (Judd Hamilton) von der Weltraumpolizei gelingt es jedoch, die beiden Gesetzlosen zu verhaften. Doch kaum im Gefängnis angekommen erwartet Stella und Aktion die Begnadigung verbunden mit einer hochoffiziellen Mission von höchster Stelle. Der Emperor der Galaxis (Christopher Plummer) beauftragt das dynamische Duo, die tödliche Waffe des Oberfieslings Ming Count Zarth Arn (Joe Spinell) zu finden, um so das Universum vor dem Untergang zu bewahren…
Stella Star in den Fängen der Amazonen
Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, in einer gar nicht allzu weit entfernten Billigfilmgalaxis. Die Filmschaffenden um den jungen Luigi hörten von einem großen Science-Fiction-Film namens Krieg der Sterne und dachten sich: das können wir auch. Konnten sie irgendwie auch, nur halt viel billiger und galaktisch schlecht. Ja, liebe Kinder. Früher wurde die Produktion billiger Kopien erfolgreicher Genre-Blockbuster noch im Land von Pasta und Pizza durchgenudelt. Da gab es noch nicht The Asylum, die für kaum mehr als hunderttausend Öcken irgendeinen Mockbuster raushauen. Nach den Sandalenfilmen als Antwort auf die Hollywood-Monumentalepen wie Ben Hur ließ man es sich auf dem Apennin in den späten 1970ern und frühen 1980ern nicht entgehen, vor allem George Lucas‘ großer Space Opera nachzueifern. Das erste Resultat dieser schnellen Nummer: Star Crash – Sterne im Duell, in den Sand ins Szene gesetzt von Luigi Cozzi unter seinem völlig andersartigen Anglo-Pseudonym Lewis Coates, dem Ed Wood unter dem Pantoffel Stiefel.
Die Story ist so infantil und voller Logiklöcher als hätte ein Grundschüler seine Begeisterung für „Star Wars“ in ein Drehbuchfragment niedergekrakelt. Einfach ein paar schlecht zusammengeklaute Versatzstücke aus dem Original-Sternenkrieg in eine Aneinanderreihung von Szenen mit rein idiotischer Funktion zum Selbstzweck verwursten. Das Resultat ist über weite Strecken eher langweilig. Wenn nicht der dritte Drehbuchautor, nennen wir ihn einfach mal „Komiko Non-Intenzio“, seine Stärken ausspielt und wir hirnlosen Technobabbel hören dürfen, z.B. von Stella als sie meint, man bräuchten anstelle der an sich notwendigen drei Monate für den Raumflug mit „Hyperspace“-Geschwindigkeit nur noch drei Minuten zum Zielplaneten. „Beschleunigen!“, würde Captain Picard an dieser Stelle sagen.
Mit einem halbwegs ordentlichen Skript hätte Star Crash trotz der billigen Produktionsweise durchaus das Zeug zum mittelmäßgen, aber unterhaltsamen Scifi-Retro-Trip fürs Sonntagnachmittagsprogramm. Die Mittel für visuelle Effekte waren kärglich und so verwendete die Filmcrew alles was sie irgendwie in die Finger bekam. Lava-Lampen als rotes Weltraum-Blubber-Monster, Christbaumkugeln als Sterne im Weltall, hölzerne Modelle und natürlich die damals in italienischen B-Movies obligatorischen Stop-Motion-Tricks. Der Altmeister auf diesem Gebiet, Ray Harryhausen, hätte sich vermutlich im Grabe umgedreht, nur war er 1978 noch quicklebendig und sicherlich not amused darüber, dass entsprechende Szenen dreist 1:1 aus Jason und die Argonauten, der 1963 in Sachen Stop Motion Maßstäbe setzte, übernommen wurden. Wobei man zugeben muss, dass die „Roboter-Skelette“ im Zweikampf durchaus eine gute Figur machen. Dazu noch die drei Disco-Toneffekte, welche die Käse-Orgel eben damals hergab, sowie ein paar vergleichsweise verschwenderische Plastiksets, fertig ist die Mutter aller Weltraumabenteuer-Klonfilme.
Stella, Roboter Elle und Akton
Star Crash wäre kein Kandidat für den schlechtesten Film aller Zeiten, wenn sich die Schauspieler nicht so durch Nonchalance bzw. amateurhaftes Verhalten auszeichnen würden. Immer wenn der ultrafeministischen, völlig selbstständigen Protagonistin (die übrigens aus JEDER Gefahr von einem der Männer an ihrer Seite gerettet werden muss) ein Geistesblitz kommt, so tut sie diesen mit besonders dämlichen Grimassen in die Kamera tröten. Wobei ihr die männlichen Zuschauer nicht unbedingt auf die Augen schauen. An ihrer Seite kämpft Akton, eine Mischung aus Aragorn, Gandalf, Obi Wan Kenobi, Luke Skywalker, Han Solo und dem Fell von Chewbacca. Akton (Sektenguru Marjoe Goertner in seiner Paraderolle) ist übermächtig und kann alles, daher fragt man sich warum man ihn nicht allein gegen den Bösewicht schickt. Trotz seiner unbegrenzten Fähigkeiten gibt der Strahlemann kurz vor dem Showdown noch schnell die Locken, pardon, Löffel ab. Höchstwahrscheinlich damit David Hasselhoff, der sich schon in jüngsten Jahren für keinen Blödsinn zu schade war, als Prinz Dauerwelle II (Sohn des Emperors) in die Bresche springen kann und nebenbei noch das Mädchen abkriegt. Der galaktische Imperator (hier auf der hellen Seite der „Macht“) wird übrigens von niemand Geringerem als dem späteren Oscar-Preisträger Christopher Plummer verkörpert, der sich von den Produzenten eventuell nicht ganz unfreiwillig für zwei, drei Tage aus dem Urlaub wegholen ließ, nur um mal kurz die Rolle runter zu spulen. Eine Goldene Himbeere auf Lebenszeit hat sich Joe Spinell für sein grenzenloses Over-Acting als finsterer, an Realitätsverlust leidender Oberschurke Count Zarth Arn (gibt’s eigentlich einen plumperen Namen für einen Superbösen?). Am besten zieht sich noch Judd Hamilton als überraschend aktionsfreudige C3PO-Kopie im Taucheranzug namens Elle, aus der Affäre, schlicht und ergreifend weil man sein Gesicht nicht sieht.
Immerhin ist nach ca. 90 Minuten dieser behämmerte, spatiale Italo-Qark vorbei und man kann ihn von seiner „Gurkenfilme to watch“-Liste streichen. Allerdings frage ich mich, ob es mir nicht zu denken geben sollte, dass ich mir wünsche, Lewis-Luigi Coates-Cozzi (68) würde auf seine alten Tage eine Billig-Version von Star Wars: Episode VII drehen.
Nachdem der „Star Crash“-Hype auch in der hintersten Grotte abgeflaut war, fanden die Ed Woods Südeuropas durch die Conan-Filme mit Schwarnold Arzenegger ein neues epigones Betätigungsfeld: Die Billig-Barbaren-Fantasy. Im Dunstkreis dieser Bewegung kreierte Maestro Cozzi auch seine unerreichten Karriere-Highlights, die Filme Herkules (1983) und Die Abenteuer des Herkules (1985), jeweils mit Lou „Der unglaubliche Hulk“ Ferrigno in der Hauptrolle.
Fazit: Hätten Ed Wood und Jar Jar Binks (und nicht George Lucas) Krieg der Sterne gedreht, so wäre wohl so etwas wie Star Crash herausgekommen. Konsum von alkoholischen Getränken vor oder während des Films wird dringend empfohlen. 2 von 10 Punkten.
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Der Bösewicht ist heute wirklich bester Stimmung
Ich sehe Sterne!
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