Einen Fantasyfilm der etwas anderen Art liefert Regisseur David Lowery mit The Green Knight, einer Neuverfilmung des mittelenglischen Heldengedichts um Gawain (gespielt von Dev Patel) und den geheimnisvollen Grünen Ritter.
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The Green Knight
Fantasyfilm USA, Irland, Kanada 2021. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 130 Minuten. Kinostart: 29. Juli 2021.
Mit: Dev Patel, Alicia Vikander, Sarita Choudhury, Sean Harris, Kate Dickie, Joel Edgerton, Ralph Ineson, Barry Keoghan u.v.a. Nach Sir Gawain and the Green Knight. Drehbuch und Regie: David Lowery.
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Rätselhafte Queste
Gawain (Dev Patel) ist der Neffe von König Artus (Sean Harris), trotzdem aber noch kein Ritter. Am Weihnachtstag wird das Festmahl bei Hofe, an welchem auch Königin Guinevere (Kate Dickie) und die edle Ritterschaft teilnimmt, vom angsteinflößenden Grünen Ritter (Ralph Ineson) unterbrochen. Dieser fordert einen der Anwesenden zu einem „Spiel“ heraus. Der Herausforderer darf einen Schlag gegen den Grünen Ritter führen, muss aber genau ein Jahr später den gleichen Hieb gegen sich selbst hinnehmen. Gawain sieht seine Chance sich endlich zu beweisen und tritt dem ungebetenen Gast gegenüber. Mit einem einzigen Schlag köpft er den Grünen Ritter. Doch dieser hebt seinen Kopf wieder auf, erinnert Gawain an die Abmachung und reitet lachend von dannen. Nachdem fast ein Jahr vergangen ist nimmt Gawain Abschied von seiner Geliebten Essel (Alicia Vikander) und seiner Mutter, einer Hexe (Sarita Choudhury), und macht sich auf den Weg zur Grünen Kapelle, wo der Grüne Ritter auf ihn wartet. Unterwegs erlebt der junge Mann absonderliche Begegnungen…
Verfilmungen der Artussage, die wirklich gelungen sind, gibt es weder für Kino noch fürs Fernsehen wirklich zahlreiche. Mal gestalten sich diese dröge und mittelmäßig (Die Nebel von Avalon [2001]; Cursed – Die Auserwählte [2020]) unausgegoren (King Arthur [2004]), lieblos heruntergespult (King Arthur: Legend of the Sword [2017]) oder dreist zusammengeklaut und unfreiwillig komisch (Die letzte Legion [2007]). Und so bleibt neben der herrlich absurden und kultigen Monty-Python-Satire Die Ritter der Kokusnuss (1975) dann eigentlich nur John Boormans Fantasyepos Excalibur (1981). Doch vierzig Jahre später hat David Lowery (Ain’t Them Bodies Saints, Elliot der Drache, A Ghost Story) mit The Green Knight einen neuen herausragenden Beitrag zur Adaption der zahlreichen Sagen um König Artus und seine Ritter geschaffen.
Der Film basiert auf Sir Gawain and the Green Knight (zu deutsch: Sir Gawain und der grüne Ritter), einer mittelenglischen Ritterromanze, welche von einem unbekannten Autor um 1400 niedergeschrieben wurde. Im Kern der Handlung um Gawain, einem Ritter vom Hofe Artus‘, der sich auf eine Reise begibt, um seine Schuld beim Grünen Ritter zu gleichen, stehen ritterliche Tugenden. Lowery übernimmt einige der wichtigen Stationen, liefert gleichzeitig aber eine Neuinterpretation des Stoffes ab. Vor allem verzichtet der amerikanische Filmemacher dabei völlig auf epische Kampfszenen. Und das gereicht ihm keineswegs zum Nachteil. The Green Knight erweist sich als mystischer Selbstfindungstrip seines Protagonisten, dessen Reise allerdings eher ereignislos verläuft. Die einzelnen Erlebnisse verändern Gawain allerdings nicht. Er besitzt Mut, möchte gerne ein Ritter sein, doch erweist es sich als fraglich ob er auch die charakterlichen Voraussetzungen besitzt. Ein Anti-Held auf seiner eigenen Anti-Heldenreise.
Dev Patel (Slumdog Millionär, David Cooperfield – Einmal Reichtum und zurück) meistert die Hauptrolle als Gawain ohne groß aufspielen zu müssen. Oscar-Gewinnerin Alicia Vikander (2016 für The Danish Girl) glänzt in einer Doppelrolle. Das kränkliche Königspaar spielen Sean Harris (Macbeth [2015], Spencer) und Kate Dickie (Game of Thrones), während Sarita Choudhury (Kama Sutra, The Hunger Games: Mockingjay) als Gawains Mutter zu sehen ist. Hinter der eindrucksvollen Maske des titelgebenden grünen Ritters steckt Ralph Ineson (Game of Thrones). In weiteren Rollen treten unter anderem Joel Edgerton (King Arthur, Der große Gatsby [2013]) und Barry Keoghan (The Killing of a Sacred Deer) auf.
Ähnlich wie beim erwähnten Excalibur spielt auch dieser Film in einer Welt, in welcher man die allgegenwärtige Anwesenheit von Magie förmlich spüren kann. Gawains Mutter (die sich als Morgan LeFay, Schwester des Königs, identifizieren lässt) verbringt die meiste Zeit ihrer Screentime mit merkwürdigen Ritualen, deren Auswirkungen nicht unbedingt gleich ersichtlich werden. Kameramann Andrew Droz Palermo liefert Bilder von teils atemberaubender und surrealer Schönheit. Gedreht wurde an diversen Schauplätzen in Irland sowie in den Ardmore Studios (Bray, County Wicklow). Daniel Hart schuf dazu einen absolut famosen Soundtrack, der zwischen unheilvoll-tickenden Percussions, Streichern diverser Couleur, mittelalterlichen Liedern sowie glockenklarem Gesang eines Chors und von Sopranistin Emma Tring vereint. Diese perfekt ineinander greifenden audiovisuellen Bestandteile vermögen eine ungeheure Faszination auf den Zuschauer auszuüben, wenn man sich auf diese stimmungsvolle, rätselhafte Queste einlassen kann.
The Green Knight ist seit dem 9. Dezember 2021 auf DVD und BluRay erhältlich sowie bei diversen Streaminganbietern verfügbar.
Fazit: Magisch-surreale Neuinterpretation der Sage um Gawain und den grünen Ritter. 9 von 10 Punkten.
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Der Grüne Ritter
Gawain
Der König
Die Lady
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Marius Joa, 17. April 2022. Bilder: EuroVideo.
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