Tödliches Kommando – The Hurt Locker

An der Kinokasse brach Avatar alle Rekorde, doch bei der Oscar-Verleihung 2010 räumte das Kriegsdrama Tödliches Kommando – The Hurt Locker ab und wurde unter anderem als bester Film ausgezeichnet. Marius Joa hat sich die DVD angesehen.

Tödliches Kommando – The Hurt Locker (The Hurt Locker)
Kriegsdrama USA 2008. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 126 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Jeremy Renner, Anthony Mackie, Brian Geraghty, Christian Camargo, Christopher Sayegh u.v.a. Regie: Kathryn Bigelow. Drehbuch: Mark Boal.

Todeszone Irak

2004 im Irak. Ein dreiköpfiges Bombenentschärfungskommando der US Army hat noch 40 Tage bis zur Ablösung. Da wird ihr Entschärfungstechniker (Guy Pearce) bei einem Einsatz getötet. Sein Nachfolger wird Sergeant William James (Jeremy Renner), der mit seinem Hang zu unnötiger Gefahr und seinen eigenwilligen Methoden bei seinen beiden Kollegen Sergeant Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Eldridge (Brian Geraghty) für Unmut sorgt. Immer wieder müssen die drei Bomben entschärfen und gefährliche Gebiete sichern, in einem vom Krieg gezeichneten Land, in dem jeder ein potenzieller Selbstmordattentäter sein könnte.

Gegensätzlicher könnten zwei Filme kaum sein als James Camerons aufgeblasenes Effekt-Spektakel Avatar – Aufbruch nach Pandora und Tödliches Kommando – The Hurt Locker, bei welchem Camerons Ex-Ehefrau Kathryn Bigelow Regie führte. Entgegen vieler Erwartungen ist Bigelows Werk kein patriotischer oder regimekritischer Beitrag. Vielmehr zeigt Tödliches Kommando in nüchtern-realistischer Weise den Alltag aus der Sicht dreier US-Soldaten, die einfach ihre Arbeit machen und darauf hoffen, die übrigen Tage bis zur Ablösung zu überleben.

Die Menschlichkeit des Films liegt vor allem in seinen drei Hauptfiguren, dem etwas widersprüchlichen Sergeant James, dem auf Sicherheit bedachten Sergeant Sanborn und den emotionalen Specialist Eldridge, authentisch gespielt von den unbekannten Darstellern Jeremy Renner, Anthony Mackie und Brian Geraghty. Die einzig wirklich namhaften Schauspieler Ralph Fiennes, David Morse und Guy Pearce haben jeweils nur einen kurzen Auftritt. Im dokumentarischen Stil wird die Stimmung in der Todeszone Irak mit minimalistischer Handkamera festgehalten, als hätte das Filmteam einfach reale Soldaten bei ihrer Arbeit im Nahen Osten begleitet. Der Wahnsinn des Krieges zeigt sich auch in einer Szene mit einem Feuergefecht über 800 Meter Entfernung.

Tödliches Kommando – The Hurt Locker gewann 2010 nicht zu Unrecht sechs Oscars (in den Kategorien Film, Regie, Drehbuch, Schnitt, Ton und Tonschnitt). Mit Kathryn Bigelow nahm erstmals eine Frau den Regie-Goldjungen mit nach Hause. In einer Zeit, in der die Hollywood-Filme immer teurer und die Drehbücher immer oberflächlicher werden, wünscht man sich mehr Filme wie diesen: minimalistisch, menschlich, aber wirkungsvoll.

Fazit: Menschliches, minimalistisches Kriegsdrama, in dokumentarischen Bildern eingefangen. 8 von 10 Punkten.

Marius Joa, 9. Januar 2011. Bilder: Concorde.


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